0833 - Hexenliebe
hatte, das nahm ich einfach an. Sollte es nicht der Fall gewesen sein, dann hatte ich eben das große Pech gehabt.
Auch im dritten Lokal erntete ich nur Kopfschütteln. Ich hatte sowieso den Eindruck, daß die Besitzer eingeschüchtert waren. Das konnte durchaus an der Ausbreitung der Triaden liegen, die ja mit allen schmutzigen Tricks arbeiteten.
Irgendwann, es war schon Nachmittag, stand ich vor dem vierten Lokal und las den Namen.
EURASIA
Sehr sinnig und im Trend, denn es war Mode geworden, die europäische und die asiatische Küche miteinander zu vermischen. Was große europäische Köche vorgemacht hatten, das nahmen die Männer aus China eben gern auf.
Ich betrat das Lokal, dessen Einrichtung mir gefiel, und ich konnte mir auch vorstellen, daß Suko hier gegessen hatte. Um diese Zeit war ich der einzige Gast. In einer Ecke, an einem Zweiertisch, saßen zwei Kellner und aßen mit ihren Stäbchen gebratenen Reis und geschmorte Nudeln. Ich hatte mich schon an sie wenden wollen, als sich die Tür zur verglasten Küche hin öffnete und mir ein lächelnder Mann entgegentrat, auf dessen Kopf die weiße Kochmütze riesig wirkte.
»Guten Tag, Sir«, grüßte er sehr freundlich. »Wenn Sie essen möchten, müssen Sie sich etwas gedulden, denn ich muß die Platten erst einheizen. Wir haben eine kleine Pause eingelegt.«
Ich lächelte ebenfalls. »Es würde mich zwar reizen, bei Ihnen einen kleine Mahlzeit einzunehmen, aber ich bin aus einem anderen Grunde hier.«
»Ohh…«
»Ja, ich hätte da eine Frage.«
Das Gesicht des Chinesen verschloß sich. Er war so, als hätte er einen Vorhang herabgezogen.
Mochte der Henker wissen, was ihm durch den Kopf ging, jedenfalls sah er nicht gerade so aus, als wäre er erpicht darauf, mir Antwort zu geben.
»Ich weiß nichts.«
»Warten Sie erst einmal ab. Ich möchte nur eine Kleinigkeit von Ihnen wissen.«
»Bitte, ich…« Er hob die Hände und holte tief Luft. »Ich muß mich jetzt um meine Speisen kümmern.«
Da zeigte ich ihm das Foto in der Hand. »Um diesen Mann geht es. Ich möchte wissen, ob er am gestrigen Abend bei Ihnen war und gegessen hat. Nicht mehr und nicht weniger.«
Der Mann hatte einen Blick auf das Bild geworfen. Er verzog den Mund. »Es ist nicht gut, wirklich nicht. Ich habe keinen blassen Schimmer, bitte.«
»Schauen Sie hin.«
»Nein, ich…«
»Dieser Mann ist Polizist, und ich bin es auch.« Der Widerstand des Knaben ging mir allmählich auf den Wecker. Ich war nicht erschienen, um ihn nach der Triaden zu befragen, die sicherlich auch hier abkassierten, sonst hätte sich der Koch nicht so geziert. Meine Antwort hatte er sehr gut verstanden, und er schien auch erleichtert zu sein, denn er trat einen Schritt zurück, wobei er tief durchatmete.
»Ach so - ja…«
»Sie erinnern sich?«
Der Mann mit der Mütze nickte so heftig, daß ihm beinahe die Kopfbedeckung runtergefallen wäre.
Dann hob er die Schultern. »Das hätten Sie mir gleich zeigen müssen. Und es stimmt? Dieser Gast ist bei der Polizei?«
»Ja.«
»Nur haben wir uns nichts zuschulden kommen lassen.«
Ich unterbrach ihn. »Darum geht es auch nicht. Mich interessiert einzig und allein, ob er bei Ihnen war und hier etwas gegessen hat. Das ist alles, Mister.«
»Das hat er.«
Ich atmete auf, war erleichtert, spürte trotzdem ein etwas stärkeres Herzklopfen. »Wunderbar, dann können wir ja weiterreden.« Ich zeigte ihm noch meinen Ausweis, und er folgte mir zu einem freien Tisch, als ich mich daran niederließ. »Wissen Sie, Mister, ich möchte alles von Ihnen wissen, an das sie sich erinnern können, was eben meinen Kollegen anging.«
Der Koch nickte. Er traute sich nicht, sich zu setzen, bis ich ihn dazu aufforderte. Sehr vorsichtig, als wäre die Sitzfläche heiß, ließ er sich darauf nieder. »So, dann kommen wir mal zur Sache, mein Lieber. Es geht mir darum, wie lange sich mein Kollege Suko hier bei Ihnen aufgehalten hat.«
»Nicht lange.«
»Das wissen Sie genau?« Ich schaute ihn scharf an.
»Ja, das weiß ich. Er hat an dem Tisch gesessen, wo jetzt meine beiden Mitarbeiter essen.«
»Wunderbar. Und weiter?«
»Ihr Kollege benahm sich völlig normal. Es gab keine Auseinandersetzungen mit anderen Gästen. Er war auch nicht hier, um jemand zu verhaften oder sich umzuschauen…«
»Das stimmt schon. Suko hatte wirklich keinen Grund. Ich weiß nur, daß es ihm bei Ihnen immer gut geschmeckt hat. Da ist schon alles klar, denke ich mal.«
»Danke.«
»Was
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