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0811 - Die Aibon-Amazone

0811 - Die Aibon-Amazone

Titel: 0811 - Die Aibon-Amazone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht?«
    »Leider nein.« Er senkte das Glas. »Du wolltest meinen Vorschlag hören. Wir fahren hin, entern die Insel und versuchen, die Dame aus der Reserve zu locken.«
    »Falls sie das zulässt.«
    »Was will sie machen? Die Polizei holen?« Er grinste. »Die sind wir. Uns wird schon etwas einfallen, denke ich. Deine Skrupel wundern mich, John. Du bist doch sonst nicht so.«
    »Das stimmt schon. Bei dieser Frau habe ich ein verdammt ungutes Gefühl. Ich kann es dir nicht sagen. Ich denke einfach daran, dass sie uns an der Nase herumführen will. Sie ist uns immer einen oder zwei Schritte voraus.«
    »Das nimmst du an.«
    »Ja. Ich muss zudem an die Erscheinung in der vergangenen Nacht denken. Urplötzlich entstand sie, schwebte vor mir zwischen Himmel und Erde, wie gemalt, doch äußerst lebendig, denn aus diesem magischen Kunstwerk wurde auf mich geschossen. Und ich habe auch nicht den Beißer vergessen, der an der Hauswand entlang turnte.«
    »Richtig, das hast du mir voraus.«
    »Wir fahren hin.«
    Suko klatschte in die Hände. »Endlich bist du vernünftig geworden, Alter.«
    Ich gönnte ihm einen verächtlichen Blick und ging über die schwankenden Decksplanken wieder in Richtung Ruderstand. Das Wetter hatte sich nicht geändert. Noch immer brachte der frische Nordwind Kühle und wühlte das Wasser auf, die mit harten, knappen und wuchtigen Lauten gegen die Bordwände hämmerten.
    Suko blieb an Deck. Ich löste die Rudersperre, stellte den Motor wieder an und musste eingestehen, dass wir schon in der kurzen Zeit abgetrieben worden waren.
    Beinahe wütend wummerten die beiden Motoren auf. Das Boot, das liegend so schwerfällig wirkte, senkte sich für einen Moment ins einfache Wellental hinein, dann schoss es hervor, als ich durchstartete.
    Ich hatte ziemlich viel Dampf gegeben, hörte Suko fluchen, dem es nur mit einem schnellen Zugriff an die Reling gelungen war, das Gleichgewicht zu halten.
    »Bist du betrunken!« rief ich, um ihn zu ärgern.
    »Nein, ich tanze nur gern.«
    »Ach so, dann übe mal weiter.«
    Der Bug des Bootes schnitt scharf in die Wellen hinein. Die Wellen zeigten sich störrisch, sie wuchteten an beiden Bugseiten hoch und jagten Spritzwasser gegen die breite Scheibe des Ruder-Stands. Ich war gezwungen, den Wischer einzustellen, um eine klare Sicht zu bekommen.
    Vögel segelten durch die Luft, sie trieben mit dem Wind. Mal stürzten sie dem Wasser entgegen, jagten Beute und stiegen mit ihr wieder in die Höhe, als wollten sie sich zwischen den blassgrauen Wolkenbergen verstecken.
    Ich hatte die beiden Maschinen nicht auf »volle Kraft« gestellt.
    Trotzdem kamen wir schnell voran, und die Insel war bereits nach kurzer Zeit mit dem bloßen Auge zu erkennen. Ich musste den Kurs etwas korrigieren, um die Anlegestelle zu erreichen, wo auch die beiden Boote dümpelten.
    Meine Gedanken drehten sich nicht um Kimberly Hart, sondern mehr um Jane Collins. Was sie vorhatte, war mit einem hohen Risiko verbunden. Es kam einzig und allein auf Kimberly an, ob Jane am Leben blieb oder nicht. Allerdings würden wir da auch noch ein Wörtchen mitzureden haben, das hatte ich mir fest vorgenommen.
    Aus einer gewissen Entfernung hatte das Haus relativ klein ausgesehen. Dieser Eindruck verschwand schnell. Die Insel war größer, als ich gedacht hatte. Zwischen den Glaswänden des Hauses und dem Rand der Plattform befand sich ein breiter Streifen. Man konnte ihn benutzen, ohne Angst davor haben zu müssen, ins Wasser geschwemmt zu werden.
    Ich nahm etwas Fahrt weg und bereitete das Anlegemanöver vor.
    Die Wellen trieben uns weiter. Sie schoben uns, sie klatschten gegen die Bordwand, Gischt wirbelte über, nässte die Aufbauten, und auch Suko bekam seine Ladung mit.
    Niemand ließ sich blicken. Wurden wir beobachtet?
    Suko und ich gehörten nicht eben zuden Bootsführern mit großen Erfahrungen, doch ein Anlegemanöver wie es uns jetzt bevorstand, würden wir schon schaffen.
    Wir wollten längsseits anlegen. Ein Poller stand wuchtig auf der Plattform der Insel, wie ein weiß gestrichener übergroßer Daumen.
    Suko mühte sich bereits mit dem Tau ab. Er musste die Schlinge über den Poller werfen – und das bei dem Seegang.
    Zweimal klatschte die Schlinge daneben und wir trieben weiter.
    Die Leiter kam in Sicht. Ihre Stahlstufen ragten meist aus dem Wasser. Die beiden anderen Boote waren an den Sprossen vertäut worden, und das wollte Suko ebenfalls versuchen. Da packte eine Welle das Boot und warf es gegen die

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