0818 - Lilith, der Teufel und ich
geschah etwas anderes. Das Gesicht war plötzlich verschwunden, dunkle Wolken traten an dessen Stelle, die sich dann zu Spiralen drehten.
Lilith löste sich auf.
Sie bewies mir ihre Macht und ihre dämonische Stärke. Urplötzlich war aus ihr nur mehr ein Schatten geworden, der eintauchte in die dämonische Welt.
Lilith verschwand.
Ich aber hielt den Dreizack in den Händen, dessen Spitzen wieder normal hervorschauten. An ihnen hing kein Körper mehr, denn er hatte sich in diese Welt integriert und war wieder zu dem geworden, was er eigentlich war.
Ich stand allein.
Nein, nicht ganz, denn in der Nähe lag ein bewusstloser Suko.
Zudem wollte ich einfach nicht glauben, dass Lilith so leicht aufgegeben hatte. Nein, das war nicht möglich. Sie, die gewaltige Dämonin, die erste Hure des Himmels, sie musste kämpfen, um ihre Pfründe zu wahren. Das gab es einfach nicht, dass sie…
Meine Gedanken stockten.
Ich hatte etwas gehört.
Das leise Klicken, das entsteht, wenn Glasperlen gegeneinander stoßen.
Luzifers Tränen regten sich. Ich schaute mich um.
Wie kleine Eisstücke rollten sie über den Boden. Sie zeichneten ihren Weg genau nach. Einmal glitten sie vor, dann zur Seite, auch wieder zurück. Es war ein völliges Durcheinander, und jeder Zusammenprall hörte sich an, als stießen alte Knochen gegeneinander.
Ich merkte, wie sich mein Rücken spannte. Die Gefahr lauerte überall. Sie kroch von verschiedenen Seiten auf mich zu, ohne dass ich sie sehen konnte.
Eine Träne rollte in meine Nähe.
Ich versuchte, sie mit dem Fuß zu stoppen.
Sie huschte weg.
Ich wollte mich um Suko kümmern. Ob er noch immer auf Liliths Seite stand, war mir egal. Jedenfalls wollte ich ihn aus dieser magischen Zone schaffen, um ihn in eine relative Sicherheit zu bringen. An den Schultern zerrte ich ihn hoch. Suko war schwer.
Dass Blut aus der Messerwunde an meinem Arm entlangrann, störte mich nicht weiter. Da musste ich mal die Zähne zusammenbeißen. Außerdem hatte mich die Klinge nur gestreift und keine tiefe Wunde hinterlassen.
Ich geriet zusammen mit Suko an den Rand der magischen Zone.
Sie hatte ihr Aussehen verändert und bildete nun einen Kreis. Die sieben Tränen waren so etwas wie Fixpunkte am äußeren Rand des Kreises. Zwischen ihnen malten sich hellere Linien ab, als wären sie mit einem blassen Bleistift auf den Boden gezeichnet worden.
Ich schrie auf.
Ein plötzlicher Schmerz durchzuckte meinen Rücken, als ich den Rand des Kreises berührte. Ich ließ Suko los, er blieb innen liegen, und ich ging zwei taumelnde Schritte nach vorn.
Dabei hatte ich das Gefühl, als hätte jemand glühende Kohlen auf meinen Rücken gelegt. Ich brachte die Arme nach hinten und presste die Hände gegen die getroffenen Stellen.
Es war nichts zu spüren. Der magische Schlag hatte meine Kleidung nicht in Mitleidenschaft gezogen.
Ich blieb stehen und richtete mich auf. Ich sah den Kreis sehr deutlich. Die Tränen strömten ein gelbgrünes Licht ab. Die Verbindungen zwischen ihnen leuchteten etwas schwächer, aber sie waren, das wusste ich, die Grenzen, die ich nicht überwinden konnte.
Innerhalb dieses Kreises befanden sich Suko und ich. Ich sah auch den knöchernen Dreispitz, den Dolch, der aussah wie meiner, und ich entdeckte Luzifers Tränenbecher nur wenige Schritte von mir entfernt. Es war so einfach, ich brauchte mich nur zu bücken, um ihn anzuheben, aber zuvor hatte ich etwas anderes zu tun.
Ich wollte den verdammten Dreizack in meinen Besitz bringen.
Dass es sich nicht um eine gewöhnliche Waffe handelte, stand für mich fest. Wahrscheinlich war er durch irgendeine Magie aufgeladen. Als ich ihn anhob, spürte ich nichts.
Mit ihm in den Händen drehte ich mich, bevor ich langsam auf den Rand des Tränenkreises zuging.
Blitzschnell stieß ich zu.
Ich rammte die Waffe schräg nach unten und hoffte darauf, eine der Perlen zu treffen.
Die Träne wurde von der rechten Spitze erwischt. Sie rutschte nicht einmal ab, aber etwas anderes geschah.
Ein greller Blitz flammte auf, rastedurch den Dreizack, den ich sofort losließ, was mein Glück war, denn er zerschmolz unter einem lauten Zischen.
Geschafft!
Aber nicht er, sondern ich. Mir war klar geworden, dass ich in einer verdammten Falle steckte. Ich würde diesen Kreis nicht durchbrechen können. Es gab einfach keine Waffe, um ihn aufzureißen, trotzdem suchte ich nach einer Möglichkeit, dieser Urwelt wieder zu entwischen.
Die Wunde schmerzte zwar, darüber dachte
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