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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zur Erde. Im nächsten Augenblick hoben sich neben ihnen zwei Gestalten empor, welche von ihnen unbemerkt die enge Wasserpforte passiert hatten. Es war Sam Fire-gun und der kleine Bill Potter.
    „Hihihihi!“ lachte der letztere, „sind zu früh flügge geworden, die kleinen Jungens; haben noch nicht gelernt, die Augen und Ohren aufzutun. Seht Ihr's, Colonel, daß ich recht hatte? Sie haben vergessen, ihre Spuren zu verwischen, und nun können wir den Lagerplatz suchen, wo der Dicke mit dem Dünnen angehobbelt liegt.“
    „Getraust du dich allein wieder zur Höhle emporzuarbeiten, Bill?“
    „Warum nicht? Glaubt Ihr etwa, Bill Potter fürchtet sich vor den zwei Tropfen Wassers, die er zu schlucken bekommt?“
    „So kehre zurück, während ich inzwischen diesen Spuren folge, und bringe die andern um den Berg herum zu dieser Stelle. Es braucht nur die gewöhnliche Wache zurückzubleiben, denn der Platz ist vollständig gesäubert. Ich gehe euch voran und ihr kommt mir nach. Sputet euch aber, mich bald einzuholen!“
    Der kleine Trapper verschwand nach einer zustimmenden Gebärde in der Öffnung, und Sam Fire-gun begann, die Fährte aufzunehmen. Diese war so deutlich, daß er, wenigstens für den Beginn ihrer Verfolgung, keine übermäßige Aufmerksamkeit auf sie zu verwenden brauchte und sie nur flüchtig nebst dem umherliegenden Terrain überblickte. Daher entgingen dem sonst so scharfsinnigen Mann die Spuren, welche die beiden Flüchtlinge wegen des nächtlichen Dunkels notwendigerweise zurückgelassen hatten, und er verschwand, den Fußstapfen der Indianer folgend, gar bald zwischen den Bäumen des Waldes.
    Wieder verging eine längere Zeit, dann flüsterte Sanders: „Das ist Pech, außerordentliches Pech! Diese braven, kleinen Indianer sind glücklich an dem gefährlichen Seil hinauf in die Höhle gekommen, aber sofort alle niedergemacht worden. Es ist jammerschade um sie! Nun stehen wir wieder allein gegen Fire-gun und seine Leute!“
    „Wäre es nicht besser, Kapitän, wenn wir ihm heimlich folgten?“ fragte Jean Letrier. „Wenn wir ‚glücklich entkommen wollen‘, müssen wir unbedingt Pferde haben und können uns nur an die Tiere der Roten halten.“
    „Das geht unmöglich. Die Jäger kommen nach und würden unsre Spur sofort entdecken.“
    „Was hindert uns, den Alten für immer unschädlich zu machen? Wir haben ein Messer.“
    „Jean, wir haben gar Vieles und Schweres möglich gemacht, aber Westmänner sind wir nicht. Der Colonel hat ein feines Gehör und ist uns mit seinen Waffen überlegen. Selbst wenn es uns gelänge, einen guten Stich anzubringen und zu den Pferden zu gelangen, so hätten wir kaum einige Minuten später die ganze wütende Horde im Rücken.“
    „Wenn der Alte weg ist, brauchen wir die übrigen nicht zu fürchten. Der unsinnige Steuermann, Wallerstein, der veritable Polizeispion, sie verstehen von der Prärie nichts und sind – – –“
    „Und Winnetou, der Apache?“ fiel ihm Sanders in die Rede.
    „Teufel, ja, an den habe ich gar nicht gedacht. Chez dien, der wäre ganz allein imstande, uns einzuholen und mit seinem verdammten Tomahawk zu zerschmettern. Aber, was tun? In Ewigkeit hier liegen bleiben können wir doch nicht.“
    „Du bist ein Schwachkopf, Jean. Im Hide-spot liegt ein ganzer Reichtum an Gold aufgestapelt.“
    „Nun?“
    „Gold brauchen wir.“
    „Wollen wir Sam Fire-gun schön bitten, es uns zu verehren?“
    „Pah! Wir haben es.“
    „Wann?“
    „Wenn die Trapper jetzt fort sind.“
    „Und wie?“
    „Das ist leicht. Oder fällt dir gar nichts ein, Jean?“
    „Mir fällt jetzt weiter nichts ein, als daß wir in eine ganz armselige Klemme geraten sind.“
    „Aus welcher wir bald heraus sein werden.“
    „Inwiefern?“
    „Wir warten, bis die Jäger fort sind.“
    „Und dann?“
    „Dann“, flüsterte Sanders, obgleich kein Lauscher in der Nähe war, „dann kehren wir auf demselben Weg zurück, den wir gekommen sind.“
    „Teufel! Nach der Höhle?“
    „Versteht sich!“
    „Und lassen uns drin abschlachten!“
    „Oder auch nicht. Du hast ja gehört, daß bloß ein einziger Jäger als Wache zurückbleiben soll. Er wird eine ganze Strecke von der Höhle am Bach stehen und uns gar nicht bemerken.“
    „Ah – richtig! Der Colonel hat einen gewaltigen Fehler begangen, daß er hier am Wasser keinen Posten aufstellte.“
    „Natürlich. Also wir kehren in die Höhle zurück.“
    „In die Höhle zurück“, wiederholte der andre eifrig,

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