0825 - Die Amokmacher
änderte sich schon bald, nachdem Ronald Tekener und Jennifer in die von Kristallen überwucherte Landschaft eingedrungen waren. Herrschten zunächst noch einfache und übersichtliche Formen vor, so überwogen bald bizarre und kaum noch überschaubare Formen.
Die beiden Flüchtenden kamen immer schwerer voran. Wohin sie auch ihre Füße setzten, überall waren diese seltsamen Kristalle, die unter dem Licht der Sonne ihre Formen und Farben zu verändern schienen.
Ronald und Jennifer hielten sich bei den Händen, um sich gegenseitig zu stützen. Hin und wieder blieben sie stehen und lauschten. „Haluter", sagte sie. „Sie können uns nicht sehen", entgegnete er beruhigend. „Ich wette, daß sie blind in dieses Kristallgewirr eindringen und sich an diesen Gebilden austoben."
Tekener stieß mit dem Fuß gegen einen nadeiförmigen Kristall. Ein feines Singen ertönte, und der Kristall veränderte seine Farben. Er wurde zunächst grün, wechselte dann zu einem intensiven Rot über und schillerte danach in einem milden Violett. „Es ist, als ob er uns etwas mitteilen will", sagte Jennifer. „Glaubst du, daß diese Kristalle intelligent sind?" fragte der Kosmo-psychologe lächelnd. Er schüttelte den Kopf. „Das ist doch nicht dein Ernst."
„Warum sollten die Kristalle nicht intelligent sein?"
Tekener zögerte mit der Antwort. Dann lachte er leise und schüttelte erneut den Kopf. „Natürlich ist so etwas nicht unmöglich", sagte er. „Bevor wir über die Frage der Intelligenz diskutieren, sollten wir erst einmal herausfinden, ob diese Kristalle überhaupt leben. Falls diese Frage überhaupt interessant für uns ist."
Nun lächelte Jennifer ebenfalls. Sie warf den Kopf in den Nacken und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. „Möglich wäre es immerhin", bemerkte sie. „Vorläufig aber glaube ich auch nicht, daß wir es hier mit einer Leben'sform zu tun haben. Also brauchen wir uns über Fragen der Intelligenz auch nicht die Köpfe heißzureden."
Sie entdeckte einen Kristall, der aus lauter achteckigen Formen zusammengesetzt war. Er war einige Meter von ihr entfernt. Sie eilte auf ihn zu, um ihn sich näher betrachten zu können. Tekener drehte sich währenddessen um, stieg auf einen bizarr geformten, etwa mannshohen Kristall und spähte dorthin, wo er die Haluter vermutete. Er konnte nur eine Staubwolke sehen, die über den Kristallen schwebte. Immerhin zeigte sie ihm an, wo die Haluter ungefähr waren, und sie verriet ihm, daß die Tobenden eine Richtung eingeschlagen hatten, die nicht zu ihm und Jennifer führte.
Beruhigt stieg er wieder vom Kristall herab. Er drehte sich um und wollte etwas sagen. Doch die Worte blieben ihm förmlich im Halse stekken.
Jennifer war verschwunden.
*
Während des Fluges mußte Cornor-Lerz den tobenden Balku festhalten. „Beruhige dich jetzt endlich", forderte er, als sie etwa zehn Minuten lang nach Norden geflogen waren.
Balku kämpfte weiter, obwohl er keine Aussichten hatte, sich aus dem eisernen Griff des Erwachsenen zu lösen. „Wenn du dich nicht benimmst, wie ich es von dir erwarte, dann bringe ich dich bis in die ewige Eisregion hinauf", sagte Cornor-Lerz drohend.
Balku schlug auch weiterhin um sich, ohne einen Laut von sich zu geben. „Also gut", sagte der erwachsene Haluter resignierend. „Wenn du es nicht anders willst, dann behandle ich dich so, wie du es verdient hast."
Er beschleunigte mit Höchstwerten und ließ die Maschine gleichzeitig auf mehr als zwanzigtausend Meter aufsteigen. In dieser Höhe überquerte er eine Stunde später das gewaltige Felsmassiv, das sich wie ein breiter Gürtel zwischen den südlichen und den nördlichen Regionen des dritten Kontinents von Terzrock erstreckte.
Die höchsten Berge erreichten eine Höhe von nahezu 25 Kilometern. Doch so hoch brauchte der Haluter die Maschine nicht zu ziehen. Zwischen den mächtigen, eisbedeckten Gipfeln steuerte er den Gleiter hindurch.
In diesem Moment gab selbst Bal-ku seinen unsinnigen Kampf für einige Minuten auf. Er blickte fasziniert nach unten und beobachtete die gigantischen Schneebären, die vereinzelt auf den Eisfeldern zu erkennen waren.
Cornor-Lerz lachte dröhnend. „Du wirst aufpassen müssen, Kleiner", rief er. „Mit den Bären ist nicht zu spaßen. Es sind gewaltige Kämpfer.
Sie werden mit absoluter Sicherheit untersuchen, ob du ein Appetithappen für sie bist. Sie werden dich einige Tage lang aufhalten. Und wir haben dann Ruhe vor dir."
Balku
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