0829 - Der Alpen-Teufel
von der besseren Sorte, der uns sehr gut mundete, und er kam natürlich auf die schrecklichen Vorfälle zu sprechen. Der Alpen-Teufel war das Gesprächsthema Nummer eins, nicht nur hier in Alpbach.
»Diese Morde werden unserer Region schaden, deshalb hoffen wir, daß der irre Mörder so schnell wie möglich gefaßt wird.«
»Haben Sie denn einen Verdacht?« fragte ich.
»Nein.«
»Keinen?«
Der Hotelier hob die Schultern.
»Weil wir nämlich zufällig etwas gehört haben«, nahm Suko den Faden wieder auf und schwieg zunächst, weil er die erstaunten Blicke des Ehepaares bemerkte.
»Was denn?«
»Wir hörten einen Namen, Herr Brandner. Paul…« Der Inspektor ließ das letzte Wort gedehnt ausklingen.
Die Brandners schauten sich an. Zuerst hob Helene die Schultern, nippte am Wein und meinte:
»Paul ist so etwas wie der Dorftrottel gewesen; er beging Selbstmord. Mit anderen Menschen kam er nicht zurecht. Er war eben anders, wenn Sie verstehen. Paul interessierte sich für ganz andere Dinge.«
»Für welche denn?«
»Das kann man nicht so sagen«, sagte der Hotelier. »Er liebte wohl die Apokalypse, er sprach vom nahen Weltuntergang, daß sich die Menschen bald entscheiden müssen, auf welcher Seite sie dann stehen.«
»Hatte er sich schon entschieden?«
»Ja, Herr Sinclair, er…«
»Bitte, das kannst du doch nicht sagen, Herbert! Das sind reine Vermutungen. Da ist nichts bewiesen. Wenn du das sagst, stellst du dich mit dem Dorfklatsch auf eine Stufe.«
»Verstehe«, sagte ich. »Außerdem geht es uns nichts an. Wir sind da ja nur zufällig hineingeraten.«
Brandner war jetzt stur. »Es ist doch nichts Ehrenrühriges, wenn ich es unseren Gästen erzähle.«
»Wie du meinst.«
»Es ist so. Dieser Paul hat sich gegen Gott entschieden, wenn ich das mal so sagen darf.«
»Für den Teufel?«
»Das sagten Sie, Herr Sinclair.«
»Was tat er denn?« wollte Suko wissen.
»Er war einfach schrecklich. Wenn die Menschen hier zur Messe gingen, dann sprach er davon, daß sie lieber der Kirche fernbleiben sollten, weil die Zeit des Teufels angebrochen wäre und sie die Zeichen erkennen sollten.«
»Welche Zeichen denn?«
»Die des Anfangs vom Ende.«
»Dann war er einer dieser Prediger?« fragte Suko.
»Nein, das auch nicht. Paul gehörte zu denjenigen, die an den Teufel und die Hölle glaubten. Er war eingenommen davon, es gab für ihn nichts anderes. Er liebte die Apokalypse, er hat sich dort hineingesteigert und sich schließlich umgebracht.«
»Was sagten seine Verwandten dazu?«
Die Brandners hoben die Schultern. Helene sprach letztendlich. »Paul lebte ja nicht direkt im Dorf, sondern außerhalb auf der Höhe bei einer alten Tante. Die Frau ist ebenfalls längst gestorben. Wenn sie in den Ort kam, wurde sie ebenfalls gemieden.« Helene Brandner zeigte ein kurzes Lächeln. »So sind die Verhältnisse eben hier. Daran können Sie leider nichts ändern.«
»Das denke ich auch«, murmelte ich. »Und Sie sind sicher, daß er wirklich tot ist?«
»Sind wir.«
Herbert Brandner warf uns einen spöttischen Blick zu. »Oder denken Sie daran, daß er aus dem Grab zurückgekehrt ist, Herr Sinclair?«
»Ich denke, daß alles möglich ist.«
Diese Antwort hatte die beiden irritiert. »Wie… wie meinen Sie das denn?«
»Ein Trick.«
»Wieso?«
»Vielleicht lebt er noch. Es kann durchaus ein anderer begraben worden sein. Oder haben Sie in den Sarg geschaut?«
»Nein, der blieb zu.«
»Wer hat sich denn um die Beerdigung gekümmert?« erkundigte sich Suko.
»Seine Tante. Sie hat alles erledigt. Sie hat ihr letztes Geld zusammegekratzt.« Helene schaute ihren Gatten an. »Kann man das so erzählen, Herbert?«
»Wenn du schon dabei bist, bitte.«
Die Frau strich durch ihr Haar. Ihre Gesichtszüge bekamen einen leicht verbissenen Ausdruck. »Es wollte ja niemand etwas mit ihm zu tun haben, deshalb mußte sich seine Tante um den Toten kümmern. Sie hat alles gemacht, sie hat ihn sogar eingesargt. Ihr letztes Geld hat sie dafür ausgegeben, und sie allein hat für die Beerdigung gesorgt. Es wollte auch niemand mit ihr etwas zu tun haben. Die Menschen nicht, der Pfarrer erst recht nicht, man hat sie und ihren Neffen gemieden.«
»Wie lief das dann weiter ab?«
»Den Totengräber hat sie überreden müssen, ein Grab zu schaufeln. Bei Nacht und Nebel ist der Leichnam verscharrt worden, und zwar weit weg von der Kirche.«
»War noch jemand dabei?«
»Nur die Tante und der Totengräber.«
»Der die Leiche
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