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0827 - Der Rosenfluch

0827 - Der Rosenfluch

Titel: 0827 - Der Rosenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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habe gewartet.«
    »Komisch.«
    »Was ist komisch?«
    »Ich bin…«, sie suchte nach Worten, »ja, ich bin plötzlich eingeschlafen. Auf einmal. Ich weiß auch nicht, wie das gekommen ist. Oder war das nicht ein Kreuz?«
    Ich nickte ihr zu. »Es stimmt, du hast ein Kreuz gesehen, und das gehört mir.«
    »So ist das.«
    »Hast du auch geträumt, Iris?«
    Sie überlegte einen Moment und richtete sich wieder auf. Dabei bewegte sie den Kopf. Sie stellte fest, dass ihre Mutter nicht mehr im Zimmer saß, und sie fragte sofort nach ihr.
    »Deine Mutter ist nur für ein paar Minuten hinausgegangen. Sie wird wieder zurückkehren.«
    »Ja, das ist gut.«
    »Erinnerst du dich, Iris? Ich habe dich gefragt, ob du etwas geträumt hast.«
    »Jaaa…«, erwiderte sie gedehnt.
    »Und?«
    Sie hob die Schultern. »Da war etwas, John, da war sogar viel. Ich kann es nicht so erzählen, weißt du.«
    »Du könntest es versuchen.«
    Sie hob die Schultern. »Es ist so schwer, sich daran zu erinnern.« Sie knetete die Finger. »Alles liegt so weit weg…«
    »Darf ich dich etwas fragen?«
    »Klar.«
    »Hat dein Traum etwas mit den Rosen zu tun gehabt?«
    Kaum hatte ich das letzte Wort gesprochen, da öffnete Iris den Mund und schnappte nach Luft. »Ja, ja«, sagte sie hastig. »Woher weißt du das? Ich habe wieder die Rosen gesehen. Ich war wieder da. Ich tauchte wieder ein. Ich sah andere Bilder, ich hörte auch andere Geräusche, wenn du verstehst.«
    »Noch nicht, aber du wirst mir sicherlich mehr darüber sagen können.«
    »Nein, eigentlich nicht. Das waren alles so komische Sachen. Sie – sie sahen anders aus.«
    »Wie anders denn?«
    »Nicht wie heute.«
    Ich lächelte kantig. »Das verstehe ich nicht. Sie sahen also nicht so aus wie heute, sondern wie zu Zeiten, die schon längst verschwunden sind? Habe ich dich da richtig verstanden?«
    »Keine Ahnung. Wie in alten Büchern, die ich bei meinem Vater mal gesehen habe.«
    »Welche meinst du da?«
    »In denen aber früher geschrieben wurde. Wo es noch keine Autos gab. Ich habe auch Pferde wiehern hören. Das ist schon alles komisch gewesen, John, ehrlich.«
    »Das glaube ich dir gern. Mal eine andere Frage: Und du hast dich dazwischen befunden?«
    Sie nickte.
    »Wie denn?«
    »Ich war da. Ich hörte viel, ich konnte wenig sehen, und man sah mich auch nicht, glaube ich.« Sie schlug die Hand gegen die Stirn. »Aber da waren immer wieder neue Blumen, die Rosen. Sie – sie – und ihr Geruch. Ich kam nicht weg. Ich habe ihn immer wieder gerochen. Er war so alt, so komisch süßlich.« Sie öffnete den Mund und schnalzte mit der Zunge. »Noch jetzt kann ich ihn schmecken.«
    »Süßlich?« wiederholte ich. »Aber sicherlich nicht wie Schokolade. Oder liege ich da falsch?«
    »Nein, das stimmt schon.« Iris schüttelte den Kopf. »Ich meine, das roch nicht wie Schokolade. Die riecht doch nicht widerlich. Oder meinst du das?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Na, also.«
    »Kannst du dich nicht erklären?«
    Iris überlegte und meinte dann: »Sogar etwas faul, John. Ja, es roch sogar faul.«
    Ich strich über ihr Haar. »Es ist schon gut, Iris, du brauchst dich nicht weiter anzustrengen.« Ich erklärte ihr den Grund nicht, aber das letzte Wort hatte mich auf eine bestimmte Spur gebracht, denn süßlich und faulig roch auch Leben, das allmählich verging oder schon vergangen war.
    Dann sagte Iris etwas, das mich tief traf. »Aber mein Gesicht ist noch da.«
    »Ja.«
    Sie stand dicht vor dem Weinen. Mit beiden Händen umklammerte sie mich. »Aber ich will es weghaben, John. Du hast es mir versprochen. Ich will wieder so aussehen wie früher. Und ich will auch den Geruch nicht wieder in der Nase haben.«
    »Wir werden sehen, was sich machen lässt.«
    »Wir?« fragte sie.
    »Ja, Iris. Es kann durchaus sein, dass wir noch länger zusammenbleiben müssen. Aber darüber reden wir noch, wenn deine Mutter wieder bei dir ist.«
    Als hätte ich ein Stichwort gegeben, so wurde die Tür geöffnet, und Bea Quentin betrat zusammen mit Professor Mansing das Zimmer. Die Frau sah aus, als wollte sie sich auf mich stürzen. Sie hatte ihren Schock überwunden, aber das erste Wort der Anklage blieb ihr schon im Hals stecken, als Iris den Arm hob, ihr zuwinkte und dabei rief: »Hallo, Mum, da bist du ja.«
    Bea Quentin blieb stehen. »Iris…?«
    »Ist was?«
    Die Frau holte Luft. Der Professor stand neben ihr und sah etwas durcheinander aus. »Ich – ich denke, du bist bewusstlos oder noch etwas

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