Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0810 - Stirb in einer anderen Welt

0810 - Stirb in einer anderen Welt

Titel: 0810 - Stirb in einer anderen Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
Vom Netzwerk:
»Du - du kannst es wahrnehmen?«
    »Ziemlich deutlich. Da liegt eine Sperre vor. Dahinter ist so etwas wie ein Tunnel. Da ist dein Scheich durch?«
    »Wenn du Professor Zamorra meinst - ja.«
    »Hm«, machte er. Er schien tatsächlich etwas zu sehen, was sich Nicoles Wahrnehmungsvermögen entzog.
    Seine Llewellyn-Magie beginnt in ihm zu erwachen , erkannte sie.
    Natürlich, es war allmählich an der Zeit. Dabei hatte bisher noch keiner von ihnen damit gerechnet. Sie sahen immer noch das Kind in ihm. Dass er bereits die Pubertätsphase erreicht hatte, begriff Nicole erst jetzt richtig. Und damit pflegte der Legende zufolge im jeweiligen Erbfolger die Magie zu erwachen. Wahrscheinlich würde sich bald auch die Erinnerung an seine letzten Inkarnationen Durchbruch verschaffen.
    Verflixt, da kamen Probleme auf ihn zu, gegen die selbst ein schulisches Totalversagen geradezu lächerlich war.
    Niemand wusste, wie er reagieren würde. Kein jetzt lebender Mensch war bei früheren Gelegenheiten dabei gewesen. Rhetts »Vater« - genauer gesagt: Rhetts vorige Inkarnation - war 265 Jahre alt geworden. Rhett würde 266 Jahre alt, und neun Monate vor dem Tod seines Körpers hatte er einen Sohn zu zeugen, in den sein Geist bei der Geburt transferiert wurde. Der wiederum würde 267 Jahre lang leben - immer ein Jahr mehr als die vorherige Inkarnation.
    Sir Rhett Saris ap Llewellyn - wie würde er reagieren? Nahm er sein Schicksal so einfach an? Oder wurde er größenwahnsinnig, depressiv oder sonstwas? Natürlich würde er sich irgendwann daran gewöhnen, und die Erinnerungen an die letzten zwei oder drei Inkarnationen würden ihm dabei helfen.
    Ein großer Vorteil für ihn war natürlich auch, dass er im Château Montagne herangewachsen war, umgeben von Magie, die er zu akzeptieren gelernt hatte. Das war mit einer der Gründe, aus denen Zamorra ihn und seine Mutter aus Llewellyn Castle hergeholt hatte. Aber dennoch blieb es unkalkulierbar, wie er sich anfangs verhielt.
    Es fing jetzt an!
    Sein Verhalten deutete darauf hin, dass er vom normalen Jungen zum Erbfolger wurde.
    Langsam trat er an das Unsichtbare heran. Nicole machte sich bereit, ihn zurückzureißen, falls es gefährlich wurde. Sie wollte nicht, dass er ebenfalls verschwand!
    Aber nichts geschah.
    Er tastete das Unsichtbare ab und zuckte dann mit den Schultern. »Ich müsste Fooly fragen. Mit seiner Drachenmagie sieht er vielleicht mehr.«
    »Ich rufe ihn her«, sagte Nicole. »Er wird seine Katzenjagd abbrechen müssen?«
    »Katzenjagd?«, staunte Rhett, um dann schallend loszulachen. »Das ist ja cool, ey! Fooly auf Katzenjagd… echt megafett!«
    Derweil hatte Nicole eines der Visofone erreicht, die ein engmaschiges computergesteuertes Kommunikationsnetz durch Château Montagne woben. Über das Bildtelefon rief sie nach dem Drachen und bat ihn, schleunigst herzukommen. »Es ist sehr dringend«, sagte sie. »Der Chef ist in Gefahr!«
    Da hastete der Drache bereits die Treppe herauf.
    ***
    Rhett winkte ihn sofort zu sich. »Schau dir das mal an! Was siehst du? Nicht mit deinen Suppentelleraugen, sondern mit deiner speziellen Magie!«
    »Chchee, du beleidischt misch! Chch habe keine Schuppentellerauchen!«, krächzte Fooly. Er hielt sich mit einer seiner vierfingrigen Hände die Krokodilschnauze, die irgendwie gestaucht wirkte, als sei er in vollem Lauf gegen die Wand geprallt.
    »Was ist denn passiert?«, wollte Nicole wissen.
    »Chch bin diescher verflikschten Kasche hintercher«, röchelte Fooly. »Und da bin chch…«
    »… voll mit der Fresse gegen die Wand, eh?« Lord Zwerg grinste. »Das kommt davon, wenn man so ein großes Maul hat wie du. Wenn wir hier fertig sind, lege ich dir einen Verband an.«
    »Nichchch«, protestierte Fooly. »Du wusch mir nur den Mund schubinden! Hilf mir lieber die Kasche schu fangen!«
    »Später«, sagte Rhett und wies auf das, was er einen abgeschirmten Tunnel nannte. »Was siehst du, Freund?«
    Das Wort »Freund« versöhnte den Drachen gleich wieder. Er watschelte auf seinen kurzen Beinen darauf zu und schniefte mehrfach. Dann kringelte Rauch aus seinen Nüstern.
    »Machie«, sagte er.
    »Was für eine Magie?«, drängte Nicole. »Zamorra ist durch dieses… Dingsbums verschwunden.«
    »Scheische«, presste Fooly hervor. »Isch keine schwarsche Machie. Irchendwasch daschwischen. Nie erlebt.«
    »Also, mal ehrlich, deine kaputte Sprechweise geht mir auf die Spinnweben«, fuhr Rhett ihn an. »Nimm mal eben die Tatze weg und halt

Weitere Kostenlose Bücher