0825 - Die Amokmacher
ihn als Haluter nicht schwer war, die drei höchsten Wahrscheinlichkeiten zu ermitteln.
Er machte sich nicht mehr die Mühe, Tekener und Jennifer zu verfolgen. Er flog sein Ziel direkt an.
Als er zwischen schroffen Felsen hoch über dem Haus von Bakor-Tars landete, setzte sich ein Gefühl der Enttäuschung bei ihm durch. Er hatte vor den Terranern immer eine gewisse Hochachtung gehabt. Bakor-Tars hatte sie ihm durch seine Berichte vermittelt. Diese fand er nun maßlos übertrieben. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er es nicht für möglich gehalten, daß die Terraner tatsächlich nach so simplen Grundsätzen handelten, daß selbst ein unaus-gereiftes Planhirn ihre Schritte ausrechnen konnte.
Zwischen Felsen versteckt beobachtete Balku, wie Tekener mit dem lädierten Gleiter landete und zusammen mit Jennifer ausstieg. Er verfolgte mit glühenden Augen, wie sie im Haus verschwanden.
Er triumphierte nicht, denn plötzlich machte ihm sein Erfolg keinen rechten Spaß mehr. Wäre alles viel schwieriger gewesen, dann wäre er zufrieden gewesen, so aber fühlte er sich maßlos überlegen, und ein Sieg über diese schwachen Geschöpfe schien ihm nichts wert zu sein.
Er fragte sich, warum ROSS so großen Wert darauf legte, diese Terraner zu töten. Sie stellten seiner Ansicht nach keine große Gefahr dar. Dennoch beschloß er, sie zu töten, um ROSS zufriedenzustellen.
Er sah nur eine Schwierigkeit.
Er mußte auch Bakor-Tars über-. winden. Das konnte er nicht mit bloßen Händen, da er ihm kräftemäßig weit unterlegen war. Also wählte er einen Narkosestrahler aus dem Waffenarsenal seines Kampf gleiters und schlich sich an das Haus heran. Er wollte Bakor-Tars lahmen und dann die beiden Terraner in den Fjord hinunterwerfen. Er wußte, daß sie sich nicht durch eine Strukturveränderung retten konnten, sondern beim Aufprall sterben würden. Ihre Gra-vitationsneutralisatoren konnten sie nicht davor bewahren.
Lautlos näherte sich das Haluter-Junge dem Haus. Balku hörte die Stimmen der Terraner und die von Bakor-Tars.
Er schob sich durch die offene Haustür und näherte sich dem Salon, ohne das geringste Geräusch zu verursachen. Obwohl er noch ein Kind war, überragte er Ronald Tekener bereits um einige Zentimeter, und er war fast doppelt so schwer wie der Narbengesichtige.
*
Ohne emotionelle Beteiligung verfolgte DAS, was auf Big Planet geschah.
Vergeblich bemühte DAS sich, die Ereignisse in ein System einzuordnen, aus dem sich logische Gedanken ableiten ließen, aber nichts von_dem, was DAS beobachtete, fügte sich ein.
Alles schien systemlos zu sein. Nichts paßte zueinander. Ja, alles schien sogar sinnlos zu sein.
Immer wieder verglich DAS die Geschehnisse mit der erlebten Ordnung, ohne eine Übereinstimmung feststellen zu können. Dabei war die Zahl der erlebten Ordnungen so groß, daß sie sich mathematisch kaum noch formulieren ließ.
Seit geraumer Zeit kamen die Sechser auf diese Welt. Von Anfang an hatte DAS festgestellt, daß sie auf gleiche Weise schwach veränderlich waren wie alles, was ohne höhere Intelligenz auf dem Planeten war.
Niemals hatten sie sich als echte Veränderliche erwiesen.
Und doch schien es so, als sei eine gewisse Intelligenz vorhanden. Dafür gab es zahllose Beweise, die sich jedoch wiederum nicht in eine Ordnung pressen ließen.
Um die unzähligen Rätsel lösen zu können, die sich daraus ergaben, hatte DAS immer wieder versucht, Verbindung mit den Sechsern aufzunehmen. Ohne Erfolg. Die Sechser taten, als seien sie allein auf diesem Planeten, den sie offenbar als kos-mophysikalische Einheit ansahen, obwohl das doch eine so gröbliche Vereinfachung war, daß sie schon fast nicht mehr akzeptiert werden konnte.
Vor nicht allzu langer Zeit - es fiel DAS unendlich schwer, Zeit zu empfinden - war die Zahl der Sechser schlagartig um ein Vielfaches angestiegen.
Damit standen DAS für seine Überlegungen eine wesentlich größere Zahl von Individuen zur Verfügung.
Zunächst hatte DAS angenommen, daß sich daraus zwangsläufig auch eine große Zahl von Grundmustern ableiten ließ. Aber das war ein Irrtum gewesen. Es gab nur ein einziges Grundmuster.
Für DAS lag darin schon fast der Beweis, daß die Sechser keine Intelligenzen waren. Aber allzu früh wollte DAS auch wiederum nicht zu einem abschließenden Ergebnis kommen. DAS fürchtete sich vor einem Irrtum.
Da Zeit keine Rolle spielte, beschloß DAS, die Untersuchungen und Beobachtungen lieber noch etwas auszudehnen.
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