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0813 - Warten auf den Todesstoß

0813 - Warten auf den Todesstoß

Titel: 0813 - Warten auf den Todesstoß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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quietschend, als wären Füße dabei, Mäuse zu Brei zu treten, die vor ihrem Tod noch einmal schrien.
    Sie blieben…
    Keine Mäuse…
    Auch kein Mensch!
    Ich dachte wieder an Massago und spürte bei diesem Gedanken die Kälte auf dem Rücken. Ein paar Mal bewegte ich den Kopf, weil ich damit rechnete, dass er mich belauerte. Dieser Dämon stand auf meiner Liste, ich wollte ihn, denn die Erwähnung seines Namens hatte wieder die Vergangenheit in mir hochsteigen lassen. Da war er mir zweimal entwischt und hatte das Grauen hinterlassen.
    Das Quietschen blieb.
    In den zurückliegenden Sekunden hatte ich es aus meinen Gedanken vertrieben. Und plötzlich erkannte ich die Ursache des Geräuschs: Eine Lore rollte Richtung Bahnhof. Sie hatte weit hinten ihren Platz gehabt, wo bereits der Sumpf begann und die Schienen nur mehr als Fragmente zu sehen gewesen waren.
    Nun schaukelte sie mit gleich bleibender Geschwindigkeit über das verrostete Schienenpaar. Ich sah noch immer keinen Menschen, der sie antrieb. Aus eigener Kraft konnte sie kaum fahren, denn sie hatte keinen Motor.
    Sollte ich ihr entgegengehen?
    Ich blieb stehen. Ich würde sie auf dem Bahnsteig erwarten. Dort zog ich dann meine Beretta.
    Nun war sie da.
    Sie stoppte.
    Mein Herz schlug schneller.
    Ich schaute hinein.
    Ich schrie nicht, obwohl mir danach zumute war. Ich wurde nur sehr blass und taumelte leicht. Eine Laterne stützte mich durch ihren Pfosten ab. Gedanken wirbelten durch meinen Kopf, konzentrierten sich jedoch auf einen Begriff.
    Der Fuchs… wie bei dem Fuchs …
    Nur war Vinc Conlon einmal ein Mensch gewesen, bis er dann auf Lorna Löhndorf getroffen war. Auf sie und auf ihr verfluchtes Mordmesser, das ihr von einem bösen Engel überlassen worden war.
    Niemand hatte die Lore geschoben, und doch war sie gefahren.
    Telekinese, für Massago eine Leichtigkeit. So etwas beherrschte er im Schlaf. Zusammen mit seiner Helferin bildete er ein mörderisches Tandem.
    Jetzt war nur noch einer übrig – ich!
    »Wie der Fuchs… wie der Fuchs …«
    Schrill und bösartig klang die Stimme der Frau. Ich fuhr herum, da war niemand. Mein Bück fiel durch das Fensterloch in das Innere des Gebäudes. Dieser Ausschnitt zumindest war leer, nur wollte ich es genau wissen und setzte mich in Bewegung.
    Die Beretta lag in der rechten Hand. Den Arm hatte ich angehoben, die Mündung wies in die Höhe. Ich würde die Waffe im Bruchteil einer Sekunde senken und auf das Ziel einstellen können.
    Das Gebäude empfing mich mit seinem scheußlichen Geruch, einem halb verwesten Torso und einem ebenfalls schon beinahe verwesten Schädel. Von Lorna sah ich keine Spur.
    Auch nicht von Massago, obwohl ich allmählich den Eindruck hatte, dass er in der Nähe lauerte und mich unter Kontrolle hielt. Zu sehen war nichts, nur die kahlen, nackten Fliesenwände, an denen längst kein Fahrplan mehr hing und auch kein Plakat. Alles war zerstört und abgerissen worden.
    Ich schaute auch hinter den Schaltern nach.
    Dort ballte sich der Schmutz, ein stinkender Dreckhaufen.
    Ich ging wieder zurück.
    Etwas summte mir entgegen. Ein Geräusch, eine Melodie, die sehr hohl klang. Es war ein Song der Beatles aus den frühen Sechzigern, allerdings durch Lornas Stimme verfremdet.
    Sie also sang.
    Aber sie war nicht hier, zumindest nicht sichtbar.
    Der Klang war dort zu hören, wo auch der Kamin begann. Saß sie wieder auf dem Dach?
    Es schien wohl ihr Lieblingsplatz zu sein. Vielleicht stand sie da und sang in den Kamin hinein, Jedenfalls freute sie sich über ihren Mord, denn ihr Singsang wechselte über in einen schlimmen Text.
    »Er ist tot, er ist tot – ich habe ihn zum Fuchs gemacht… zum Fuchs gemacht …«
    Mich sollte dieser Singsang fertig machen. Ich war drauf und dran, ebenfalls durchzudrehen, aber ich hielt mich zurück. Wenn ich jetzt die Nerven verlor, war ich verloren.
    Sie lachte kreischend in den Kamin. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie im nächsten Augenblick wie ein Kastenteufel von oben nach unten fahren würde.
    Das passierte nicht.
    Der Gesang hörte auf.
    Dafür erklang das Kichern. Danach hörte ich Worte, beinahe wie ein Gedicht gesprochen. »Ich hole dich, ich hole dich für mich – mein Messer wartet schon, dann kriegst du deinen Lohn…« Wieder schrilles Lachen. Im nächsten Augenblick floh oder flog sie davon.
    Ich hörte noch das Rumpeln, dann war Stille.
    Tief atmete ich durch.
    Nervenspiele waren mir bekannt, sie gehörten beinahe schon zur Routine. Dennoch

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