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war hier."
„Das erklärt so einiges."
„Das erklärt einiges mehr, als du ahnst."
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„Wenigstens hast du gewonnen."
Ich sah zu ihm hoch. „Sie hätte mich jederzeit töten können. Sie gab auf, als sie begriff, dass die ganze Zeit ihre Mutter im Hintergrund die Fäden gezogen hatte."
„Ah."
Ja."
Offenbar musste ich Sinclair nicht erst erklären, was dies für uns bedeutete.
Als ich ihn mit den Zähnen knirschen sah, wusste ich, dass er nicht nur wütend war, sondern auch Angst um mich hatte.
Wenn Laura mich nämlich jederzeit hätte töten können -immerhin hatte sie mir die ganze Zeit verheimlicht, wie stark und schnell sie war -, dann stellte sich doch die Frage, wer hier eigentlich das Sagen hatte. Ein einfacher Vampir?
Oder die Tochter des Teufels?
Und was würde passieren, wenn Laura und ich das nächste Mal aneinandergerieten? Denn auch wenn ich es höchst ungern zugab, es würde ganz sicher ein nächstes Mal geben. Ehrlich gesagt, war ich mir ziemlich sicher, dass sie heute nur aufgegeben hatte, weil ich sie mit der Wahrheit geschockt hatte. Die Schwesternkarte würde ich nicht mehr oft ziehen können.
Und bei der nächsten Gelegenheit wäre sie gewarnt.
Dann würde sie mich direkt in die Hölle befördern, und dann gute Nacht für jeden Vampir, den sie danach in die Finger bekäme.
Und sie würde viele in die Finger bekommen. Hauptsächlich, weil sie offenbar Anhänger hatte, die alles taten, was sie ihnen befahl. Ganze Legionen von Anhängern.
Eigentlich hätte es jetzt vorbei sein sollen.
Aber das war es nicht. Wir hatten uns nur eine kurze Verschnaufpause verschafft. Mehr nicht.
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Marc und Sinclair ließen gemeinsam ihre Beziehungen spielen, sodass die Verwundeten ins Krankenhaus gebracht wurden, ohne dass wir den notwendigen Papierkram mit seinen verfänglichen Fragen beantworten mussten. Nicht zum ersten Mal wusste ich es zu schätzen, mit einem reichen Mann mit Vitamin B verheiratet zu sein . . und Dr. Spangler als Mitbewohner zu haben.
Sinclair trug Laura in ihr Zimmer und legte sie aufs Bett. Sie würde ein hässliches blaues Auge bekommen, aber Marc hatte sie untersucht und gesagt, dass sie lediglich bewusstlos war.
Wir wussten immer noch nicht, wo Tina war, deswegen blieb ich in Lauras Zimmer, lauschte ihrem leisen Atem und wartete darauf, dass sie aufwachte.
Nach ungefähr einer halben Stunde schlug sie die Augen auf und starrte erst hoch zur Zimmerdecke, bevor sie mich ansah.
„Willkommen zurück."
„Ist es wahr?", fragte sie heiser, und mit einem Anflug von Mitleid begriff ich, dass sie Angst hatte. „Steckte meine Mutter dahinter?"
„Ja, Laura. Es ist wahr."
„Ich war mir so sicher, dass es ein guter Plan war . . der richtige Plan. Statt vor diesen . . diesen Leuten wegzulaufen, dachte ich, ich würde .. Oh, Betsy! Wie soll ich denn je zwischen meinen eigenen Ideen und ihren Plänen für mich unterscheiden können?"
Die Zeit für tröstliche Lügen war vorbei. „Ich weiß es nicht."
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„Ich wäre lieber tot als ihre Marionette."
„Rönnen wir nicht einen Mittelweg finden, mit dem wir alle glücklich sind?"
Erst jetzt schien sie mein ruiniertes Kostüm, das Blut, mein zerzaustes Haar und die Tatsache, dass ich mit Ruß, Tapetenfetzen und Putzstückchen bedeckt war, zu bemerken.
Ihr Gesicht verzog sich, und sie schlug die Hände vor die Augen. Ich nahm ihre Handgelenke und zog sanft die Hände von ihrem Gesicht.
„Na komm, Laura. So schlimm ist es doch nicht. Dafür hat Gott die chemischen Reinigungen erschaffen. Allerdings wird die Stimmung zwischen uns wohl für eine Weile recht angespannt sein. Möglicherweise wird es uns sogar das Weihnachtsfest verderben."
Mein blöder Scherz kam nicht an - verdientermaßen. Laura brach in Tränen aus. „Es tut mir leid", brachte sie heraus und entzog sich meinem Griff. „Es tut mir ja so leid."
Sie legte die Stirn an meine Schulter, und ich strich ihr über das (jetzt wieder blonde) Haar, während sie in meine ohnehin schon schmutzige Kostümjacke schluchzte. „Schon gut, Laura. Wir finden eine Lösung. Komm, jetzt ist Schluss mit den Tränen."
„Ich hätte dich umbringen können."
„Aber das hast du nicht." Nur ein paar von meinen Leuten. Aber darüber würden wir später noch einmal sprechen müssen. Gerne tat ich es nicht, das war sicher. „Du hast dich von mir ausknocken lassen - wie in einer Schlägerei in einem Western -, statt mich zu töten. Weißt du, was das
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