0831 - Wurzel des Bösen
Parapsychologen.
Zamorra war erfahren genug, um sich nicht ablenken zu lassen. Wieder und immer wieder lenkte er die Einschläge auf immer die gleiche Stelle. »Wurde auch Zeit! Höchste Zeit! Los, nimm die gleiche Stelle unter Beschuss. Vielleicht können wir das Teil zerbröseln. Etwas Besseres fällt mir nicht ein.«
Laertes hielt sich nicht mit Erklärungen auf. Die schwarzen Strahlen schossen aus seinen Händen und trafen perfekt. Zwei vollkommen verschiedene Formen der Magie vereinten ihre Kräfte und fuhren eine harte Attacke gegen einen gemeinsamen Gegner.
Das Leuchten aus dem Schacht nahm scheinbar noch zu, wurde wütender, intensiver. Der Stein schaffte es einfach nicht, seine endgültige Form zu erlangen. Immer wieder wurden Teile von ihm gesprengt, vernichtet - wandelten sich in reiner Energie zurück. Trotzdem wussten Zamorra und Laertes, dass sie auf Dauer keinen Sieg erringen würden.
Aus den Augenwinkeln bemerkte Zamorra die dritte Person, die sich im Zelt befand. Sabeth? Die frühere Königin der Asanbosam-Vampire. Wie kam sie hierher? Zeit für eine Fragestunde blieb nicht, also vertraute der Professor Laertes. Sicher gab es einen guten Grund, warum der Dunkle die Vampirin mitgebracht hatte.
Langsam machte sich bei Zamorra die Erschöpfung bemerkbar. Er konnte nicht unbegrenzt auf diesem Level kämpfen, und Laertes erging es sicherlich nicht anders.
Es war der Vampir, der das Heft in die Hand nahm. »Sabeth! Du weißt, was du zu tun hast? Erinnerst du dich an alles? An die Wächterin, an Armakath - an die Wurzel? Du warst die Hüterin der Wurzel und du bist es nach wie vor. Du musst dem hier ein Ende machen!«
Der letzte Magieschub, den Laertes auf den Stein feuerte, hatte sein Ziel knapp verfehlt. Die Konzentration des Vampirs ließ nach. Auch er hatte seine Grenzen. Nun konnte nur noch ein Wunder helfen. Doch an so etwas glaubte Laertes nicht.
Kein Wunder - dann also Sabeth?
***
Sabeth sah und verstand.
Tief unten, verborgen in ihrem Bewusstsein, lag das Wissen. Sie musste es nur abrufen. Sie konnte es.
Aber wollte sie es auch?
Sie sah den Kampf, den Laertes und Zamorra hier fochten - sie mussten scheitern, Sabeth wusste das. Was folgte? Flucht? Sicher, das war eine Möglichkeit, doch der Königin der Asanbosam war klar, dass die beiden Männer das nicht tun würden.
Also sterben? Vergehen? Oder sich dem fügen, was kam? Ein Teil der Herrlichkeit der weißen Stadt werden, sie schützen, pflegen. Zusehen, wie ihre bleichen Mauern diesen Planeten eroberten.
Ein verlockender Gedanke für eine Hüterin.
Sabeth sah, wie Zamorra taumelte. Dem Mann schwanden nach und nach die Kräfte. Auch sein Amulett würde ihn nicht ewig schützen können. Er beherrschte Zauberkraft, doch was war die schon gegen die Wurzel der weißen Stadt? Auch Laertes schien seine Kräfte nicht mehr voll aktivieren zu können. Es war also bald schon alles vorüber.
Gut so… oder?
Da hörte sie den Schrei des Vampirs, der sich offenbar zu nahe an die Kraft der Wurzel herangewagt hatte. Laertes fiel - und nur weil Zamorra ihn blitzschnell an den Schultern aus der Gefahrenzone riss, verging er nicht.
Assunta… Tahum… Laertes würde ihr Schicksal also schon bald teilen.
Ein Ruck ging durch die Dunkelhäutige.
Was tat sie hier? Wie konnte sie nur die Schuld vergessen, die sie gegenüber Laertes hatte? Auch Zamorra hatte ihr geholfen. Was für ein Wahn hatte da von ihr Besitz ergriffen? Es konnte für sie nun nur eines geben.
Mit einem Satz warf sie sich zwischen die kämpfenden Männer und den Schacht der Wurzel.
»Halte inne!«
***
Zamorra traute seinen Augen nicht. Was machte die Königin da? Das war Selbstmord in Reinform. Doch er hatte keine Chance, sie jetzt noch daran zu hindern.
Auch Laertes griff nicht ein.
»Halte inne!« Die Stimme der Vampir-Königin war durchdringend und befehlsgewohnt. »Erkennst du mich? Sieh in mich - forsche und erkenne, Wurzel der weißen Stadt.«
Nach wie vor bestand der Schutzmantel, den Merlins Stern um Zamorra geformt hatte, doch das Amulett schien nun wieder rein passiv zu sein. Laertes war in die Hocke gegangen; er schien körperlich ausgelaugt zu sein.
Das Leuchten aus dem Schacht veränderte sich nicht, doch der Grundstein war nach wie vor nicht vollendet. Für lange Sekunden geschah nichts. Zamorra war dankbar für die Atempause.
»Ich bin die Hüterin der Wurzel. Du bist der Anfang, ich das Ende. Du weißt es.« Sabeths Worte kamen bestimmt und sicher. »Ich
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