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0806 - Die Hexe von Köln

0806 - Die Hexe von Köln

Titel: 0806 - Die Hexe von Köln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Mehnert
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der Frau glichen sich phänomenal. So hatte Zamorra nicht weiter bis zum Tatvorgang zurückgehen müssen, sondern konnte die Verfolgung direkt aufnehmen.
    Er wollte wissen, wohin sie gegangen war, nachdem sie den brutalen Mord begangen hatte.
    Zamorra versuchte den Abstand zu dem, was die »Zeitschau« des Amuletts ihm zeigte, zu verringern, sowohl den örtlichen als auch den zeitlichen.
    Aber die Frau hatte sich nicht gerade langsam fortbewegt. Er würde sie kaum so bald einholen, trotz des Tempos, das er vorlegte.
    Als sie den oberen Absatz der Treppe erreichten, lag der Rathausvorplatz still und verlassen vor ihnen. Ein scharfer Wind pfiff durch die Judengasse und zerrte an der Kleidung und den Einkaufstüten, die Nicoles neuer Bekannter noch immer mit sich herumschleppte.
    »Dort entlang!«
    Zamorra lief nach rechts und führte seine Begleiter an zwei kleinen Hotels und einer Speisegaststätte vorbei bis zu einem Souvenirladen, in dem von miniaturisierten Ausgaben des Kölner Domes bis zu Abziehbildern mit den Figuren des legendären Hänneschen-Theaters alles zu erwerben war, was das Touristenherz begehrte.
    »Da ist noch etwas anderes, nicht nur die Frau«, sagte er, während seine Schritte auf dem Kopfsteinpflaster hallten. »Etwas, das sich der Sicht des Amuletts entzieht. Ich erkenne nicht mehr als einen Schatten - ein ziemlich kleiner Schatten.«
    »Wovon reden Sie da?«, fragte Wagenbach, der immer wieder Blicke auf das Amulett zu erhaschen versuchte. »Was soll dieser ganze Hokuspokus?«
    Nicole ignorierte seine Fragen und wandte sich an ihren Gefährten. »Ein kleiner Schatten? Vielleicht ein Kind?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Etwas mit einer magischen Aura, die ich auf die Entfernung nicht erkennen kann. Aber wenn wir die Frau finden, wissen wir es.«
    Geistermörderin , ging ihm der von der lokalen Presse geprägte Begriff durch den Kopf. Darunter konnte man sich alles und nichts vorstellen, aber vermutlich war das so gewollt.
    Der Freiraum zur Spekulation für jeden einzelnen Leser erhöhte die Auflagenzahlen.
    Trotzdem ging hier etwas nicht mit rechten Dingen zu. Mochte die reißerische Betitelung auch übertrieben sein, es war keine normale Mörderin, auf deren Fährte sie sich gesetzt hatten. Ein eigenartiges Gefühl beschlich ihn.
    Wenn er hier tatsächlich einem Fall von Schwarzer Magie auf der Spur war, stellte die braunhaarige Frau das geringere Übel dar.
    Was war der kleine Schatten? Wieso zeigte das Amulett nicht, was sich dahinter verbarg?
    Zamorra konnte sich nur einen Grund denken.
    Eine magische Abschirmung verhinderte den direkten Blick auf das Wesen, das sich hinter dem Schatten verbarg.
    ***
    Selina miaute warnend, hielt inne und schaute zurück. Offenbar hatte die schwarze Katze etwas gewittert, das Samira bisher entgangen war.
    »Werden wir verfolgt, mein kleiner Liebling?«, fragte sie. »Es ist kaum vorstellbar, dass die Polizei diesmal schneller ist als sonst. Die blicken einfach nicht durch. Also mischt noch ein anderer in diesem Spiel mit?«
    Der Vierbeiner schmiegte sich an Samiras Beine. Sein zorniges Fauchen war eine klare Bestätigung.
    Der Aufgang zum Bahnhofsvorplatz wurde von zahlreichen Passanten frequentiert, aber keiner davon machte einen verdächtigen Eindruck auf die Hexe.
    Sie öffnete ihre verborgenen Sinne und schüttelte nach einigen Sekunden den Kopf. Von den Leuten, die sie sah, war keiner hinter ihr her, und doch vertraute sie Selinas Sinnen auch diesmal.
    Jemand war ihr auf der Spur.
    »Er wird kommen«, wisperte sie. »Wer immer er auch ist.«
    Ein möglicher Verfolger hätte hellsehen müssen, um zu wissen, wohin sie sich gewandt hatte.
    Samira lächelte. Erwuchs ihr da ein Gegner, der ihrer würdig war?
    Die Vorstellung bereitete ihr Vergnügen, und sie spielte mit dem Gedanken abzuwarten, bis er zu ihr aufschloss.
    Selina miaute sie vorwurfsvoll an. Das ist kein Spiel.
    Die Gedanken der Katze lagen wie ein offenes Buch vor Samira. Sie verhießen nichts Gutes. »Also schön, gehen wir nach Hause, auch wenn ich dadurch möglicherweise eine Menge Spaß verpasse.«
    Mit weiten Schritten eilte sie über die Domplatte, den Windböen trotzend, die hier um das berühmte Bauwerk wehten. Mächtig wuchs die gewaltige gotische Kathedrale vor ihr auf, deren verborgene Gänge und Kammern längst zu Samiras neuem Zuhause geworden waren.
    Sie trat durch das Domportal.
    Nach dem Trubel herrschte im Innern eine wohltuende Stille. Andächtig war genau das richtige

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