0824 - Liebestanz der Totenbräute
düstere Umgebung war eingefroren, als würde alles um sie herum aus dunklem Eis bestehen.
Die Horror-Oma hatte Glück im Unglück, denn sie landete nicht auf einem harten Grabstein, sondern fiel in eine mit Laub gefüllte Mulde.
Ein Bett aus Blättern fing sie auf, als wollte es sie beschützen.
Sie tauchte mit dem Gesicht ein und schmeckte den Schmutz auf ihrer Zunge und auf den Lippen. Sie wühlte sich automatisch weiter, wie ein Igel, der sicheinen Platz für den Winterschlaf suchte.
Aber sie brauchte auch Luft, deshalb drehte sich die Frau herum, sodass ihr Kopf nicht mehr zwischen dem alten Laub steckte.
Sie wollte und musste liegen blieben. Nichts konnte sie mehr reizen, die Flucht fortzusetzen. Sarah war einfach zu kaputt, aber dieses Gefühl veränderte sich mit fortschreitender Zeit auch zum Positiven hin, denn als sie ihren Atem wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte, da kehrten auch die Gedanken zum Ausgangspunkt der Flucht zurück.
Und damit zu Gulbekian!
Er war das Gestalt gewordene Grauen. Er war der Vampir, der Blutsauger, er hatte sie gejagt, und sein Instinkt würde ihn auch ihr Versteck finden lassen.
Noch war ihr eigener Atem zu laut, als dass sie andere Geräusche gehört hätte. Auch klopfte ihr Herz wahnsinnig stark.
Wann entdeckte der Vampir sie?
Nicht dass sie enttäuscht gewesen wäre, aber sie wunderte sich schon, dass sie noch nichts von ihm hörte. Kein Laub, das unter seinen Füßen raschelte, kein Fauchen oder leises Lachen. Der Blutsauger hielt sich zurück, und Lady Sarah fragte sich inzwischen, ob er wohl fliegen konnte.
Es wurde ruhiger, nicht ganz ruhig, aber dennoch stiller. Das wiederum gab ihr Hoffnung. Sie dachte daran, diesen schützenden Platz zu verlassen, denn stundenlang konnte sie hier nicht liegen, irgendwann würde der Baron sie finden.
Sarah überlegte, wie weit der Ausgang des Friedhofs wohl entfernt war. Während ihrer Flucht hatte sie darüber nicht nachdenken können, jetzt ging es ihr wieder einigermaßen, wenn nur nicht dieses Stechen in ihrer Brust gewesen wäre, das dazu noch für einen heftigen Hustenreiz sorgte. Nur mühsam konnte sie ihn unterdrücken. Jedes Geräusch konnte den Blutsauger auf sie aufmerksam werden lassen.
Sarah kroch aus der Mulde. Sie ließ sich Zeit dabei, was wiederum von ihren guten Nerven zeugte. Sie wollte das Laub und sich selbst nicht zu heftig bewegen. In dieser Stille war jedes leise Geräusch deutlich zu hören. Andererseits verließen sich Vampire nicht unbedingt auf ihre Ohren, da waren andere Instinkte, die sie das Blut der Menschen wittern ließen.
Lady Sarah hatte sich schon aufgerichtet. Sie saß innerhalb des Laubberges und bewegte den Kopf. Bevor sie die Mulde ganz verließ, wollte sie herausfinden, ob ihre unmittelbare Umgebung frei war.
Die Schatten waren dichter geworden. Das Gespenst der Nacht hatte auch diesen alten Friedhof erreicht, schwamm um die dicken Baumstämme und ließ sie aussehen wie die mächtigen Beine irgendwelcher urwelthaften Tiere. Die Kronen der Bäume konnte Lady Sarah kaum erkennen, und ihr schauderte, als sie sich endgültig aus ihrem Versteck befreite.
Neben der Mulde blieb sie stehen. Das Gras war dort platt getrampelt. Sie bewegte ihren Kopf, stand dabei wie unter Strom, weil sie immer noch immer mit einem plötzlichen Angriff des Blutsaugers rechnete.
Die alte Dame hatte sich bisher tapfer gehalten. Es lag auch daran, dass sie in ihrem Leben einfach schon zu viel erlebt hatte und öfter mit schrecklichenund grausamen Erscheinungen konfrontiert worden war. Das musste man in Kauf nehmen, wenn man sich einmischte und zudem einen Geisterjäger als Freund hatte.
Stille? Blieb Sie? In den vergehenden Sekunden schon, bis sie das Rascheln hörte. Es war dort aufgeklungen, wo die Bäume standen, und Sarahs Blick saugte sich dort fest.
Zu erkennen war nichts für sie. Zu tief und schwarz stand die Dunkelheit zwischen den Stämmen. Geirrt hatte sie sich jedoch nicht, da war etwas gewesen.
Dann hörte sie die Stimme.
Ein schwacher Ruf, der sich lauernd anhörte und in dem eine gewisse Erwartung mitzuschwingen schien, erreichte sie.
»Sarah? Bist du das…?«
Sarah blieb die Antwort im Hals stecken, denn trotz allem, trotz der vergangenen langen Jahre hatte sie die Stimme erkannt. Ja, das musste sie sein, es gab keinen Zweifel.
Es war Hetty Morland!
***
Ich hatte nur hin und wieder das Licht der Scheinwerfer eingeschaltet, weil wir auf keinen Fall auffallen wollten, und beim
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