Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
notwendigen Umwandlung in die Kriegsmarine eingestellt werden solle.
    Nun werdet ihr mich fragen, Mesch'schurs, warum ich hier so viele Worte über den ‚Schwarzen Kapitän‘ mache; ihr sollt die Antwort sofort haben. Nämlich als wir Sanders bei Sam Fire-gun ergriffen hatten und dann seine Taschen durchsuchten, wurden allerhand Notizen gefunden, deren Bedeutung die andern nicht ergründen konnten; als man mir sie aber überließ und ich sie sorgfältig durchging, wurde mir klar, daß Sanders kein anderer als der ‚Schwarze Kapitän‘ sei; Jean Letrier war einer seiner Korsaren. Welch ein Fang! Nicht wahr? Ich kann euch die Freude, welche ich fühlte, nicht beschreiben, und sah die Belohnung, die mich erwartete, schon in meinen Händen. Ich ließ diese Freude aber nicht sehen und verheimlichte es auch Sanders, daß ich ihn durchschaut hatte.“
    „Sagtet Ihr es auch Euren Gefährten nicht?“ erkundigte sich der Indianeragent.
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    „Weil ein unvorsichtiges Wort genügt hätte, Sanders erraten zu lassen, daß ich sein Geheimnis kannte. Er sollte das erst vor Gericht erfahren. Durch solche Überraschungen pflegen selbst harte Verbrecher förmlich niedergeschmettert zu werden. Es ging aber leider anders, als ich dachte.“
    „Er ist euch doch nicht etwa entsprungen?“
    „Allerdings ist er das! Aber ehe ich erzähle, wie das zuging, will ich euch viel weiter nach dem Westen führen, über die Felsenberge, durch Arizona und Nevada, bis wir uns in San Francisco befinden, wo wir sehr bald auf eine bekannte Person treffen werden, obgleich sie sich große Mühe gibt, nicht erkannt zu werden.“
    „Wer ist das?“
    „Werdet es gleich erfahren. Also, hört.“
    Wer heutigentags nach San Francisco, der Beherrscherin des Goldlandes und des stillen Weltmeeres, kommt und, am Hafenquai stehend, das Völkergewühl, welches hier in fast unlösbarer Bewegung durcheinander wirrt, beobachtet, wer die breiten, langgestreckten Straßen, die umfangreichen Plätze, die prächtigen Paläste und Gebäude sieht, hinter deren Spiegelscheiben alles aufgestapelt ist, was vom Gold stammt, mit ihm in Beziehung steht und für dasselbe zu haben und zu kaufen ist, der vermag nur schwer an die geringen, ja armseligen Anfänge denken, aus denen sich die Metropole des schimmernden Metalles entwickelt hat.
    Und wie die Wogen da draußen im Hafen und auf der See steigen und fallen, wie die bunt zusammengewürfelte Menschheit in den Straßen, Plätzen und öffentlichen Lokalen sich ohne Rast und Ruhe schiebt und stößt, drückt und drängt, so steigt und fällt auch das wankelmütige Glück, so schiebt auch das untreue Verhängnis den Spielball, Mensch genannt, zum scheinbar sichern Halt empor und stößt ihn im nächsten Augenblick wieder hinab auf den Grund, wo das ‚Ungeziefer der Gesellschaft‘ wimmelt. Wer gestern noch als Millionenmann gepriesen und beneidet wurde, bricht vielleicht schon heut mit Hacke, Spaten und Büchse nach den Diggins auf, um den verlorenen Reichtum wieder zu gewinnen. Die Existenzen sind vorwiegend problematisch, und manche glänzende Salonerscheinung entpuppt sich, wenn das Spiel zu Ende ist, als ein haltloses, abenteuerliches Dasein, dessen Bestehen nur von dem Fall des Würfels abhängig war.
    Auf dem Kurs von Acapulco nach San Francisco segelte ein Fahrzeug. Es war ein stramm gebautes, schneidiges Dreimasterschiff, welches unter dem Spriete und hinten am Stern in goldenen Lettern den Namen ‚l'Horrible‘ trug. Die Kleidung der Mannschaft bewies, daß das Schiff zur Kriegsflotte der Vereinigten Staaten gehöre, obgleich aus mancher Kleinigkeit im Bau und Takelung sich vermuten ließ, daß es nicht zu diesem Zweck gebaut sei.
    Im gegenwärtigen Augenblick stand der Befehlshaber auf dem Quarterdeck und blickte hinauf nach den Wanten, wo einer der Männer hing und mit dem Rohr in der Hand scharfen Ausguck hielt.
    „Nun, Jim, hast du ihn?“ fragte er.
    „Ay, ay, Capt'n; dort segelt er grad vor dem Glas!“ antwortete der Gefragte, mit der Hand windwärts deutend. Er nannte den Befehlshaber Kapitän, obgleich dieser die Abzeichen des Marinelieutenants trug. Ein Grad höher kann niemals schaden, zumal wenn der Betreffende den höhern Rang verdient.
    „Welchen Lauf hält er?“
    „Er sucht unser Kielwasser, Master. Ich glaube, er schlägt von Guayaquil oder Lima, vielleicht gar von Valparaíso herauf, weil er mehr aus dem Westen steuert als wir.“
    „Was für ein Fahrzeug ist es,

Weitere Kostenlose Bücher