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082 - Niemand hört dich schreien

082 - Niemand hört dich schreien

Titel: 082 - Niemand hört dich schreien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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als Irving sie mit dem Mädchen erreichte, aber es hatte sich zum Glück noch niemand selbständig gemacht. Man bedrängte ihn mit Fragen. Er beantwortete sie mit Lügen, damit die Leute nicht hysterisch wurden.
    Man stellte auch Lilly Fragen, doch an Stelle des Mädchens antwortete stets der Verwalter. Er hechelte das restliche Programm durch, und niemand nahm ihm das übel. Die Führung war lang und gruselig genug gewesen. Man wollte endlich aus diesem unheimlichen Schloß rauskommen und die Sonne wieder sehen.
    Für Lilly Kovacs schien die Sonne nicht. Jedenfalls bekam das Mädchen nichts davon mit. In ihrem Geist hatte der Sicherungsautomat abgeschaltet, wegen zu großer Überlastung.
    Paul Irving sagte im Schloßhof seinen feststehenden Abschiedsspruch auf. Er brauchte nicht nachzudenken. Seit zehn Jahren sagte er dasselbe. Die Worte perlten ihm einfach aus dem Mund.
    Nachdem er den Leuten eine gute Heimfahrt gewünscht hatte, schloß er mit der Bitte, Freunden und Bekannten einen Besuch von Drake Castle zu empfehlen.
    Eigentlich hatte er das nicht sagen wollen. Ihm wäre lieber gewesen, wenn keine Besucher mehr gekommen wären. Es schien gefährlich geworden zu sein, Drake Castle zu besichtigen.
    ***
    Ich fuhr allein zu Pater Severin. Mr. Silver brauchte mich nicht zu begleiten. Noch war ich okay, das heißt, noch stand ich auf der richtigen Seite. Aber wenn uns nicht sehr bald eine verdammt gute Lösung meines Problems einfiel, sah ich für mich schwarz - und das im wahrsten Sinne des Wortes. Immer wieder ertappte ich mich dabei, wie ich gespannt und aufmerksam in mich hineinhorchte. Aber da war nichts, was mich hätte beunruhigen müssen.
    Jedenfalls konnte ich nichts Ungewöhnliches feststellen. Aber es befand sich dennoch etwas in mir, und ich war gezwungen, vorläufig damit zu leben.
    Ich sagte mir, ich müsse jedem Streit aus dem Weg gehen, damit es zu keinen unkontrollierten Wutausbrüchen kommen konnte. Aber das war nicht immer einfach. Manchmal ärgerte man sich ganz plötzlich über irgend etwas oder irgend jemanden. Es überfällt einen. Bis vor kurzem war das nicht tragisch gewesen, denn ich hatte mich gut im Griff gehabt und beherrschen können, doch damit war es nun vorbei.
    Während ich zu Pater Severin unterwegs war, hatte Mr. Silver vor, mit den Mitgliedern des »Weißen Kreises« über mein Problem zu sprechen. Vielleicht wußten die Männer aus der Welt des Guten Rat. Oder mein Ahnherr, der Hexenhenker Anthony Ballard.
    Auch mit Professor Haie und seinem Schüler Chao Kai wollte sich Mr. Silver über mich unterhalten. Sie alle würden nichts unversucht lassen, um mir zu helfen. Aber konnte mir noch geholfen werden? Diese Frage nagte wie eine Ratte mit glühenden Zähnen in meinen Eingeweiden.
    Ich stoppte meinen schwarzen Rover neben dem Pfarrhaus, und ich freute mich auf Pater Severin. Er war einzigartig, dieser vierschrötige Priester mit den handkoffergroßen Händen, die er nicht nur zum Segnen brauchte.
    Er war ein Hirte, der seine Schäfchen ganz besonders liebte. Seine Predigten glichen einer leidenschaftlichen Kopfwäsche. Er schimpfte, wetterte und drohte den Sündern von der Kanzel herunter, und die Gläubigen duckten sich oft unter diesen verbalen Schlägen, mit denen sie Pater Severin aufforderte, Gutes zu tun, und mit denen er ihnen ins Gewissen redete und es wachrüttelte.
    Ein Mann wie er hatte einfach Priester werden müssen. Trotz seiner unorthodoxen Methoden, die er hin und wieder anwandte, um verlorene Schafe in die Gemeinschaft zurückzuholen, paßte keiner besser in den Priesterrock als er.
    Pater Severin war ein Philanthrop, ein Menschenfreund. Stets glaubte er an das Gute im Menschen. Manchmal war es verschüttet, dann scheute er sich nicht, es mit seinen klobigen Fäusten freizulegen.
    Und kämpfen konnte er - wie ein Preisboxer. Wie gesagt, Pater Severin war in jeder Beziehung einmalig. Ich war glücklich, diesen außergewöhnlichen Mann zum Freund zu haben.
    Mit einem wohldosierten Schwung ließ ich die Rovertür hinter mir zuklappen. Als ich gleich darauf das hohe Pfarrhaustor öffnete, vernahm ich laute Stimmen.
    Hoppla, da wird gestritten, dachte ich und trat ein. Laut, ungehalten und polternd hallte das unverkennbare Organ des Priesters durch das Gebäude.
    Wütend und keifend hörte ich die Stimme seines Kontrahenten. »Das geht Sie nichts an, Pater!« schrie der Mann.
    »Und ob mich das etwas angeht!« entgegnete der Priester. »Du bist ein Mitglied meiner

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