0802 - Der Wächter
liegen!
Ein letzter Versuch, ein letzter röchelnder Laut, dann sackte das Kreuz auf ihn nieder und zerstörte ihn.
Nur eine Berührung hatte gereicht. Er hörte das Zischen, als wäre Heißes mit Kaltem zusammengetroffen. Ähnlich war es auch hier, denn zwei verschiedene Gewalten waren gegeneinander geprallt, und eine von ihnen konnte nur siegen.
Es war mein Kreuz!
Die Gestalt vor mir krampfte sich zuckend zusammen. Gleichzeitig drang aus ihr eine schwarze, widerlich riechende Wolke hervor, die ihn so überschwemmte, dass ich von der Kreatur nichts mehr sah.
Erst als sich die Wolke verdichtete und zu einer Flüssigkeit zusammensank, die den Körper überschwemmte, da stellte ich fest, dass es ihn nicht mehr gab.
Er war verschwunden, ein feuchter Fleck, der in den Boden einsickern würde. Ein Wesen war zu Legende geworden, trotzdem hatte es existiert, die einsam daliegende UZI war Beweis genug.
Ich richtete mich wieder zu meiner vollen Größe auf, dachte natürlich an das schimmernde Gesicht am Himmel, darauf hoffend, mit ihm Kontakt aufnehmen zu können.
Es war noch da. Sicherlich stand es auch an derselben Stelle, nur kam es mir so vor, als hätte es sich schon wieder in die Tiefen des Alls zurückgezogen. So etwas ist schwer zu beschreiben, ich musste da einfach meinen Gefühlen folgen.
Und die sagten mir, dass es mit einer Kontaktaufnahme nicht so leicht werden würde. Warum sich der Geist des Königs so weit von mir zurückgezogen hatte, wusste er wohl nur selbst, mir jedenfalls war es suspekt.
Abwarten… konzentrieren … darauf achten, ob ich mich nicht doch geirrt hatte.
Nein, wohl nicht, denn das Gesicht rührte sich nicht. Durch nichts traf es Anstalten, mit mir Kontakt aufzunehmen. Auch nicht auf dem Wege der Telepathie. Das wiederum machte mich nicht nur stutzig, es wunderte mich sogar, denn plötzlich kam es mir so vor, als wollte die Erscheinung keinen direkten Kontakt haben, aus welchen Gründen auch immer. Wahrscheinlich war die Zeit noch nicht reif genug, aber das wiederum war für mich auch schlecht vorstellbar.
Das leichte Zucken in meiner rechten Hand war ebenfalls nicht normal. Ich hatte dabei das Gefühl, als wollte mir das Kreuz etwas Bestimmtes mitteilen, zumindest reichte es aus, um den Blick nach unten zu senken. Himmel, es hatte sich verändert. Auf ihm lag eine dicke, glänzende Schicht aus Licht. Es wirkte nicht mehr dünn, sondern sehr kompakt, als wäre es umschlungen worden.
Eine Botschaft!
Ich sah die Zeichen nicht mehr, aber ich drehte mich um, weil ich einem Zwang folgte.
In diesem Augenblick – ich hatte wohl genau das Richtige getan reagierte mein Kreuz. Es wurde dabei von der am Himmel erschienenen Macht ferngelenkt, und ein Lichtstrahl erreichte den Brunnen in dem Klosterhof.
Dieser Lichtschein musste als Energiequelle hoch über mir geboren sein, er hatte sich innerhalb des Kreuzes verfangen und war von ihm wie von einem Katalysator weitergeleitet worden, auf den Brunnen zu, der am Ende des Weges lag.
Ich ging hin.
Es waren Schritte, die mir plötzlich so leicht fielen, denn ich war davon überzeugt, zumindest einen Teil der Lösung zu finden.
Geheimnisvolles, geisterhaftes und auch überirdisch wirkendes Licht hüllte den Brunnen ein. Es hatte sich wie ein dichtes Gespinst um ihn herum gelegt. Der Brunnen sah nicht mehr so aus wie sonst, er hatte sich verändert, denn er wirkte sehr unwirklich wie aus einem Märchen.
Auch ich fühlte mich befreit, sogar ziemlich wohl, obwohl ich noch immer darüber rätselte, weshalb mir die Erscheinung keinen besseren Hinweis gegeben hatte.
Es ging um viel. Dabei hätte sie daran interessiert sein müssen, dass die Kreaturen der Finsternis vernichtet wurden. Oder aber war die Bundeslade etwas so Hohes und Wertvolles, dass es keinem Menschen gelingen sollte, an sie heranzukommen?
Mit allem musste ich rechnen. Schon zu diesem Zeitpunkt wusste ich, dass der Weg bis zum Ziel verdammt steinig werden würde.
Voller Hindernisse, die möglicherweise nicht nur von einer bestimmten Seite aufgebaut worden waren.
Das Mauerwerk strahlte ebenfalls. Ein Teil des Lichtscheins berührte auch die vor dem Brunnen liegende Leiche, wobei es auch in die tiefen Wunden drang und dem gestockten Blut einen kalten Glanz verlieh.
Wie dicht lagen Tod und Leben doch nebeneinander. Einmal die Hoffnung, auf der anderen Seite die Hölle, und ich tendierte noch immer in Richtung Hoffnung.
Mit der linken Hand strich ich über den Rand. Er fühlte
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