08 - Im Angesicht des Feindes
da?«
Nach Corrines Gesichtsausdruck zu urteilen, war das nicht die richtige Frage. Aber sie brauchte nicht beantwortet zu werden, da Robin praktisch im selben Moment ins Wohnzimmer trat und an der Tür stehenblieb. Er war von oben bis unten verdreckt; in seinem Haar hingen Spinnweben. Aber er lachte Barbara an und sagte: »Ah, da sind Sie ja. Sie werden Augen machen. Und Stanley kriegt einen Anfall, wenn er das hört.«
»Robbie, mein Schatz?« Corrines Stimme - atemlos und matt - lenkte Robins Aufmerksamkeit von Barbara ab. Sein Blick flog zum Spieltisch.
Celia stand auf. »Hallo, Rob«, sagte sie.
»Hallo, Celia.« In einiger Verwirrung sah er von seiner Zukünftigen zu Barbara.
»Ich wollte gerade nach oben gehen«, sagte Barbara. »Wenn Sie mich entschuldigen -«
»Nein!« rief Robin mit flehendem Blick. Dann fügte er zu Celia gewandt hinzu: »Ich stecke gerade mitten in einer Sache. Tut mir leid, aber ich kann das jetzt nicht einfach stehen- und liegenlassen.« Sein Gesichtsausdruck übermittelte die stillschweigende Botschaft, daß er hoffte, eine von ihnen würde ihn aus dieser unangenehmen Situation befreien.
Corrine hatte offensichtlich nicht die Absicht und Celia nicht den Wunsch. Und Barbara, die vielleicht aus Freundschaft bereit gewesen wäre, ihn zu erlösen, wußte nicht, wie sie es anstellen sollte. Diese Art gesellschaftlicher Finesse war eine Domäne von Frauen wie Helen Clyde.
»Celia wartet seit halb neun auf dich, Robbie«, sagte Corrine.
»Wir haben es uns richtig gemütlich gemacht. Ich habe ihr gesagt, daß seit ihrem letzten Besuch bei uns viel zuviel Zeit vergangen ist, und ich weiß, daß du jetzt, wo du bei der Kriminalpolizei bist, dafür sorgen wirst, daß sich das ändert. Du wirst schon sehen, hab' ich zu ihr gesagt, bald steckt Robbie dir was ganz Besonderes an den Finger. Wart's nur ab.«
Robin wand sich vor Qual. Celia wand sich vor Verlegenheit. Barbara spürte, wie ihr heiß wurde. »Ja, also dann«, sagte sie energisch und machte eine entschlossene Kehrtwendung zur Tür. »Einen schönen Abend noch. - Robin, wir beide können uns ja -«
»Nein!« Er folgte ihr.
»Robbie!« rief Corrine.
»Rob!« rief Celia.
Doch Robin folgte Barbara dicht auf den Fersen. Sie hörte seine Stimme hinter sich. Beschwörend sagte er ihren Namen. An der Tür zu ihrem Zimmer holte er sie ein und faßte sie am Arm. Er ließ los, sobald sie sich umdrehte.
»Hören Sie, Robin«, sagte sie, »das wird langsam ein ziemlich übles Kuddelmuddel. Ich kann genausogut in Amesford ein Zimmer nehmen, und nach heute abend denke ich, daß es auch das beste ist.«
»Nach heute abend?« Er blickte zur Treppe. »Warum? Deswegen? Sie meinen, wegen Celia? Wegen meiner Mutter? Ach was, vergessen Sie's. Das ist total unwichtig.«
»Ich glaube nicht, daß Ihre Mutter oder Celia Ihnen da zustimmen würden.«
»Und wennschon! Sie zählen doch gar nicht. Jedenfalls nicht jetzt. Nicht heute abend.« Er wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn und ließ einen Schmutzfleck auf ihr zurück.
»Ich hab's gefunden, Barbara. Ich war den ganzen Tag unterwegs. Ich bin in jedes Loch gekrochen, das ich kenne. Und ich hab's tatsächlich gefunden.«
»Was denn?« fragte sie.
Sein schmutziges Gesicht verzog sich zu einem triumphierenden Lächeln. »Das Versteck, in dem Charlotte Bowen festgehalten worden ist.«
Alexander Stone stand da und beobachtete seine Frau, die eben den Hörer des Telefons auflegte. Es war unmöglich, etwas in ihrem Gesicht zu lesen.
Er hatte nur ihre Seite des Gesprächs mitgehört. »Du sollst mich nicht anrufen«, hatte sie gesagt. »Ruf mich nie wieder an! Was willst du überhaupt?« Als sie wenig später wieder gesprochen hatte, klang ihre Stimme erstickt. »Er ist was? Wann? Du hundsgemeiner - Untersteh dich, mir weismachen zu wollen - Du Schwein! Du gemeines Schwein!« Das letzte Wort klang wie ein Kreischen. Sie preßte eine Faust auf ihren Mund, um es zu unterdrücken. Alex konnte die Stimme eines Mannes hören, der immer noch in ernstem Ton auf Eve einredete, als sie den Hörer auflegte. Sie saß stocksteif da und zitterte doch, als jagten elektrische Ströme durch ihren Körper.
»Was ist los?« fragte Alex.
Sie waren zu Bett gegangen. Eve hatte darauf bestanden. Sie hatte gesagt, er sähe völlig erschöpft aus, sie selbst sei am Ende, und sie brauchten beide dringend Ruhe, wenn sie die kommenden Tage mit all den Beerdigungsverpflichtungen überstehen wollten. Aber weniger
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