0810 - Stirb in einer anderen Welt
still, du grünes Riesengeflügel!«
Im nächsten Moment hieb er mit beiden Fäusten zu, von oben und von unten auf Foolys Krokodilschnauze. Von einem Moment zum anderen war die Stauchung weg.
»He, was machst du da?«, schrie der Jungdrache. »Warum schlägst du…«
Er verstummte.
»Siehste, es geht doch«, grinste Lord Zwerg. »Habe ich neulich mal irgendwo gelesen. Die Astronauten auf dem Mond sollen mal eine kaputte Kamera so repariert haben. Einmal mit dem Hammer drauf, und schon funktionierte das Ding wieder. Was bei Mondkameras klappt, klappt auch bei Drachen.«
Nicole drehte sich um und hielt sich die Hand vor den Mund, um ein Auflachen zu unterdrücken. Aber sie wurde auch so schnell wieder ernst, als sie an Zamorra dachte.
Fooly trat wieder an den magischen Tunnel heran und streckte eine Hand aus. Funken sprühten, als sie durch die Sperre glitt - und unsichtbar wurde. Nach ein paar Sekunden zog Fooly sie wieder zurück.
»Der Tunnel führt in… eine andere Welt - und doch nicht. Das ist seltsam. Gerade so, als würde man durch einen Spiegel greifen können… Spiegel? Moment mal! Hat das hier etwas mit der Spiegelwelt zu tun, Mademoiselle Nicole?«
»Zamorra wollte in die Spiegelwelt, ja«, bestätigte Nicole. »Und ich muss auch dorthin.«
»Aber der Chef hat diesen Tunnel nicht geöffnet«, sagte der Drache. »Das ist von außen her geschehen.«
»Du meinst, Herr Professor geruhen durch diesen Tunnel in die Spiegelwelt gejettet zu sein?« Rhett hob die Brauen.
»Es ist möglich«, seufzte Fooly.
»Dann muss ich hinterher«, sagte Nicole.
»Davon möchte ich abraten, Mademoiselle«, warnte der Drache. »Ich muss… ich und Lord Zwerg müssen erst herausfinden, wie gefährlich das ist. - Und«, er fuhr zu Rhett herum, »glaube nicht, ich hätte schon vergessen, dass du mich geschlagen hast. Das kriegst du noch zurück.«
»Ja. Im nächsten Jahrhundert«, winkte der Junge ab. »Lass uns mal sehen, was es mit diesem Tunnel auf sich hat.«
»Du redest, als wärst du ein alter, erfahrener Zauberer«, murmelte Nicole.
»Nenn mich Harry Potter«, grinste Rhett.
Nicole schloss die Augen.
Die Zeit verstrich. Inzwischen hätte sie Zamorra längst folgen müssen.
Sie beschloss, den anderen, ursprünglichen Weg zu nehmen.
Und zwar jetzt und sofort.
***
In der Spiegelwelt tauchte in dem magischen Atelier in Roanne eine Drachenhand aus dem Nichts auf. Sie drehte sich leicht hin und her, krümmte die krallenbewehrten Finger, versuchte etwas zu ertasten und zu ergreifen, blieb aber erfolglos, weil sich nichts in unmittelbarer Reichweite befand.
Dann verschwand sie wieder im Nichts.
***
Vor dem Château jagten die beiden Männer einen Schuss nach dem anderen auf das Strauchwerk los, in dem Zamorra Deckung gesucht hatte. Er hatte sich die Sache ursprünglich etwas anders vorgestellt. Dass die Negativ-Nicole ihm mit ihrer Warnung so in den Rücken fiel, hatte alles geändert.
Er schoss zurück, aber gezielt. Das hatte den Nachteil, dass er seine Positionen jeweils sekundenlang nicht verändern konnte. Die anderen streuten mit ihren Kugeln den engen Bereich ab, in dem Zamorra sich befand. Auch der Rothaarige mischt wieder mit. Er hatte seine Waffe vom Boden gepflückt und feuerte jetzt linkshändig.
Bis ihm Zamorra eine weitere Kugel auch in die linke Schulter setzen konnte.
Heiß glühte es an seinem Oberschenkel. Der aufgerissene Stoff wurde nass und rot. Aber es war wohl nur ein Streifschuss.
Im nächsten Moment erwischte er einen der beiden anderen Männer. Nicht in der Schulter, sondern mitten in der Brust, weil er sich förmlich in Zamorras Schuss hineinbewegte.
War er tot?
Der dritte Mann fluchte und suchte jetzt endlich Deckung. Zamorra erwischte ihn im Sprung. Glatter Oberschenkeldurchschuss. Der Mann brüllte vor Wut und Schmerz, als er aufkam und sofort wegknickte. Da erwischte ihn Zamorra mit einem weiteren Treffer.
Mit einer Verwünschung verließ er seine mangelhafte Strauchdeckung. Es war ein Wunder, dass er nur einen Streifschuss abbekommen hatte. Eigentlich hätte der Kugelhagel ihn erledigen müssen.
Duval wollte eine der herumliegenden Waffen an sich nehmen. Zamorra packte sie und zog sie mit sich die Eingangstreppe hinauf, ehe sie zugreifen wollte. Wütend starrte sie ihn an. Er rechnete damit, dass sie ihn anspuckte, aber darauf verzichtete sie denn doch.
Er zerrte sie in die Eingangshalle. Sie glich der seines eigenen Châteaus weitgehend. Was fehlte, war die
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