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0837 - Aibon-Blut

0837 - Aibon-Blut

Titel: 0837 - Aibon-Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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keine, denn er hatte den Eindruck, als wäre sie eine Mischung aus Puppe und Elfe.
    Stolz saß sie auf dem Rücken des Pferds. Sie brauchte keinen Sattel, sie verzichtete auf Zügel, sie würde das Tier, wenn sie ritt, nur mit den Schenkeln dirigieren.
    Stolz hatte sie die Arme in die Höhe gereckt. Sie schaute ins Leere, zumindest sah sie weder Harry noch den Roten Ryan. Über dessen Mund hatte sich ein Lächeln gelegt, und als er die Frau auf dem Pferd anschaute, glänzten seine Augen.
    Das Pferd bewegte sich langsam. Harry konnte jede Bewegung der Beine genau verfolgen. Das Reiten glich einem Dressurakt, und auch, als sich das Tier ihm zudrehte, geschah dies mit einer genau abgezirkelt und einstudiert wirkenden Bewegung.
    Das war es nicht allein, was diesen Menschen so faszinierte. Er hatte jetzt die Chance, direkt in das Gesicht des Tieres zu schauen, und er sah etwas, mit dem er nicht zurechtkam. Es war so anders, es war einfach märchenhaft, denn auf der Stirn des Tieres wuchs ein Horn schräg in die Höhe. Sofort wurde ihm klar, mit wem er es hier zu tun hatte. Es war kein Pferd, zumindest kein normales, die Frau mit den hellblonden, langen Haaren hockte auf dem Rücken eines Einhorns, eines Fabeltieres aus einer mystischen Welt.
    Er schüttelte den Kopf. Er wollte den Roten Ryan fragen, ob er träumte oder wachte, doch dieser hatte sich bereits auf den Weg gemacht und ging der Reiterin entgegen. Dabei breitete er die Arme aus, als wollte er sie und auch das Einhorn umfangen, und aus seinem Mund löste sich ein flüsternd gesprochener Name.
    »Ribana…«
    »Ryan…«
    »Ich wußte es.«
    »Ja, ich mußte kommen.«
    Er blieb neben dem Tier stehen. Mit seiner Hand fuhr er durch die helle Mähne. Sie sah aus, als hätte sie sich aus zahlreichen Silberfäden gebildet, die zudem noch ein Muster aus Schneeflocken aufwiesen.
    Ribana beugte sich zur Seite, und sie streckte dem Roten Ryan dabei die Hand entgegen. Er umfaßte sie, half ihr vom Pferderücken, obwohl dies nicht nötig war, denn sie glitt mit einer grazilen Bewegung dem Boden entgegen.
    Nebeneinander blieben die beiden stehen. Sie schauten sich um, sie lächelten sich an, hatten nur Augen für sich und sahen aus wie zwei verliebte Menschen.
    Harry Stahl stand in ihrer Nähe. Er fragte sich, ob er das alles nur träumte oder es wirklich passierte.
    Er kniff sich in eine Wange, wobei er den Schmerz spürte und sich für einen Moment darauf konzentrierte. Es war okay, es war kein Traum, er erlebte die Dinge so, wie sie sich ihm auch zeigten.
    Aber wo erlebte er sie? In der normalen Welt, in seiner Realität? Oder hatte sich da schon etwas verändert? War dieses Land Aibon in die Gegenwart hineingestiegen, um sie zu verändern? Oder hatte es eine Mischform gegeben?
    Der Rote Ryan hätte ihm sicherlich antworten können, doch er hatte etwas anderes zu tun. Er beschäftigte sich mit seiner Freundin oder Geliebten. Die beiden hielten sich umarmt, als gäbe es nichts anderes auf der Welt. Das Einhorn stand in ihrer Nähe. Es hielt den Kopf gesenkt, als traute es sich nicht, den beiden zuzuschauen.
    Auch Harry blickte sich um. Es war ihm noch immer nicht klar, in welch einer Welt er sich befand.
    Er suchte die Ruinen, sah sie auch, ging hin und strich mit der Hand darüber hinweg, als wollte er sich davon überzeugen, daß es sie auch wirklich gab, und er sah sich trotzdem von einem grünen Schimmer umgeben, der ihn wie ein Hauch festhielt.
    Das war Aibon.
    Die Steine waren seine Welt.
    Er räusperte sich. Irgendwie mußte er die beiden stören, und sie reagierten auch. Mit einer fließenden Bewegung lösten sie sich voneinander, traten wie zwei Schauspieler zur Seite weg und blieben so stehen, daß sie Harry anschauen konnten.
    »Könnte ich wohl eine Erklärung bekommen für das, was hier abgelaufen ist?«
    »Warum?« fragte Ryan.
    »Ich komme damit nicht zurecht. Ich fühlte mich fehl am Platze, einfach überflüssig. Dabei bin ich es gewesen, der hergelockt wurde. Man wollte von mir wissen, wo sich die Familie befindet. Ich konnte es nicht sagen, ich bin froh, daß du eingegriffen hast, Ryan, aber jetzt verstehe ich nichts mehr. Bin ich noch hier, oder bin ich weg? Vielleicht träume ich das auch alles nur.«
    »Nein, nein, du träumst es nicht. Es ist schon real«, erklärte der Rote Ryan. »Was ist real?«
    »Wir - Ribana und ich. Sie ist eine wunderschöne Frau, eine Königin im Reich der Feen. Sie verkörpert so viel, sie ist wirklich ein Stück

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