0837 - Aibon-Blut
gesprochen, während er selbst von einer Märchenwelt umgeben war.
»Wird Ribana sie wirklich suchen?«
»Ich verspreche es dir.«
»Gut. Ich hoffe, daß sie die Familie findet.« Der Detektiv winkte noch einmal, dann lief er weg. Er rutschte praktisch den Weg zum Hang hinab, so eilig hatte er es dabei. Minuten später lehnte er sich gegen seinen Wagen und schaute wieder zum Schauplatz des Geschehens zurück.
Er war beinahe enttäuscht darüber, daß er nichts zu sehen bekam. Der Platz wirkte leer, die Dunkelheit hielt auch märchenhafte Szenen umschlungen. Nur ein sehr schwaches grünliches Flimmern wies darauf hin, daß sich dort gewisse Dinge abgespielt hatten, die mit dem normalen Verstand nicht zu begreifen waren.
Harry schüttelte den Kopf. Als er einstieg, murmelte er die Worte vor sich hin. »Wenn mir jemand sagen will, daß es in dieser Welt keine Überraschungen mehr gibt, halte ich ihn für einen Idioten.«
Er knallte die Tür zu und fuhr an.
Er knallte die Tür zu und fuhr an.
Was sich hier ereignet hatte, war für ihn einfach zu hoch gewesen. Er hatte es nur hinnehmen, aber nicht richtig realisieren können. Da brauchte er schon Unterstützung und sei es nur, daß er dem Geisterjäger erzählte, was überhaupt vorgefallen war.
Einen guten Rat konnte er immer gebrauchen…
***
Es hatte alles geklappt. Ein guter Flug, der Leihwagen hatte bereitgestanden, und ich war auch nicht durch schlechte Wetterverhältnisse gestört worden. Es gab keinen Schnee, kein Glatteis, es war für den Monat Januar schon zu warm, denn das Thermometer zeigte eine zweistellige Temperatur an.
Mir gefiel nur die Kürze des Tages nicht. Als ich mein Ziel erreichte, hatte mich die Dunkelheit längst eingeholt. Viel war von diesem Dorf nicht zu sehen. Die Häuser und Gärten verbargen sich in der grauen Finsternis, die wenigen Laternen spendeten gelbtrübes Licht, und ich dachte auch an den Schreiner Fuhrmann und seine Familie, die, ebenso wie die meisten Menschen hier im Ort, nur in der Angst vor der Vergangenheit gelebt hatten. Sie alle hatten über das alte Hotel und dessen Schrecken Bescheid gewußt, aber sie hatten geschwiegen und nicht Dinge ans Tageslicht bringen wollen, die besser begraben blieben.
Dazu war es nicht gekommen, und die Menschen mußten nach einem Jahr längst die Angst abgeschüttelt haben. Von diesem Zugang nach Aibon hatten sie bestimmt nichts gewußt.
Der kleine Corsa rollte gemächlich durch das Dorf. Die wenigen Geschäfte waren bereits geschlossen. Hier und da leuchtete eine Reklame, und mir kam alles so bekannt vor, daran konnte auch die Dunkelheit des Abends nichts ändern.
Auf der Fahrt hatte ich mal einen toten Punkt gehabt und ihn auch überwunden. Hier, zwischen den schlichten Häusern, fühlte ich mich wie aufgeputscht. Es kam mir vor, als hätte ich genau das richtige getan. Mein Gefühl sagte mir, daß die Sache gut gelaufen war und es bestimmt auch Fortschritte geben würde.
Dabei wies nichts darauf hin, daß ich ausgerechnet hier eine Spur fand, die zu Glenda Perkins führte. Ich hatte nur Zeit schinden wollen, um nach Aibon zu gelangen, denn dort hatte ich Freunde, die mir möglicherweise helfen konnten.
Entlang der Hauptstraße war einiges getan worden. Man hatte die Löcher der Vergangenheit zugeschüttet, so daß mein Corsa nur noch leicht schaukelte und nicht immer wieder einsank.
Auf der linken Seite sah ich eine etwas hellere Insel. Dort stand eine Laterne, die ihr Licht gegen eine alte Telefonzelle warf. Neben der Zelle stand ein Auto. Das Standlicht brannte. Der Wagen schien dem Mann zu gehören, der in der Zelle stand und telefonierte.
Ein völlig normaler Vorgang, dem ich auch weiterhin keine Beachtung geschenkt hätte, bis ich stutzte.
Etwas an der Haltung des Telefonierenden war mir aufgefallen. Genaues konnte ich nicht sagen, es mochte an der Drehung des Mannes nach links liegen, daß es in meinem Gehirn gefunkt hatte. Jedenfalls stutzte ich so stark, daß ich auf die Bremse drückte und anhielt.
Der Mann drehte mir den Rücken zu, dennoch…
Ich stieg aus.
Die Straße war nicht sehr breit, ich hatte sie mit wenigen Schritten überquert. Der Mann in der Zelle machte mir nicht den Eindruck eines redenden Menschen. Er bewegte sich zuwenig, er nickte nicht einmal, demnach hörte er auch nicht zu.
Dann drehte er sich.
Mich durchfuhr es wie ein Blitzstrahl. Ich hatte ihn erkannt. Das konnte nicht wahr sein! Der Mann in der Zelle war Harry Stahl, der ehemalige
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