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0807 - Das Gespenst von Angus Castle

0807 - Das Gespenst von Angus Castle

Titel: 0807 - Das Gespenst von Angus Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die emotionale Seite richtiggestellt worden, an den Tatsachen jedoch hatte sich nichts geändert. Es gab nach wie vor die drei Leichen im Schacht, es gab auch das kleine Schloß mit seinen geheimnisvollen Insassen, und es gab diese Gilda McDuff, von der zwar viel gesprochen worden war, die aber keiner von uns bisher zu Gesicht gekriegt hatte. Für mich war sie noch ein Phantom.
    Es gelang mir nicht, meine Gedanken zu ordnen. Fest stand, daß sich die Familie Sinclair zufällig hier in dieser menschenleeren Gegend getroffen hatte. Dafür mußte es einen Grund geben. Einen Regisseur, der im Hintergrund die Fäden zog und dabei selbst im Hintergrund blieb. Fest stand für mich nur, daß es um die Sinclair ging und möglicherweise um Dinge, die tief in der Vergangenheit lagen, denn grundlos hatten wir uns wohl nicht hier getroffen. Also sollte für unsere Familie ein Finale eingeläutet werden, das mit dem Tod der einzelnen Mitglieder endete.
    Der Gedanke daran trieb mir einen kalten Schauer über den Rücken, und ich hörte auch die Stimme meines Vaters, die nahezu verzweifelt klang, als er sagte: »Ich begreife das nicht, John. Ich kann es nicht fassen. Plötzlich treffen wir uns hier, als hätte uns jemand an der langen Leine hergeführt. Was ist nur der Grund?«
    »Wir werden ihn herausfinden.«
    »Wo? Hier?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht auch im Schloß.« Ich wandte mich an meine Mutter. »Bist du schon dort gewesen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Mein Vater stand neben ihr und hatte seine Hände auf ihre Schultern gelegt. Die Berührung tat gut. Sie sollte ihr zeigen, daß sie nicht allein war.
    »Hättest du denn hingehen sollen oder wollen?«
    »Ich wäre hingegangen, Junge. Ich hatte ja den Auftrag, verstehst du?«
    Sehr nachdenklich und mit gerunzelter Stirn blickte ich in das Gesicht meines Vaters. Auch der konnte mir keine Antwort geben und hob als Geste nur die Schultern.
    »Hast du nie über den Grund nachgedacht, Mutter?«
    »Nein.«
    »Und du hast auch nicht mit Vater darüber gesprochen, nehme ich an.«
    »Das ist richtig. Ich durfte nicht mit ihm darüber reden, als man mich anrief.«
    »Wer rief dich an?«
    Sie hob die Schultern. »Ich weiß es leider nicht. Ich habe die Stimme am Telefon nicht erkannt. Jetzt allerdings bin ich der Ansicht, daß es sich um Mrs. McDuff gehandelt haben könnte.«
    »Die du nicht gesehen hast.«
    »So ist es.«
    »Aber du kennst ihren Namen, Mutter!«
    Sie schaute mich an, überlegte, strich wieder die Haare zurück und murmelte: »Ja, du hast recht. Ich kenne ihren Namen…«
    »Wieso?«
    »Das kann ich dir nicht sagen, Junge. Er fiel mir plötzlich ein, verstehst du?«
    Ich verstand zwar nicht, konnte dies auch nicht nachvollziehen, aber ich akzeptierte es. Hier spielten Kräfte eine Rolle, über die wir noch zu wenig wußten. »Wie war das mit dem Anruf, Mutter? Kannst du mir da Näheres darüber sagen?«
    »Nicht sehr viel.«
    »Versuche es trotzdem. Ich muß alles wissen. Warum seid ihr getrennt hergefahren und nicht gemeinsam?«
    »Es ist alles so…«
    »John«, sagte mein Vater. »Es war ein raffinierter Plan. Man hat uns benutzt, man hat uns gedroht. Mir wurde erzählt, daß ich auf keinen Fall mit jemanden sprechen sollte. Auch mit meiner Frau nicht, wenn ich ihr Leben nicht in Gefahr bringen soll.«
    Mary Sinclair nickte. »Und mir wurde das gleiche erzählt, John. Wer immer uns angerufen hat, er verstand es geschickt, uns gegenseitig auszuspielen, ohne daß wir davon wußten. Das mußt du akzeptieren. Dich muß er doch auch angerufen haben.«
    »Nein. Das war Dad.«
    Mein Vater hob die Schultern. »Ich habe dieses Gesetz durchbrochen«, erklärte er.
    »Tatsächlich?«
    »Ja, Mary. Ich konnte nicht anders. Und ich bin verdammt froh, daß ich es getan habe. John ist zum Glück hier. Das ist wunderbar. Ohne ihn wäre ich vielleicht schon tot. Ich war bereits oben im Schloß. Es ist eine Falle.«
    »Für wen? Für uns?«
    »Genau.«
    »Warum will man uns eine Falle stellen?« rief meine Mutter. »Ich… ich sehe keinen Grund.«
    Da ihr mein Vater keine Antwort geben konnte, blieb sie an mir hängen. »Das kann ich dir in etwa sagen, Mutter. Es ist eigentlich ganz einfach. Es geht um uns, um die Sinclairs. Einen anderen Grund kann es überhaupt nicht geben.«
    Mary Sinclair war aufgestanden. Sie stand, ging einen Schritt zur Seite und mußte sich an der Tischplatte abstützen. »Um uns, sagst du, Junge? Warum? Was haben wir getan?«
    »Das kann ich dir nicht

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