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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Maat; leg bloß den Wind!“
    Augenblicklich gehorchte das Steuer dem Ruf, und mit möglichst weniger Leinwand an den Rahen legte sich der ‚l'Horrible‘ herum, um auf die ‚Swallow‘ zu warten.
    Auch von ihrem Bord krachte ein Schuß. Mit beinahe fabelhafter Geschwindigkeit kam sie herbeigeflogen. Unter ihrem Spriete breitete eine aus Holz gehauene blaue Schwalbe ihre vergoldeten, spitzen Flügel aus. Die Namensinschrift am Stern war jetzt nicht zu bemerken. Die flotte Brise lag voll in ihrem schweren Segelwerk. Zur Seite geneigt, so daß die Spitzen ihrer Nocken fast das Wasser berührten, schoß sie mit einer Sicherheit und Zierlichkeit heran, die ihrem Namen alle Ehre machte. Jetzt war ihr Klüversegel fast in gleicher Breite mit dem Sternwimpel des ‚l'Horrible‘, da erscholl die Stimme ihres Befehlshabers, welcher vorn auf dem Deck seines Schoners stand:
    „Hallo, die Reffs!“
    Im Nu schlappten die Segel hernieder, das Fahrzeug stieg vorn in die Höhe, erhob sich aus seiner geneigten Lage, schwankte einmal kurz auf die andre Seite und richtete sich dann stolz und kräftig über die gebändigten Wogen.
    „Ahoi, was für ein Schiff?“ fragte mit der Hand vor dem Mund, der Befehlshaber des ‚l'Horrible‘; er wußte gar wohl, was für ein Fahrzeug er vor sich hatte, mußte aber der gebräuchlichen Form genügen.
    „Die ‚Swallow‘, Lieutenant Parker, von New York, direkt von New Orleans um Kap Horn herum. Und Ihr?“
    „Der ‚l'Horrible‘, Lieutenant Jenner aus Boston, zum Kreuzen in diesen Gewässern, Sir!“
    „Ist mir lieb, Sir! Habe Euch etwas zu übergeben. Soll ich per Schaluppe hinüberkommen, oder darf ich mich Dahlbord an Dahlbord an Eure Langseite legen?“
    „Versucht's, wenn Ihr's zuwege bringt, Lieutenant!“
    „Pah, die ‚Swallow‘ bringt noch Schwereres fertig!“ Er trat zurück und gab den Seinen einen Wink. Die ‚Swallow‘ warf sich leicht herum, beschrieb einen kurzen Bogen und legte sich so nahe an das andre Fahrzeug, daß ihre Mannschaft die Wanten desselben zu erfassen vermochte, ein Manöver, welches bei solchem Wind und mit dieser Sicherheit nur ein kühner und dabei sehr tüchtiger Mann auszuführen den Mut hat.
    Während die beiden Schiffe sich auf einem Wellenpaar wiegten, stand Max Parker mit einem gewandten Sprung neben dem Lieutenant Jenner.
    „Habe den Auftrag, Euch diese versiegelte Depesche zu überreichen, Sir!“ meinte er, indem sie sich freundschaftlich die Hände schüttelten.
    „Ah! Wollt Ihr mit hinab in die Kajüte? Laßt uns doch einen Trunk am Bord des ‚l'Horrible‘ nehmen.“
    „Hab' nicht gut Zeit, Lieutenant. Laßt einen Seidel hier heraufbringen!“
    Jenner gab den dazu nötigen Befehl und öffnete dann, nachdem er respektvoll salutiert hatte, das Kuvert.
    „Wißt Ihr, was die Depesche enthält?“ fragte er.
    „Nein; kann mir's aber denken.“
    „Ich muß sofort nach San Francisco, wohin ich übrigens schon den Kurs genommen hatte. Ich sollte dieses mitteilen.“
    „Well, so habe ich Euch diese Depeschen an die hier stationierenden Unionskapitäne zu überreichen. Ihr wißt wohl, daß der Süden revoltiert?“
    „Habe davon gehört, obgleich ich erst kurze Zeit diese Breite kreuze. Werden sich aber wohl verrechnet haben, die Rebellen, was?“
    „Meine es auch; doch ist der Süden stark und im Besitz fester Häfen und ungeheurer Hilfsquellen. Kampf wird es geben, schweren, harten Kampf, und ungeheuerlicher Anstrengung wird es bedürfen, um ihn niederzuringen. Ich wünsche, daß wir uns wiedersehen, Sir, Seite an Seite, dem Feind gegenüber!“
    „Sollte mich freuen, Master, herzlich freuen, mit einem Schiff, wie Eure ‚Swallow‘ ist, den Gegner packen zu können. Wohin seid Ihr jetzt bestimmt?“
    „Auch nach San Francisco, wo ich neue Order empfange. Vorher jedoch muß ich ein wenig auf der japanischen Route streifen. Fare well, l'Horrible!“
    „Fare well, Swallow!“
    Die beiden Männer leerten ihre Gläser, dann sprang Parker auf das Deck seines Fahrzeugs zurück. Die ‚Swallow‘ stieß vom ‚l'Horrible‘ ab, warf ihre Segel wieder an die Rahen, nahm den Wind voll in die Leinwand und schoß unter einem lauten Abschieds-Hallo der beiderseitigen Mannschaften davon. So schnell wie sie vom südwestlichen Gesichtskreis her erschienen war, so schnell verschwand sie wieder an dem in Glut getauchten westlichen Horizont.
    Es war, als sei eine graziöse Fee aus den Fluten aufgetaucht, um den einsamen Schiffer zu begrüßen und

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