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0831 - Wurzel des Bösen

0831 - Wurzel des Bösen

Titel: 0831 - Wurzel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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»Gute Güte, nun packt euer Schaf auf die Schulter und tragt es von mir aus ins Dorf. Wir haben unsere Zeit nicht gestohlen, Leute. Gibt es denn hier keinen Tierklempner? Macht doch die Straße frei.« Brock war ein Großstadtkind. Alleine der Gedanke an Wald, wilde Wiesen und jede Menge Viehzeug machte ihn regelrecht krank. Und die Sturheit der Sauerländer war ja sprichwörtlich.
    Er erhielt keine Antwort. Stattdessen kam einer der angeblichen Schäfer in aller Seelenruhe zu ihm geschlurft. Die Hände tief in die Hosentaschen vergraben, baute der Mann sich vor Brock auf. Er war größer als der TV-Mann -viel größer. Von oben herab grinste er den Städter an.
    »Auf die Schulter?«, wiederholte er. »Ein trächtiges Tier? Kurz vor dem Werfen? Bist du noch ganz normal im Kopf?« Brock sah an dem Mann vorbei. Dessen Kumpel massierte einem Schaf, dass mit reichlich verblüfftem Gesichtsausdruck auf dem Rücken lag, den Bauch. Sollte das Schwangerschaftsmassage werden oder Geburtshilfe?
    Brock machte eine beschwichtigende Geste. »Ist ja schon gut, Herr Schäfer. Aber muss denn die Geburt unbedingt mitten auf der Straße… ich meine… oder?«
    Sein Gegenüber brummte wie ein schlecht gelaunter Bär auf ihn herunter. »Ja, muss wohl! Du wirst da nichts dran ändern. Und ich auch nicht. Und überhaupt werden wir jetzt alle hübsch brav warten - kann allerdings noch so an die drei oder vier Stunden dauern. Kannst dir ja ’ne andere Straße suchen. Alles klar hier?«
    Allgemeines Nicken antwortete ihm, und er schlurfte zu seinen Tieren zurück.
    Brock atmete durch. Unangenehmer Kerl… aber eben sehr groß.
    Neben ihm tauchte der Fahrer des Uni-Wagens auf. »Es gibt noch zwei weitere Zufahrten in das Dorf, doch wenden können wir hier nicht. Also -rückwärts? Durch die verflixten engen Kurven? Ich weiß ja nicht…«
    Brock wusste noch, viel weniger.
    Aber er brauchte diesen Filmbeitrag, sonst würde ihm sein Chef die unheilige Messe lesen. Darauf konnte Brock dankend verzichten. Wortlos stapfte er zum Wagen und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.
    »Wenden«, befahl er. »Los, los. Und kein Gemecker jetzt - ich übernehme die volle Verantwortung.« Sein Kamm schwoll bereits wieder an. Schließlich war er hier der Leiter der Aktion.
    Der Fahrer zuckte nur mit den Schultern. »Wenden, bitte sehr.«
    Die Straße war wirklich schmal und an den Rändern nicht gut befestigt.
    Als der Fahrer das dritte Mal mit voll eingeschlagenem Lenkrad vorsichtig ein wenig zurückstieß, saßen die Reifen im Matsch des Waldbodens fest, der direkt angrenzte. Instinktiv richtig -nur leider viel zu heftig - legte der Mann den ersten Gang ein und gab Gas. Ein jaulendes Geräusch, dann kamen die Räder frei - und der Minitruck machte einen Satz nach vorne.
    Was folgte, war völliges Schweigen im Inneren des Wagens. Selbst Brock wagte kaum zu atmen.
    Die Vorderfront des Busses hatte verdächtig viel Schräglage bekommen -beide Fronträder hingen in der Luft. Vorsichtig, und plötzlich überhaupt nicht mehr in Eile, stiegen die Fernsehleute aus, bemüht, nicht auszurutschen. Keiner wollte gerne dort unten in dem kleinen Bach landen, der am Fuß des Abhangs auf sie wartete.
    »Wenden, was? Brock, du bist ein Idiot!« Der Fahrer war kurz davor, seinem Chef an den Kragen zu gehen.
    Doch der war noch immer ganz still. Ergeben hockte er sich auf den Boden neben dem Wagen, der zwar leicht schaukelte, aber sicher nicht abstürzen würde. Zumindest nicht sofort…
    Peer Brock zog sein Handy aus der Tasche. Irgendwo hatte er doch den Pannendienst einprogrammiert. Die sollten am besten gleich mit einem Kranwagen hier erscheinen, anders würde man den Aufnahmewagen sicher nicht wieder heil auf die Straße zurückbringen.
    Das war es für heute.
    Brock sah bereits seinen wutschäumenden Boss vor sich, der ihm einen mächtigen Tritt versetzen würde.
    Nun, Brock hatte das Land ja schon immer gehasst. Wie richtig er doch damit gelegen hatte…
    ***
    Die Schäfer wandten sich grinsend von der Szene ab, die sie aus der Entfernung beobachtet hatten.
    Der größere der beiden tippte seinem Kumpel auf die Schulter. »Ich glaube, du kannst unsere werdende Mutter jetzt wieder auf die Beine stellen. Die da hinten sind für heute bedient.«
    Der andere nickte nur. Er redete nicht gerne, nur das, was unbedingt sein musste.
    Sein Freund lachte laut auf. »Aber sag mal, warum hast du denn ausgerechnet den dicken Willi als Mama ausgesucht? Mensch, dass der ein Bock

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