084 - Im Schatten der Guillotine
sein blondes Haar fast weiß.
Der Dämonenkiller blieb stehen und schaute den Isländer fest an. „Sie hätten nicht gedacht, daß wir uns so schnell wiedersehen - seien Sie ehrlich."
„Allerdings." Gunnarssons Blick streifte flüchtig Coco, Fred Archer und Oshadogan. Auf Maureen Hopkins' Gesicht verharrte er. „Ich hatte eigentlich nur Mrs. Hopkins erwartet - und das schon gegen Mittag. Lemmy, was ist geschehen?"
„Das können Sie sich denken, Magnus. Wir wurden überfallen. Auf der Guillotine wären wir gelandet, wenn Mr. Hunter nicht eingegriffen hätte. Wir haben ihm unser Leben zu verdanken." Gunnarsson zeigte keine Gemütsregung. ,Ich verstehe. Lemmy, du führst Mrs. Hopkins sofort in ihre Unterkunft. Die anderen Frauen werden sich um sie kümmern. Sie haben Ruhe nötig, Mrs. Hopkins. Wir sprechen uns später ausführlich - wenn Sie sich ausgeruht haben."
„Ja, einverstanden."
Die Lehrerin schlug die Lider nieder und wirkte schüchtern. Ohne Widerspruch schloß sie sich Lemmy an. Der Mann mit der schwammigen Statur war dank des Notverbandes wieder einigermaßen zu Kräften gekommen und konnte ohne Hilfe gehen. Sie entfernten sich und verließen den Platz.
Dorian schaute sich um. Es war elektrisches Licht, das den Platz erhellte. In einigen Gebäuden war ebenfalls ein schummriger Lichtschein auszumachen.
„Sie verfügen also auch über ein Stromaggregat? Kompliment, Gunnarsson! Ich hätte wirklich nicht vermutet, daß Sie sich hier so vorzüglich eingerichtet haben."
„Ist dies nun die Okulationskolonie?" wollte Fred Archer wissen.
Er war es gewohnt, direkte Fragen zu stellen.
„Wer hat Ihnen den Begriff genannt?"
„Ich", sagte Coco. „Und ich verlange gleichfalls Aufschluß über das, was hier vorgeht. Wir haben ein Anrecht darauf."
Der Isländer lächelte schwach. Er sprach langsam und überlegt. „Ich möchte Ihnen gegenüber ehrlich sein. Ihr Auftauchen kann keinesfalls zum positiven Gelingen dieses Projektes beitragen. Jedoch, da Sie nun schon einmal hier sind, muß ich Ihre Gegenwart zwangsläufig akzeptieren. Es wäre wohl absurd, Sie vier zu ignorieren."
„Lassen Sie Oshadogan mal aus dem Spiel!" fiel Fred ein. „Er trägt keinerlei Verantwortung und hat lediglich den Führer gespielt."
„Ich will mein Geld", sagte der Neger.
„Und dann?" fragte der Detektiv.
„Dann genieße ich es, die Scheine zwischen den Fingern knistern zu hören."
„Es ist dir doch wohl klar, daß du mit uns nach Tananarivo zurückkehrst, oder?"
„Allein würde ich mich niemals durch den Busch wagen. Sir."
„Gut. Wir verstehen uns also.“
Gunnarsson schüttelte den Kopf. Er wirkte dabei wie ein geduldig tadelnder Vater. „Liebe Freunde, ich denke, Sie werden Ihre Pläne umgestalten müssen. Vielleicht lassen Sie mich ausreden. Dann wird Ihnen alles plausibler erscheinen. Die Okulationskolonie ist die Siedlung einer neuen wertvollen Menschheit - daher der Ausdruck Okulation, Veredlung. Nachdem Sie sie entdeckt haben, sehe ich mich selbstverständlich gezwungen, Sie hierzubehalten. Für immer." Er guckte Coco Zamis an. „In gewisser Weise habe ich Sie also doch noch für meine Idee gewinnen können, Coco."
Archer begehrte auf. „Das ist verrückt! Sie glauben doch wohl nicht, daß wir da mitmachen, Gunnarsson?"
Der Dämonenkiller legte ihm eine Hand auf den Unterarm. „Stop, Fred! Halten Sie die Luft an! Es hat keinen Zweck, sich unnötig aufzuregen.
Gunnarsson, Sie geben vor, ehrlich mit uns zu sein. Wie mir scheint, drücken Sie sich absichtlich ein bißchen verschlüsselt aus. Was immer in dieser Kolonie gezüchtet wird - die Gegenseite hat es längst herausbekommen. Die Dämonen, die sich der eingeborenen Merinas bedienen, haben zum Sturm auf die Kolonie geblasen. Ihr Einfluß wird immer stärker. Es ist eine Frage der Zeit, wann sie stark genug sind, um den magischen Schutzgürtel rund um dieses Dorf zu durchbrechen. Sie, Gunnarsson, sind hierhergekommen, weil Sie in äußerster Sorge um Ihr Projekt waren! Nur deshalb. Geben Sie es doch zu!"
„Sie sehen die Dinge falsch, mein Freund", gab der Isländer zurück. Ein etwas verunglücktes Lächeln nistete in seinen Mundwinkeln. „Hören Sie gut zu!"
Er wurde durch das Auftreten von Bob und Brigitte Thomsen unterbrochen. Sie kamen herbeigeeilt und blieben neben ihrem Anführer stehen. Bob warf die tote grüne Schlange zu Boden, senkte den Kopf etwas tiefer und blickte böse auf die Besucher. Brigitte atmete heftig und suchte nach
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