0800 - Luzifers Höllenfestung
hatte trotz seiner weit reichenden Plakatieraktion den Zuspruch des Publikums völlig unterschätzt. Von überall aus den anderen Ortschaften waren sie gekommen, um ÆmberMoon zu hören. Stattdessen war noch jede Menge Wein vorrätig. Die Menschen, die sich an der Musik dieser Band ergötzten, schienen eher zur Bier-Fraktion zu gehören.
Wie auch immer - der Abend war ein Erfolg, und geschäftstüchtig, wie er war, plante Mostache bereits, die Aktion zu wiederholen. Mit anderen Musikanten, aber nicht minder laut und deutlich. Und Fronton versuchte er zum Wein zu überreden. »Der weckt die Seele und hält dich gesund.«
»Und ist doppelt so teuer. Mostache, du bist ein Halunke und Halsabschneider.«
»Von irgendwas müssen ja auch total verarmte Wirtsleute leben«, klagte Mostache, ohne zu leiden. »Die Honorarforderung der Band ist astronomisch, da bleiben für mich nur ein paar Cent.«
»Dafür sparen wir am Trinkgeld, Monsieur Wirt«, kam es von der Tür her. Der Bassist trat ein, strahlend wie ein Honigkuchenpferd. »Noch eine Runde Alkoholfreies«, bestellte er. »Danach fahren wir weiter, zur nächsten Station unserer kleinen Tournee.«
»Das heißt, ihr seid mit dem Verladen schon fertig?«, seufzte Mostache. Insgeheim hatte er gehofft, die Jungs und Mädels würden zum Abschied noch eine kleine Gratis-Zugabe abliefern. Aber wenn die Instrumente schon im VW-Bus verstaut waren…
Draußen rauschte ein Auto durch die Pfützen und kam nahe am Eingang der Gaststätte zum Stehen. Durchs Fenster sah Mostache Zamorra und Nicole aussteigen. Augenblicke später betraten sie das Lokal.
Nicole deutete auf den Bassisten. »Das ist B.J., Chéri«, flötete sie, an Zamorra gewandt, um sich danach Mostache zuzudrehen. »Ich hoffe, mein Auto ist noch heil?«
Der Wirt schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Ah, jetzt fällt’s mir wieder ein.«
»Was?«
»Als ich heute Nacht mein Auto in die Garage stellte, war was im Wege«, behauptete er todernst. »Ich hab dann ein bisschen Gas gegeben, das Hindernis knüllte sich zusammen - eh, das war wohl dein Auto? Weil ich kein Licht in der Garage habe, konnte ich’s nicht sehen…«
Nicole holte tief Luft. »Mostache, ich bringe dich um«, drohte sie.
»Das kannst du den Bürgern dieses Dorfes aber nicht antun! Was sollen sie denn trinken, wenn du ihren einzigen Wirt erschlägst?«
»Er will dich doch nur verkaspern«, sagte Zamorra. »Bleib cool, Nici. Hol dein Auto aus der Garage. B.J. und ich werden uns in der Zwischenzeit sicher gut unterhalten.«
Es war der Moment, in dem ein anderes Bandmitglied eintrat. »He, da draußen stimmt irgendwas nicht. Lass uns fahren, B.J., so schnell wie möglich.«
Zamorra fühlte die dumpfe Furcht, die den jungen Mann erfüllte. »Was haben Sie gesehen?«, fragte er.
»Der Friedhof… die Toten… das ist doch kein schlechter Film hier, oder…?«
»Was ist daran ungewöhnlich, dass es auf unserem Friedhof Tote gibt?«, brummte Mostache unzufrieden. »Das haben Friedhöfe nun mal an sich.«
»Auch, dass die Toten aus den Gräbern kommen?«
***
Stygia machte sich bereit, in die Welt der Menschen hinüber zu wechseln. Dass Lucifuge Rofocale ihre beiden Bestien gefressen hatte, beeindruckte sie nicht weiter. Sie waren kein großer Verlust; ihresgleichen gab es in der Hölle zu vielen Tausenden.
Aber es war vielleicht nicht gut, den Erzdämon zu lange warten zu lassen. Momentan wollte sie sich nicht mehr Verdruss einhandeln als unbedingt nötig. Sie brauchte nur daran denken, was mit Calderone passiert war…
Sie suchte das kleine Dorf auf, über dem sich am Berghang Château Montagne erhob. Sie ging davon aus, dass sie Zamorra anlocken musste, weil sich selbst den weißmagischen Schutzschirm nicht durchdringen konnte.
Dass er durchlässig geworden war, hatte Lucifuge Rofocale ihr nicht gesagt.
Also musste sie eine möglichst spektakuläre Aktion durchführen.
Und sie wob einen Zauber.
Die Gräber brachen auf…
***
Zamorra wechselte einen schnellen Blick mit Nicole, dann stürmte er nach draußen. Seine Gefährtin folgte ihm nicht sofort. Sie wandte sich an den jungen Musiker. »Was wollten Sie eigentlich auf dem Friedhof?«, fragte sie.
»Gar nichts«, entgegnete der. Langsam gewann er seine Sicherheit wieder zurück. Hier befand er sich unter lebenden Menschen, nicht bei den Toten, und einige davon waren seine Kollegen. Das ließ ihn ruhiger werden.
Dennoch - was er gesehen hatte, erschütterte ihn. Gräber,
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