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0824 - Liebestanz der Totenbräute

0824 - Liebestanz der Totenbräute

Titel: 0824 - Liebestanz der Totenbräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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her. Ansonsten war der Friedhof ruhig.
    Mit einem energisch angesetzten Schritt betrat die Horror-Oma ihn. Sie schalt sich selbst eine Närrin, dass sie so ängstlich reagierte.
    Schließlich hatte sie schon einiges hinter sich, und so leicht konnte sie nichts erschrecken. Da mussten schon andere Dinge passieren, um sie aus der Fassung zu bringen.
    Und doch war es etwas anderes.
    Das Gelände schreckte sie ab. Sie konnte nicht sagen, woran es genau lag. Es mochte die bedrückende Atmosphäre sein, die sich ausgebreitet hatte. Und natürlich der leichte Dunst, der unmerklich über dem Friedhof schwebte. Besonders am Abend breitete er sich aus, wenn die Feuchtigkeit und die Kühle zunahmen.
    Wege oder Pfade entdeckte sie nicht. Das Gelände war völlig verwildert. Es fiel auch keinem Menschen ein, hier spazieren zu gehen, den älteren erst recht nicht, und deshalb musste sich Sarah durch das Gelände schlagen, um den Ort zu entdecken, der für sie wichtig war. Eben das Grab des Baron of Gulbekian.
    Dieses Grabmal sollte groß sein, es würde auch in einem verwilderten Gelände wie diesem auffallen.
    Da die Grabsteine oft flach auf dem Boden lagen und das Unkraut sehr hoch wuchs, waren sie ziemlich versteckt. Lady Sarah wurde noch vorsichtiger, als sie über den ersten Stein stolperte und beinahe das Gleichgewicht verloren hätte.
    Sie fing sich nach einem großen Schritt und setzte ihren Weg fort.
    Schon sehr bald hatte sie dieser alte Friedhof, dessen Grenzen sie nicht einmal sah, verschlungen. Um sie herum herrschte eine unnatürliche und bedrückende Stille. Sie war deshalb so unnatürlich, weil sie keine Vogelstimmen vernahm, auch nicht das Geräusch eines davonhuschenden Tieres oder das leise Fiepen einer Maus. Es blieb totenstill.
    Lady Sarah schluckte. Kälte kroch über ihren Rücken. Sie bewegte sich unter den hohen Kronen der Bäume hinweg, deren welkes Laub die allmählich abnehmende Helligkeit des Tages filterte. Der herbstliche Geruch drang in ihre Nase, aber es war nicht der Geruch von Moder oder Verwesung, wie er auf diesem Friedhof nicht ungewöhnlich gewesen wäre. Die einzelnen Grabsteine blieben nie gleich. Mal wuchsen sie schräg aus dem Unkraut hervor, mal waren sie untergetaucht und schimmerten nur durch das hohe Gras. Wo fand sie das Grab des Barons?
    Die Horror-Oma schaute sich um.
    Das Gelände hatte sie geschluckt. Es war ein ungewöhnlicher Vergleich, abersie fand keinen anderen. Sie hatte das Gefühl, kein Individuum mehr zu sein, dafür aber ein Teil dieses Geländes, das für sie wie ein Fremdkörper war.
    Wo lauerte die Bedrohung?
    War sie tatsächlich vorhanden, oder bildete sie sich das alles nur ein? Wer hier lag, war tot – oder?
    Sie musste wieder an Hettys Verschwinden denken und folgerte daraus, dass dieser Friedhof ein idealer Platz war, um eine Leiche beiseite zu schaffen.
    Sie ging langsam weiter. Die Sohlen ihrer Schuhe schleiften über Gras und altes Laub. Das Gelände war zudem uneben, manchmal bildete es Fallen, und einige Male sank sie mit dem rechten oder linken Fuß in eine Mulde.
    Lady Sarah versuchte, so viel wie möglich in sich aufzunehmen, deshalb wanderten ihre Blicke oft über den Boden hinweg, und dort fiel ihr etwas auf. Sie war kein Pfadfinder, kein Indianer und auch kein Späher. Aber dass Unkraut und Gras an bestimmten Stellen platt getreten worden waren, entging ihr nicht.
    Hier war jemand hergelaufen.
    Und zwar vor nicht allzu langer Zeit, sonst hätten sich die Gewächse wieder aufgerichtet.
    In ihrem Kopf schrillte eine Alarmklingel. Noch war die Entdeckung kein Grund für sie, umzukehren. Das Gegenteil war der Fall.
    Sie suchte sich die breiteste Spur aus und folgte ihr. Dieser Streifen auf dem Boden würde sie irgendwann zum Ziel führen, davon ging sie aus.
    Um sie herum ballte sich das Grau zusammen. Die Sicht verschlechterte sich, weil die Büsche hier dichter standen, sodass sie manchmal eine Wand bildeten, die nichts durchließ.
    Sie Spur blieb.
    Sie war sogar etwas tiefer geworden und noch breiter. Rechts von ihr wuchsen die Büsche hoch wie eine Wand. Sie verfolgte die Spur mit den Augen und konnte erkennen, dass sie am Ende der Buschreihe herumführte, einer noch düsteren Insel entgegen, vor der sich die Horror-Oma irgendwie fürchtete.
    Sie war nicht mehr die Jüngste. Wenn jemand auf sie lauerte – wer immer es auch sein mochte –, hatte er mit einer Person wie ihr leichtes Spiel.
    Abrupt blieb sie stehen.
    Zuerst wollte sie ihren Augen

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