081 - Lady Frankenstein
merkwürdig vor. Sie
wissen doch vom Unfall Ihres Mannes, nicht wahr?“ fragte Jemirez schnell, als fürchte er, zu weit vorzustoßen, ohne sich erst die Gewißheit zu
verschaffen, was Doña Carmen wirklich bekannt war.
„Ja, Bastian
hat mir alles berichtet.“
„Er hat ihn
mitgenommen. Die Polizei hat in sämtlichen in Frage kommenden Krankenhäusern
Nachforschungen angestellt, Doña Carmen. Ihr Mann wurde nirgend eingeliefert! Man steht hier vor
einem Rätsel und nimmt an, daß das Ganze vielleicht nur als Unfall Inszeniert
war, daß der Chauffeur Ihres Mannes eingeweiht war und Alfredo irgendwo
verschwinden ließ. Ich bin noch bei der Polizei, Doña Carmen.
Der protokollierende Verantwortliche hätte Sie gern einiges gefragt.“
„Bitte schön.
Ich verstehe allerdings nicht, warum man diesen Aufwand treibt“, entgegnete Doña Carmen
mit fester Stimme. „Es ist doch alles in bester Ordnung. Dieser kleine Unfall.“
„Kleiner
Unfall?“ Manos Jemirez verlor seine
Fassung. Er japste nach Luft. „Der Unfall war nicht klein, Doña Carmen.
Es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen. Ihr Mann war tot! Von mehreren
Zeugen wurde dies eindeutig bestätigt. Was der Chauffeur Ihres Mannes Ihnen
auch immer mitgeteilt haben mag, es ist falsch und verlogen! Aber am besten ist
es, wenn ich Ihnen den Beamten gebe, der sich mit der Angelegenheit befaßt.“
„Aber das
alles ist nicht nötig, Señor Jemirez “, sagte
Carmen Mojales schnell. Sie war noch nicht ganz
angezogen und trug ein elegantes Négligé, mit flammend roten Spitzen
besetzt. Daß sie bis vor wenigen Minuten noch einen blutverschmierten Kittel
getragen hatte, wußte niemand. „Lassen Sie mich doch auch mal zu Wort kommen.
Mein Mann ist hier! Sein Chauffeur hat ihn gebracht.“
„Das ist doch
nicht möglich“, entrang es sich den Lippen des Anrufers. Hätte Carmen Mojales sein Gesicht sehen können, sie hätte daran zweifeln
müssen, ob er noch voll zurechnungsfähig war. „Er kann doch nicht. . .“
Carmen Mojales ließ ihn nicht ausreden. „Bastian wollte ihn ins
Krankenhaus fahren. Aber mein Mann wollte nach Hause gefahren werden. Er fühlte
sich nicht so schlecht, wie das auf den ersten Blick zu sein schien. Dr. Garchon hat ihn behandelt. Er hatte keinerlei Bedenken, ihn
zu Hause zu lassen. Alfredo war durch den Schreck lediglich ohnmächtig
geworden. Die Verletzung sah auch schlimmer aus, als sie in Wirklichkeit war,
Ein Blutgefäß war geplatzt, deshalb die starken Blutungen. Alfredo braucht
noch etwas Ruhe. Er soll drei bis vier Tage das Bett hüten, so Dr. Garchon . Dann ist er sicher wieder auf den Beinen.“
Die
Mitteilung schlug im Polizeiquartier, aus dem Jemirez sich gemeldet hatte, wie eine Bombe ein.
Doña Carmen
mußte alles noch mal dem Beamten erzählen, der die mysteriöse Unfallgeschichte
bearbeitete.
Die Spanierin
interessierte sich am meisten dafür, ob man inzwischen schon einen Hinweis auf
das flüchtige Fahrzeug hatte«
Sie erfuhr,
daß die Polizei bisher im dunkeln tappte. Man wußte
nur eins: Es handelte sich um einen dunklen Wagen. Die Aussagen der Zeugen
waren voller Widersprüche. Während die einen behaupteten, das Unfallauto sei
schwarz gewesen, sagten die anderen, es wäre dunkelbraun, dritte wiederum
bestanden darauf, ein dunkelgrünes gesehen zu haben. Über den Typ wußte man
auch nichts Genaues. Es war alles so schnell und unerwartet über die Bühne
gegangen, daß niemand so recht registriert hatte, was für ein Auto es nun
wirklich war.
Der mit Doña Carmen
sprechende Beamte machte den Vorschlag, auf die Hazienda zu kommen, um selbst
ein paar Worte mit Don Alfredo zu sprechen. Da er sich ja schon
wieder wohler fühle, wäre dies doch sicher möglich.
Das Gespräch
sei für die Polizei insofern von Bedeutung, da vielleicht Don Alfredo selbst
einige Hinweise auf den eventuellen Täter geben könne.
Ob er Feinde
habe?
„Jeder erfolgreiche
Mensch hat Feinde und Neider, das liegt in der Natur der Sache“, antwortete Doña Carmen
wahrheitsgemäß. „Aber darüber sollten Sie mit meinem Mann sprechen. Ich weiß
nichts Näheres darüber. Allerdings hätte ich eine Bitte: machen Sie’s kurz! Alfredo soll
sich noch ein wenig schonen.“
Vasco de
Lopez, wie der Beamte hieß, der seinen Besuch angemeldet hatte, versprach, sich
danach zu richten.
Auch Manos Jemirez ließ es sich nicht nehmen, sich dem Besuch anzuschließen. Er
verzichtete auf eine Besprechung, für die er heute einen Termin hatte,
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