Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
alten und neuen Bekannten setzen mußten.
    „Wir haben erst gestern von euch gesprochen“, sagte Treskow. „Wir erzählten unsre damaligen Erlebnisse, und ihr dürft euch also nicht darüber wundern, daß ihr den Gentlemen hier sehr liebe Bekannte seid. Dürfen wir wissen, wie es euch dann später ergangen ist? Ich mußte mich in New York von euch trennen, nachdem wir der Hinrichtung von Sanders, der ‚Miß Admiral‘ und ihrer Genossen beigewohnt hatten.“
    „Wie es uns ergangen ist? Sehr gut“, antwortete Hammerdull. „Wir sind direkt nach dem Westen, wo wir natürlich sogleich unser Hide-spot aufsuchten.“
    „Bestand das noch?“
    „Yes. Warum sollte es nicht mehr bestanden haben?“
    „Der Ogellallahs wegen, die es entdeckt hatten.“
    „Das schadete nichts, denn wir hatten sie ja alle ausgelöscht, und von den Kameraden, die wir dort zurückließen, als der Ritt nach San Francisco begann, waren alle Spuren vernichtet worden. Wißt Ihr noch, daß damals in San Francisco, als wir an Bord gingen, einige von uns an Land blieben?“
    „Ja, ich besinne mich.“
    „Ob Ihr Euch besinnt oder nicht, das bleibt sich gleich, das ist sogar ganz egal; aber diese Männer sind nicht in San Francisco geblieben, um dort auf uns zu warten, sondern nach dem Hide-spot zurückgekehrt, so daß wir unsere Pferde vorfanden, als wir dort ankamen.“
    „Eure Stute auch?“
    „Natürlich. Hei, das hat eine Freude gegeben! Das alte, gute Viehzeug ist vor Entzücken fast verrückt geworden, als sie ihren lieben Dick Hammerdull wiedersah. Auch Winnetou bekam seinen Rappen.“
    „Er ist also mit Euch hinauf zum Hide-spot?“
    „Yes.“
    „Habt Ihr ihn denn vielleicht wieder einmal getroffen?“
    „Yes. Er kam mit Old Shatterhand zu uns.“
    „Old Shatterhand! Ah, den möchte ich auch gern einmal sehen. Ich beneide Euch darum, daß Ihr ihn kennt.“
    „Ob Ihr mich beneidet oder nicht, das bleibt sich gleich; ich beneide mich ja selber drum. Ich sage euch, Mesch'schurs, das ist ein Kerl! Ich habe mich stets für einen tüchtigen Westmann gehalten, und du doch auch, Pitt Holbers, altes Coon?“
    „Hm, wenn du es denkst, lieber Dick, so kann ich nichts dagegen haben.“
    „Ja, es ist wahrhaftig so. Wir haben uns immer eingebildet, daß wir ganz vortreffliche Kerle seien, aber dieser Old Shatterhand hat uns eines ganz andern belehrt. Alles, was wir machten, war falsch und dumm; er hatte in allem eine ganz andre Art und Weise, und wie und wo er ein Ding anfing, da hatte es Erfolg. Er war mit Winnetou fast drei Monate bei uns, und ich sage Euch, daß wir in dieser Zeit zehnmal mehr Häute und Felle erbeutet haben als sonst in einem halben Jahr. Das gab dann später beim Verkauf einen ganzen Klumpen Gold. Kurze Zeit, nachdem sie fort waren, lernten wir einen andern Westmann kennen, der fast auch so berühmt ist wie sie. Nicht wahr, Pitt Holbers, altes Coon?“
    „Wenn du Old Surehand meinst, so kann es mir nicht einfallen, dir unrecht zu geben, lieber Dick.“
    „Ja, Old Surehand, den meine ich. Habt ihr von ihm schon gehört, Mesch'schurs?“
    Sie bejahten alle diese Frage, und er fuhr fort:
    „Das ist auch ein Mann, vor dem man Respekt haben muß. Leider hat er die Eigenheit, an keinem Ort lange zu bleiben. Er schießt nur so viel, wie er zum Leben braucht; darum ist er nicht eigentlich ein Jäger zu nennen, obgleich es auch seiner Büchse nie einen Fehlschuß gibt; er stellt keine Fallen; er sucht nicht nach Gold; man weiß gar nicht, weshalb und wozu er im wilden Westen lebt. Kaum hat man ihn gesehen, so ist er wieder verschwunden. Es ist, als ob er nach etwas suche, was er nicht finden kann. – Also, Mr. Treskow, es ist uns immer gut ergangen; wir haben einträgliche Jagden gehabt und unsern Beutel so gefüllt, daß wir mit dem Geld nicht wissen, wohin.“
    „Da seid Ihr ja zu beneiden, Mr. Hammerdull!“
    „Zu beneiden? Schwatzt keine Dummheit! Was soll man mit dem vielen Geld tun, wenn man nichts damit tun kann? Was kann ich mit meinen Goldstücken, mit meinen Schecks und Anweisungen im wilden Westen machen, he?“
    „Geht nach dem Osten und genießt da Euer Leben?“
    „Danke! Was gibt's da zu genießen? Soll ich mich in ein Hotel setzen und eine Speisekarte herunteressen, von der nichts draußen am Lagerfeuer, sondern alles in der Ofenröhre gebraten ist? Soll ich mich im Menschengewühl eines Konzertsaales halb zerdrücken lassen, die schlechteste Luft des ganzen Erdballes verschlingen und meine guten Ohren

Weitere Kostenlose Bücher