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0824 - Liebestanz der Totenbräute

0824 - Liebestanz der Totenbräute

Titel: 0824 - Liebestanz der Totenbräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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oder dem Fußboden landete. Sie musste an die Zukunft denken, denn sehr bald würde die Dunkelheit über das Land fallen und dafür sorgen, dass seine Zeit begann. Dann würde er die Totenbräute zu sich holen, dann würde sein Ruf über den Friedhof schallen.
    Noch ein Zug aus dem Glimmstängel.
    Es reichte, ihre Finger wurden bereits heiß. Sie drückte die Kippe in einen Ascher und drehte sich um, als sie die zögernden Schritte hörte.
    Maggie schlich heran, hochrot im Gesicht. Das schlechte Gewissen war ihranzusehen. Sonst zwinkerte sie nie so stark mit den Augen, die hinter den Gläsern der Brille um Einiges größer wirkten, als sie tatsächlich waren.
    »Mrs. Griffith…?«
    »Komm näher.«
    Maggie schlich heran. Ihre Hände fuhren über die Kleidung, denn sie musste den Schweiß von ihren Handflächen wischen.
    Die Griffith lächelte falsch, und diese falsche Freundlichkeit blieb auch, als sie Maggie einen Arm auf die Schulter legte und sie zur Seite führte.
    »Geht es dir gut, Kind?«
    »Ja, aber…«
    »Wir müssen zusammenhalten. Ich will jetzt von dir haargenau wissen, was vorgefallen ist, als ich nicht anwesend war. Kannst du dich daran noch erinnern?«
    »Ich hoffe.«
    »Dann setz dich hin.« Helma Griffith drückte Maggie auf die Sitzfläche eines Stuhls.
    Die Griffith blieb stehen. Ihr gefiel diese Position, denn sie war die Chefin, nicht Maggie, die sehr verschüchtert wirkte und zu Helma hochschielte.
    »Willst du rauchen?«
    »Nein.«
    »Einen Gin?«
    »Auch nicht.«
    »Gut, dann versuchen wir es ohne. So, jetzt mal raus mit der Sprache. Wie war das mit dieser Sarah Goldwyn?«
    Maggie stöhnte und atmete anschließend laut. Für einen Moment schloss sie die Augen, weil sie erst nachdenken und sich konzentrieren musste. Helma ließ sie in Ruhe, und sie war froh, als Maggie das erste Wort hervorbrachte.
    Dann hörte sie nur noch zu. Maggie redete ohne Unterlass, unterstrich ihre Sätze mit Gesten, und die Griffithmusste ihr Abbitte leisten, was die Diktion und das Erinnerungsvermögen ihrer Mitarbeiterin anging. Maggie berichtete glasklar und ausführlich, was an diesem bestimmten Nachmittag vor zwei Stunden ungefähr geschehen war.
    »Dann ist sie gegangen, nicht?«
    »Ja.«
    »Zu Fuß?«
    Maggie starrte ins Leere. »Ich nehme es an«, sagte sie nach einer Weile.
    »Aber du weißt es nicht genau?«
    »Nein, ich habe kein Auto gehört. Ein Taxi hat sie sich nicht bestellt.«
    »Vielleicht war sie mit dem eigenen Fahrzeug hier?«
    »Bestimmt nicht. Sie fuhr mit einem Taxi vor. Das habe ich vom Fenster aus gesehen.«
    Helma Griffith nickte. »Und sie ging zu Fuß weg.«
    »Ja.«
    »Wohin?«
    Maggie hob die Schultern.
    Die Griffith aber lachte. »Ich kann dir genau sagen, wohin sie gegangen ist. Ja, das weiß ich. Du hast ihr einiges über die Geschichte dieses Hauses erzählt. Sie hat auch gewusst, dass hinter unserem Grundstück ein Friedhof liegt. Ich kann mir vorstellen, dass sie diesen Weg eingeschlagen hat. Sie ist eine sehr neugierige alte Person, und Alter schützt bekanntlich vor Torheit nicht.«
    »Meinen Sie?«
    »Ich bin sogar sicher.«
    »Aber der Mann und die Frau sind doch weggefahren – oder?«
    Helma lächelte. »Davon können wir ausgehen, und einen Friedhof haben die beiden auch nicht erwähnt.«
    »Was bedeutet das denn alles?«
    Die Griffith strich über Maggies Haar. »Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen, meine Liebe. Tu du deine Pflicht.«
    Maggie nickte. »Und Hetty Morland? Sie ist die Fünfte, die verschwunden ist.«
    Die Haltung der Heimleiterin versteifte sich. »Ja, sie ist die Fünfte. Wenn ich dir allerdings einen Rat geben darf, dann solltest du daran nicht weiter denken, meine Liebe. Es ist nicht gut, wenn man zu viel weiß, verstehst du?«
    »Ja.«
    »Du kannst jetzt gehen. Falls man dich fragen sollte, weißt du von nichts – klar?«
    Maggie stand auf und nickte. Mit schlurfenden Schritten ging sie davon. Den Kopf eingezogen, wie ein Mensch, der Prügel eingesteckt hatte.
    Helma Griffith schaute ihr nach. Sie war nicht sehr erleichtert, und darüber wunderte sie sich. Sonst hatte sie immer die Kontrolle behalten, diesmal allerdings sah sie dicke Wolken am Horizont aufziehen. Und das war überhaupt nicht gut für den Baron of Gulbekian, dessen Blutgier immer stärker geworden war.
    Sobald es anfing zu dämmern, würde er seine Gruft verlassen, um sich hier im Haus das nächste Opfer zu holen…
    ***
    In diesem schrecklichen Augenblick wünschte sich

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