0811 - Die Aibon-Amazone
werden.«
Die Wesen schienen gespürt zu haben, dass wir über sie sprachen, denn sie, bewegten ihre weit geöffneten Mäuler, ohne allerdings fauchende Laute auszustoßen. Sie kauten nur, eine Vorfreude auf unser Fleisch möglicherweise. Es war nicht von der Hand zu weisen, dass sie zu der Gruppe der Kannibalen zählten.
Suko zog die Klinge aus dem Griff. Sie war scharf, nicht angerostet und blitzte selbst bei dieser trüben Beleuchtung. Woher das Licht kam, wussten wir nicht. Es war einfach da, aber es brachte kaum Helligkeit, sondern mehr einen trüben, bräunlich gelben und auch leicht bläulichen Schimmer, der sich über den Himmel gelegt hatte und sich auch in der Landschaft verteilte.
»Fang an!« sagte ich.
»Einen Moment noch. Wenn das Loch groß genug ist, rutschen wir. Gib Acht, wenn du aufkommst.«
»Keine Sorge, das schaffe ich.«
»Okay.«
Mein Blick wechselte zwischen Suko und den Beißern hin und her.
Ich wollte sehen, ob sich die Monster regten. Da sie uns beobachteten, würden sie unsere Aktivitäten auch mitbekommen. Wenn sie darauf programmiert waren, die Feinde zu töten, dann brauchten sie nur zu warten, bis wir den Boden erreicht hatten.
Suko gehörte zu den Menschen, die sich nur selten aus der Ruhe bringen ließen. Ich hätte gern mehr von seiner Geduld gehabt, und so schaute ich ihm zu, wie der mit dem Messer die ersten Maschen attackierte. Er säbelte daran herum wie der Metzger an einem Stück Speck. Nur hatte Suko im Gegensatz zu diesem Mann viel mehr Mühe mit den Stricken, die nicht nur hart, sondern irgendwo auch weich und gleichzeitig widerstandsfähig waren, als bestünden sie aus einer Mischung Hanf und Lianen.
»Das wird mühsam werden«, sagte er leise.
Ich schwieg. Es hatte keinen Sinn, etwas zu sagen oder ihn anzufeuern. Wirmussten auf einen ersten Erfolg warten. War die kleine Lücke einmal geschaffen, ging es hoffentlich besser weiter.
Die erste Masche riss.
Sie fetzte förmlich auseinander, und Suko war zufrieden. »Wer sagt es denn. Also machen wir weiter.«
Die zweite, die dritte und auch die vierte Masche rissen. Das Loch verbreiterte sich.
Suko war zäher als das Material. Und seine Klinge schnitt manchmal mit singenden Schleifgeräuschen in das Material hinein, so dass wir ein immer größeres Loch bekamen.
»Klappt doch«, sagte mein Freund.
»Wer steigt zuerst aus?«
Er ließ die Hand mit dem Messer sinken. »Sollen wir darum losen?«
»Nein, ich mache den Anfang.«
»Warum?«
»Du hast hier etwas getan. Deshalb springe ich nach unten, während du mir Rückendeckung gibst.«
»Okay.«
Ich bewegte mich etwas nach rechts. Das Netz schwankte wieder, es störte mich nicht. Es kam mir nur auf die neue Lage an. Ich konnte die Arme ausstrecken, die Innenseiten des von Suko geschaffenen Lochs umfassen und sie auseinander ziehen.
Die Öffnung war groß genug. »Das müsste passen«, sagte ich.
Suko klappte das Messer zusammen. »Dann wünsche ich dir viel Glück, Alter.«
»Danke.«
Ich konnte mich nicht aufrichten und im Netz stehen bleiben. Aber noch vorn auf die Öffnung kroch ich schon zu. Zuerst streckte ich den Kopf hindurch, um in die Tiefe zu schauen.
Die Beißer lauerten…
Sie bewegten sich nicht. Ihre hässlichen Krallen schienen mit dein braunen Boden verwachsen zu sein, und nur aus den schillernden Augen starrten sie zu uns hoch.
»Beißt in die Steine«, flüsterte ich und drückte mich durch die Öffnung.
Suko hatte seine Beretta gezogen. Er hockte mit noch angezogenen Beinen im Netz, schaute nach unten und zielte mit der Mündung auf die Tierchen.
Ich hatte mir einen gewissen Plan zurechtgelegt. Ich würde noch nicht springen, denn die Entfernung war ziemlich hoch. Am besten war es, wenn ich mich wie ein Turner ans Netz hing und mich erst dann in die Tiefe fallen ließ.
So ähnlich wie mir musste es einem Affen ergehen, wenn er durch die Bäume kletterte. Nur brachte ich nicht die gleiche Gelenkigkeit mit wie ein Affe, ich hatte schon meine Schwierigkeiten, sackte plötzlich in die Tiefe und klammerte mich jetzt an der Außenseite des Netzes fest. Die Beine hingen nach unten.
Den Kopf hatte ich in den Nacken geschoben. Über mir im Netz sah ich Suko. Er schaute mich an.
»Alles okay?«
»Bis jetzt noch.«
»Die Tierchen rühren sich auch nicht.«
»Wie nett von ihnen.« Ich spürte das Reißen in meinen Achselhöhlen. Das Netz selbst zitterte ebenfalls. Zudem hatte ich den Eindruck, als würden die Maschen leicht
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