08 Geweihte des Todes - Adrian Lara
konnte.
Um sich irgendwie zu beruhigen, bevor alles noch weiter außer Kontrolle geriet, zog er sich von ihr zurück und schwang mit einem deftigen Fluch die Beine über den Bettrand. Der Boden war kalt unter seinen Füßen, eisig an seiner lebendigen, schweißbedeckten Haut. Als er Jennas Hand leicht auf seinem Rücken spürte, durchzuckte ihn die Berührung wie eine Flamme.
„Brock, alles in Ordnung?“
„Ich muss los“, sagte er schroff, Worte, die ihm nur widerwillig über die Zunge kamen.
Es fiel ihm so verdammt schwer, aus diesem Bett zu steigen, wo Jenna ihm so nah war, nackt und wunderschön, und ihn mit ihrer liebevollen, wenn auch unnötigen Besorgnis berührte.
Dieses Rendezvous – der Sex, den er ihr so wohlwollend angeboten hatte, in der Fehlannahme, dass er alles so gut unter Kontrolle hatte – sollte eigentlich ihr gelten. Zumindest hatte er sich das eingeredet, als er sie in der Kommandozentrale geküsst und erkannt hatte, wie lange sie allein gewesen war, unberührt. Aber eigentlich war es der reine Egoismus gewesen.
Er hatte sie gewollt und gedacht, dass der einzige Weg, sie sich aus dem Kopf zu schlagen, war, sie in sein Bett zu kriegen. Er hatte erwartet, dass es mit ihr genauso sein würde wie mit jeder anderen seiner unverbindlichen, bewusst unkomplizierten Affären mit normalsterblichen Frauen. Doch da hatte er sich gründlich getäuscht. Statt sein Verlangen nach Jenna zu stillen, hatte der Sex seine Begierde nach ihr nur noch verstärkt. Er wollte sie immer noch, heftiger als je zuvor.
„Ich kann nicht bleiben.“ Das murmelte er mehr, um sich selbst zu bestärken, statt als Erklärung für sie. Ohne sie anzusehen, weil er wusste, dass er dann nicht mehr die Kraft haben würde zu gehen, stand er auf. Er bückte sich nach seinen Jeans und zog sie hastig an. „Es wird schon bald dunkel. Ich muss mir meine Befehle für die Patrouille holen, Waffen und Munition vorbereiten …“
„Ist schon in Ordnung, du musst mir nichts erklären“, sagte sie hinter ihm. „Ist ja nicht so, dass ich noch mit dir kuscheln will oder so.“
Das brachte ihn dann doch dazu, sich zu ihr umzudrehen. Erleichtert sah er, dass sie nicht vorwurfsvoll oder wütend wirkte, während sie ihn unverwandt ansah. Doch das leicht gereckte Kinn kaufte er ihr nicht ganz ab. Sie dachte wohl, dass es sie abgebrüht und unerschütterlich wirken ließ – das kühle, geübte Selbstbewusstsein, das besagte, dass sie keine Herausforderung scheute.
Wenn er sie eben erst getroffen hätte, hätte er ihr diesen Blick abgekauft. Aber alles, was er in diesem Augenblick sah, war, wie fragil und verletzlich sie eigentlich hinter ihrer toughen Maske war.
„Denk nicht, dass das ein Fehler war, Jenna. Ich will nicht, dass du bereust, was hier passiert ist.“
Sie zuckte die Schultern. „Was gibt’s da zu bereuen? Es war doch nur Sex.“
Absolut unglaublicher Sex, berichtigte er innerlich, sagte es aber nicht laut, wo doch selbst der Gedanke daran ihn noch steifer machte. Gott, er brauchte schleunigst eine eiskalte Dusche! Oder vielleicht gleich ein Eiswasserbad, die ganze nächste Woche.
„Ja.“ Er räusperte sich. „Ich muss jetzt los. Wenn dein Bein dir Probleme macht oder wenn du sonst irgendwas brauchst … wenn ich irgendwas für dich tun kann, dann sag mir Bescheid. Okay?“
Sie nickte, aber am trotzigen Flackern ihrer Augen und dem störrisch gereckten Kinn konnte er sehen, dass sie ihn nie um etwas bitten würde. Sie war bisher schon zögerlich gewesen, seine Hilfe anzunehmen, aber jetzt würde sie garantiert alles an Hilfe zurückweisen, was er ihr anbot.
Wenn er sich gefragt hatte, ob dieses Rendezvous ein Fehler gewesen war oder nicht, dann starrte die Antwort ihm eben voll ins Gesicht.
„Wir sehen uns“, sagte er und fühlte sich genauso lahm, wie er klang.
Er wartete nicht ab, dass sie ihm klipp und klar sagte, er solle sich zum Teufel scheren, sondern wandte sich ab und verließ das Schlafzimmer. Sein T-Shirt schnappte er sich im Gehen, zog die Wohnungstür hinter sich zu und ging den leeren Korridor hinauf.
Verdammt, er war schon ein erstklassiges Arschloch!
Mit einem Stöhnen voller Selbsthass ließ sich Jenna auf das Bett zurückfallen, als sich im Nebenraum die Tür hinter Brock schloss. Sie hatte schon immer ein Händchen dafür gehabt, Männer in die Flucht zu schlagen, ob mit geladener Waffe in der Hand oder ohne. Aber dafür, dass sie es geschafft hatte, dass sogar ein Prachtexemplar wie
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