0825 - Die Amokmacher
sie. „Ich hoffe, du hast inzwischen ein kräftiges Frühstück vorbereitet", erwiderte er gähnend. „Ich möchte das Brot leicht angetoastet und die Eier nicht zu hart."
Sie lachte leise. „Alles, was ich habe, ist Sand. Aber den kannst du gut durchgefeuchtet haben."
„Danke. Dann verzichte ich lieber."
Jeynahl war bereits erwacht. Er stand einige Meter von ihnen entfernt und blickte schweigend in die Nacht hinein. Tekener wusch sich das Gesicht mit Quellwasser. Dann gab er das Zeichen zum Aufbruch. Die Nachtruhe hatte ihm gutgetan, obwohl die Pause nur kurz gewesen war.
Sie waren etwa einen Kilometer weit gegangen, als in ihrer Nähe ein Haluter explosionsartig aktiv wurde.
Er brach wie ein Geschoß in die Kristalle ein und zerschmetterte sie. Brüllend und keuchend raste er an Tekener vorbei. Er tauchte urplötzlich vor ihm auf, bemerkte ihn jedoch nicht und rannte weiten Tekener hätte ihn mit der Hand berühren können.
Unmittelbar darauf flammten in einer Entfernung von etwa drei Kilometern zahlreiche Scheinwerfer auf. „Das Lager", sagte der Gurrad. Er kletterte auf einen Kristall, der aussah, als sei er aus zahlreichen Würfeln zusammengesetzt. Als er genügend sehen konnte, wiederholte er seine Worte. Während er wieder herabkletterte, überlegte Tekener - wie er es schon mehrfach in dieser Nacht getan hatte, ohne zu einem Ergebnis zu kommen -, wie man die Gefangenen befreien und zur Massenflucht veranlassen konnte. „Ich bin dafür, daß wir direkt zum Lager gehen und dort entscheiden, was wir dann unternehmen", sagte Jennifer. Als Jeynahl losging und sich einige Schritte weit von ihnen entfernt hatte, flüsterte sie Tekener zu: „Wir müssen ein Raumschiff haben, Tek. Nur in einem Raumschiff können wir uns ausreichend gut verschanzen."
„Du hast recht", erwiderte er. „Es ist die einzige Möglichkeit."
Sie schlössen zu dem Gurrad auf. Der Smiler hatte erfaßt, was Jennifer meinte. Sie mußten ein Raumschiff kapern, aber nicht, um mit ihm Big Planet zu verlassen, sondern um von ihm aus die notwendigen Forschungen zu betreiben. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Nur auf diese Weise konnte man die brennenden Fragen beantworten. Wer ständig auf der Flucht war, konnte keine wissenschaftliche Arbeit leisten.
Viel früher als erwartet brach der neue Tag an. Der Gurrad und die beiden Terraner waren noch etwa einen Kilometer vom Gefangenenlager entfernt. Deutlich konnten sie die montierten Energiefeldprojektoren sehen, mit denen ein Energiezaun errichtet worden war.
Sie sahen aber auch etwa zwanzig Haluter, die ziellos in der Nähe des Energiezauns umherstreiften. Sie hieben hin und wieder mit bloßen Fäusten auf die größeren Kristalle ein und zerschmetterten sie. Einige von ihnen brüllten und knurrten wie Tiere. „Oh, verdammt", sagte Jennifer. „Machen wir uns nichts vor. Da kommen wir nicht vorbei."
Plötzlich ertönte ein schriller Pfeifton. Jeynahl zuckte zusammen. „Sie öffnen den Energiezaun", sagte er. „Gleich werden sie wieder welche von uns hinaustreiben, damit sie sie hetzen und töten können."
Ronald Tekener verkniff sich eine Bemerkung. Er wechselte nur einen kurzen Blick mit Jennifer, und sie nickte ihm verstohlen zu. So tragisch das Ereignis-auch für die betroffenen Gurrads sein mochte, für sie, die sie in das Lager hinein wollten, konnte es kaum besser kommen. Sie konnten nur ins Lager gelangen, wenn die Tore geöffnet wurden.
Minuten später war es soweit.
Gellende Schreie zeigten an, daß die Gefangenen aus dem Lager gejagt wurden. Die riesigen Haluter vor dem Zaun wurden noch unruhiger. Sie schienen es nicht mehr abwarten zu können, bis ihnen ihre Beute zwischen die Hände geriet. ,Doch dann trat plötzlich eine Verzögerung ein, ohne daß Tekener und seine Begleiter erkennen konnten, weshalb. Es wurde ruhig. Jeynahl wurde im gleichen Maße nervöser.
Tekener legte ihm die Hand auf die Schulter. „Keine Sorge", sagte er. „Man bringt sie nicht alle um. Bestimmt nicht."
Er konnte sich jedoch selbst auch nicht ganz von dem Gedanken befreien, daß die Haluter dazu übergegangen waren, sich innerhalb des Energiezauns auszutoben. Die Folgen wären für alle Gefangenen tödlich gewesen.
*
Cornor-Lerz hob abwehrend die Arme. „So geht es nicht", rief er, nachdem die Menge, vor der er stand, ruhig geworden war. „Natürlich sieht es auf den ersten Blick einfacher aus, wenn wir mit Kampfgleitern angreifen und dann alle Tobenden mit
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