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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Hund!“
    Als die Wirtin die Tür hinter ihnen zugemacht hatte, steckte ich die Revolver wieder ein, setzte mich nieder und bat um ein andres Glas. Die allgemeine Spannung löste sich in einem Hauch, der hörbar durch den Gastraum ging. So hatten sich die guten Gentlemen das Ende nicht gedacht! Als Mutter Thick mir das Bier brachte, gab sie mir die Hand und sagte:
    „Ich muß mich wieder bei Euch bedanken, Sir. Ihr habt mich von diesen Menschen befreit, die wer weiß was noch angefangen hätten. Und wie habt Ihr das fertiggebracht! Ich hatte wirklich Angst um Euch, als es losging; jetzt freilich weiß ich, daß Ihr keine Frau zu Eurem Schutz braucht. Ihr sollt das beste Zimmer bekommen, welches ich habe. Aber nehmt Euch ja vor diesen Menschen in acht! Sie fallen ganz gewiß bei der ersten Begegnung über Euch her!“
    „Pshaw! Ich fürchte mich nicht!.“
    „Nehmt es nicht zu leicht! Derartige Halunken kommen nicht von vorn, sondern hinterwärts.“
    Ich sah dann, daß sie nach mir gefragt wurde, doch konnte sie keine Auskunft geben. Man hätte wahrscheinlich gern gewußt, wer ich war, doch hatte ich keine Gründe, Bekanntschaften anzuknüpfen, die nur die Dauer von höchstens zwei oder drei Tagen haben konnten; länger wollte ich nicht in Jefferson bleiben.
    Als ich mir dann meine Stube anweisen ließ, sah ich, daß Mutter Thick Wort gehalten hatte; ich wohnte so gut und sauber, wie ich es nur wünschen konnte, und schlief weit besser, als ich vorher vermutet hatte; denn wenn der Westmann zum erstenmal in einem geschlossenen Raum schläft, pflegt er gewöhnlich kein Auge zuzutun.
    Am nächsten Morgen sorgte ich dafür, daß mein äußerer Mensch ein besseres Aussehen erhielt, und dann suchte ich das Bankhaus Wallace und Co. auf, um mich nach Old Surehand zu erkundigen. Ich war höchst neugierig auf das Verhältnis, in welchem Old Surehand zu diesem Haus stand, und auf den Bescheid, den man mir geben würde.
    Ich hatte von Mutter Thick aus nicht weit zu gehen, denn das Geschäft lag in derselben Straße. Als ich in der Office nach Mr. Wallace fragte, sollte ich meinen Namen nennen; aber weil ich nicht wußte, wie die Verhältnisse standen, verschwieg ich ihn lieber. Es ist oft gut, wenn man nicht gekannt wird, und ich hatte viele Vorteile, die ich auf meinen Wanderungen errang, nur dem Umstand zu verdanken, daß man nicht wußte, wer ich war.
    „Sagt Mr. Wallace, ich sei ein Bekannter von Old Surehand“, sagte ich.
    Kaum hatte ich diesen Namen ausgesprochen, so fuhren die Köpfe sämtlicher Clerks nach mir herum. Ich wurde in der erbetenen Weise angemeldet und dann in ein Zimmer geführt, in welchem ein einzelner Herr am Schreibtisch saß und sich bei meinem Eintritt schnell erhob. Er war ein Yankee mit einem recht sympathischen Gesicht und stand in den mittleren Lebensjahren. Den Blick forschend und erwartungsvoll auf mich gerichtet, stellte er sich vor:
    „Ich heiße Wallace, Sir.“
    „Und mich nennt man Old Shatterhand. Ich weiß nicht, ob Ihr diesen Namen schon einmal gehört habt.“
    „Oft, sehr oft, und zwar in einer Weise, die es mir zur Ehre macht, Euch bei mir zu sehen. Seid mir herzlich willkommen und nehmt Platz, Mr. Shatterhand! Ihr seid natürlich soeben erst in Jefferson City angekommen?“
    „Nein, ich bin seit gestern hier.“
    „Was? Ohne mich sofort aufzusuchen? Wo habt Ihr gewohnt, Sir?“
    „Bei Mutter Thick, hier in derselben Straße.“
    „Kenne sie; eine brave, ehrliche Frau, aber keine Wirtin für einen Gentlemen wie Old Shatterhand!“
    „Oh, ich wohne da vortrefflich und bin ganz zufrieden.“
    „Ja, weil Ihr das Lagern im Freien bei jeder Witterung gewöhnt seid; darum sind Eure Ansprüche so bescheiden. Aber wenn Ihr Euch einmal an einem zivilisierten Ort befindet, müßt Ihr Euch erholen und Euch bieten, was Ihr Euch bieten könnt; das seid Ihr Eurer körperlichen und auch geistigen Gesundheit schuldig.“
    „Grad dieser Gesundheit wegen will ich keine großen Unterschiede, Sir.“
    „Mag sein! Aber ich hoffe, daß Ihr meine Einladung annehmt und während Eures hiesigen Aufenthaltes bei mir wohnt!“
    „Verzeiht es mir, daß ich mit bestem Dank ablehnen muß! Ich gehe wahrscheinlich schon morgen von hier fort; ferner liebe ich es, vollständig unabhängig zu sein und unabhängig handeln zu können, was aber nicht der Fall sein würde, wenn ich bei Euch wohnte. Und sodann bin ich es Mr. Surehand schuldig, Euch nicht zu belästigen.“
    „Wieso?“
    „Ihr kennt ihn

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