0830 - Das Vampirloch
zu den alten, allerdings weniger schönen Gebäuden, mehr eine Mietskaserne mit vielen, nicht sehr großen Fenstern.
Hier mußte es irgendwo sein.
»Siehst du was?« fragte Suko.
»Nein, nicht mehr als du.«
»Okay, was machen wir?«
Ich räusperte mich, ging einige Schritte zur Seite, denn ich hatte etwas entdeckt. Es war ein schmaler Weg, der links am grauen Gebäude vorbeiführte und praktisch eine Schneise schnitt. An der anderen Seite des Wegs stand ein Haus, dessen Fassade im Laufe der Jahre einen dichten Pelz aus Efeu bekommen hatte, wobei der Anstrich des Mauerwerks überhaupt nicht mehr zu sehen war.
Hintereinander durchschritten wir den schmalen Weg und erreichten, wie hatte es anders sein können, einen Hinterhof, in dem wir auch einen Anbau entdeckten. Zuerst dachten wir, daß er zu dem grauen Haus gehörte, aber er stand für sich, er endete nur ziemlich dicht an der schmutzigen Fassade. Es war kein Mensch zu sehen, nicht einmal ein Auto parkte auf diesem Hinterhof.
Und doch waren wir richtig, denn das Ziel war einfach nicht zu übersehen. Es lag an der Tür des Anbaus, die mit ihrer blutroten Farbe so gar nicht zu diesem alten Ding paßte. Die Tür war breit, sie lief in der Höhe bogenförmig zu, und sie hatte einen schwarzen Griff, aber keine Klinke. Demnach konnte sie nur von innen geöffnet werden, denn nach einem Schloß suchten wir vergebens.
»Das Vampirloch«, flüsterte Suko, der, ebenso wie ich, vor der Tür stehengeblieben war.
»Du sagst es.«
»Willst du hinein?«
»Wie denn?«
Suko zerrte am Griff. Es war vergebene Liebesmüh, denn die Tür gab um keinen Millimeter nach.
»Das sieht nicht gut aus«, gab er zu, »es sei denn, wir beschäftigen uns mit den Fenstern.«
»Wenn du ein Schlangenmensch bist, okay.«
Suko verzog die Mundwinkel, weil ich einfach recht hatte. Die Fenster waren mehr Luken, und wir hätten wirklich aus Gummi sein müssen, um uns dort durchzuzwängen.
Das war also nichts.
Ich ließ meinen Freund stehen und trat dicht an eines der Fenster heran. Das Glas war dunkel, wahrscheinlich von innen so stark geschwärzt, daß niemand hindurchschauen konnte.
Irgendwie mußte ich ja Aufmerksamkeit erregen, deshalb hob ich den Arm an und klopfte mit dem Knöchel gegen das Glas. Von wegen Scheibe. Mein Klopfen brachte nichts, bis auf einen dumpfen Laut, und ich spürte im Knöchel einen leichten Schmerz. Obwohl ich leise fluchte, hatte mich Suko gehört.
»He, was ist?«
»Das ist dickes Glas. Da kommen wir nicht durch.«
Suko schaute nach, um mich zu korrigieren. »Es sind sogar Glasbausteine!«
»Auch das kann stimmen.«
»Was machen wir dann?«
»An der Rückseite nachschauen.«
Viele Chancen gab ich uns nicht. Wer hier lebte, der hatte vorgesorgt, aber ich wollte Suko nicht enttäuschen und hielt mich an seiner Seite. An der Rückseite sah es noch trauriger aus, denn dort entdeckten wir zumindest in einer gewissen Höhe überhaupt keine Fenster. Dafür allerdings tiefer, beinahe in Bodenhöhe. Genau da zeichnete sich der Umriß eines Kellerfensters ab.
Beide gingen wir hin, und beide drückten wir uns in die Knie. Diesmal klopfte Suko gegen das Glas.
Seinem Gesicht sah ich an, daß er den gleichen Erfolg erzielt hatte wie ich zuvor. Und hindurchschauen konnten wir auch nicht.
Wir traten wieder zurück. Beide waren wir ziemlich ratlos. Wir verfügten über keine rechtliche Handhabe, um in dieses Lokal mit Gewalt einzudringen, also mußten wir eine andere Möglichkeit suchen.
»Hinein kommen wir«, sagte ich.
»Was macht dich so sicher?«
»Glenda wird doch nicht die einzige Person sein, die dieses seltsame Lokal besucht.«
Suko hatte begriffen. »Du rechnest also damit, daß noch weitere Gäste kommen.«
»Sicher.«
»Gut, warten wir.« Er schaute zum Himmel und verzog den Mund. Eine Schneeflocke erwischte seine vorgeschobene Unterlippe und schmolz sofort.
Ich war schon vorgegangen. Dabei bewegte ich mich nicht normal, sondern wie jemand, der immer damit rechnen muß, im nächsten Moment eine Überraschung zu erleben.
Ich blieb an der Ecke zwischen Rück- und Seitenfront stehen. Das Gebäude war so angelegt worden, daß ich von dieser Stelle aus einen relativ guten Überblick hatte.
Da hörte ich Schritte.
Die Person selbst konnte ich nicht entdecken. Um sie zu sehen, mußte ich weiter vorgehen, was ich auch tat.
Freie Sicht!
Fast traf mich der Schlag.
Der Mann, der unbeirrt und allein auf den Eingang des Vampirlochs zuschritt, war mir und
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