0826 - Kampf um Armakath
flaches Dach - mehrere kleine Fensteröffnungen - das war alles. Wenn die Form dieser Gebäude tatsächlich Charakter und Seele ihrer Ursprungspersonen widerspiegelten, dann musste das Leben dieses Mannes schmucklos und ohne jede Fantasie gewesen sein Verblüfft stellte van Zant fest, dass dem Haus die Tür fehlte. Ein Zeichen für Egozentrik oder Kontaktarmut - Artimus konnte da nur vermuten.
Er konnte nicht ahnen, dass er damit ziemlich exakt Albert Jacobs Leben skizziert hatte.
Dann spürte Artimus das seltsame Kribbeln in seinem Nacken. Seit jeher ein untrügliches Zeichen für den Physiker, das er beobachtet wurde. Und hier gab es nur eine Person, die ihre Aufmerksamkeit auf ihn gerichtete haben konnte.
Van Zant blickte zu der Frau, die eingehüllt in ihr Haarkleid auf dem Dach stand. Ihr Blick schien sich in Artimus’ Herz zu krallen - kein Zweifel: Sie wusste schon lange, dass er die Szene beobachtet hatte. Und ihr letztes Opfer reichte nicht aus, um sie zufrieden zu stellen. Denn nun war er an der Reihe!
Mit graziler Bewegung hob sie die Hand in van Zants Richtung. Und ihr Zeigefinger begann das Muster in die Luft zu malen, das Artimus’ Schicksal besiegeln sollte…
***
Das Brennen in seinen Beinen war übergangslos da.
Ganz so, als würde irgendwer kleine Feuer an seine Muskeln und Sehnen legen. Keine einzige Sekunde mehr konnte er still stehen bleiben - alles in seinen Füßen krampfte sich zusammen, trieb sie vorwärts. Van Zant begann zu laufen. Die Richtung bestimmte nicht er. Sie war es, die ihn genau zu der Stelle trieb, die für ihn bestimmt war.
Es war der noch freie Platz neben dem gerade erst entstandenen Gebäude.
Mit einem Ruck stoppte van Zant seine Vorwärtsbewegung. Er konnte es im ersten Moment selbst nicht glauben, doch es gelang ihm auf Anhieb. Der Drang in ihm war unglaublich groß, doch er konnte ihn bekämpfen.
Erfolgreich bekämpfen.
Mit einer jähen Bewegung wandte er sich zu dem Gebäude, von dessen Dach ihn zwei kalte Augen fixierten. »Stopp, Lady. Nicht mit mir.« Artimus sah, wie sich der Körper der Frau versteifte. Widerstand kannte sie ganz einfach nicht. Doch mit dieser neuen Erfahrung musste sie ab jetzt wohl leben. Artimus wusste ja selbst nicht warum, aber er war keineswegs so hilflos wie der arme Teufel, dessen Ende er soeben beobachtet hatte.
»Tut mir ja Leid, aber ich tauge nicht zur Städteplanung - zumindest nicht als Teil einer Stadt.« Langsam bewegte er sich rückwärts. Ihm war klar, dass er mit einer Attacke zu rechnen hatte. So ohne weiteres würde sie ihn sicherlich nicht entkommen lassen. Und die Attacke begann damit, dass aus dem Brennen in Artimus’ Beinen siedende Hitze wurde, die den Südstaatler in die Knie zwang. Das Fleisch schien sich von seinen Knochen zu schälen, doch das alles spielte sich nur in seinem Kopf ab.
Und van Zant hatte dagegen ein Mittel, auch wenn er nicht wusste, wie er dazu gekommen war. Er hatte lediglich eine Ahnung. Khira? Er schaffte es ohne Probleme, die Schmerzen zu verdrängen; er dachte sie fort. Als er wieder auf seinen Füßen stand, war es, als hätte ihn der starke Wille der kleinen Finnin so rasch wieder hochgetrieben. Doch zum Philosophieren war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.
Eher zum Kämpfen!
Denn die Geheimnisvolle auf dem Dach änderte schlagartig ihre Vorgehensweise. Artimus wehrte sich erfolgreich gegen all ihre Beeinflussungen, also war er nicht mehr ihr williges Opfer - sondern ihr Feind.
Der Blitzstrahl aus ihren Fingern kam so rasend schnell, dass van Zant für ein ordentliches Ausweichmanöver einfach keine Zeit mehr blieb. Er stieß sich nach hinten ab und ließ sich wie ein Klotz fallen. Nur um wenige Zentimeter verfehlte ihn die Energie, die seinem Dasein ein jähes Ende bereiten wollte. Van Zant rollte sich instinktiv über den Boden. Der zweite Kraftstoß strich an ihm vorbei, erwischte ihn nur mit einer seiner Verästelungen am Oberarm.
Der Südstaatler schrie auf. Eine Woge eiskalten Schmerzes rollte durch seinen Körper. Und ihm wurde klar, was geschehen musste, wenn der dritte Strahl in voll traf. Und der kam…
Er darf nicht bis zu mir dringen!
Es war nur dieser eine intensive Gedanke, der van Zants gesamtes Bewusstsein erfüllte. Ein Gedanke nur, der sich zu einem klaren Befehl wandelte, komprimierte… zu Masse wandelte. Masse? Das war doch unmöglich, oder?
Wie selbstverständlich hob der Physiker die linke Hand in die Höhe, richtete sie auf die Frau, die ihn nun
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