084 - Mord aus dem Jenseits
Nervenbelastung, aber wer soll Ihnen diesen Unsinn abnehmen? Sebastian Braun wurde von mindestens zwei Unbekannten ermordet, wie die Untersuchungen ergeben haben. Ich bin davon überzeugt, diese beiden Unbekannten sind genauso aus Fleisch und Blut wie Sie und ich. Wir werden die Täter finden, verlassen Sie sich darauf. Einen so spektakulären Fall läßt das Morddezernat nicht ungeklärt.“
„Hoffen wir es“, meinte Robert Romen. „Sie wollen zwar nicht akzeptieren, daß übernatürliche Kräfte in diesem Fall eine Rolle spielen, Herr Walter. Nun gut. Aber welche Schlußfolgerungen haben Sie gezogen?“
Walter blätterte in den Akten und Unterlagen auf dem Tisch vor sich. Es war Samstag vormittag, 10.30 Uhr. Draußen schien die Sonne, und der Asphalt flimmerte, so heiß war es. Eine Glocke, gemischt aus Hitze, Industriesmog und Autoabgasen, lag über Frankfurt.
Am Nachmittag sollte in dem Taunusstädtchen Sebastian Brauns Beisetzung stattfinden.
„Ich sehe den Fall so“, sagte der Kommissar. „Zwei Einbrecher beabsichtigten, die Mumie Cuitlahuac zu stehlen. Ob Julio Calaveras oder ein anderer sie beauftragt hat, will ich im Moment dahingestellt sein lassen. Einer der Einbrecher verschaffte sich Zutritt zum Keller, indem er das Fenster eindrückte und mit einer herumstehenden Spitzhacke den Sicherungskasten zerschlug, so daß im ganzen Haus das Licht ausfiel. Der zweite Einbrecher nahm die Sammlung Sebastian Brauns aufs Korn, in der die Mumie sich befand. Wie der zweite Mann unbemerkt ins Haus gelangte, ist noch nicht geklärt. In der Dunkelheit und der allgemeinen Verwirrung beabsichtigten die Ganoven, die Mumie aus dem Haus zu schaffen. Sie rechneten nicht mit der Wachsamkeit Sebastian Brauns und der Ihren, Herr Romen. Einer der beiden kam die Treppe herab, um die Lage zu sondieren und Widerstand gegebenenfalls auszuschalten. Das Obsidianschwert trug er bei sich. Sie schossen nun, Herr Romen, und der Einbrecher schlug Sie nieder. Sebastian Braun wurde von beiden Männern überwältigt und mit dem Schwert erstochen. Nach der Tat bekamen die beiden Männer Angst oder sie sahen ein, daß es nicht möglich war, die Mumie aus der Villa zu transportieren. Sie flohen und ließen die Beute zurück. Zuvor hatte der Mörder die Kaltblütigkeit besessen, die Tatwaffe an Ort und Stelle zurückzubringen. Was halten Sie von dieser Theorie?“
„Sie erscheint mir reichlich fadenscheinig“, sagte Romen. „Es gibt eine Menge ungeklärter Punkte. Nur ein Beispiel: Warum fielen die Hunde die Einbrecher nicht an, sondern flohen mit eingezogenen Schwänzen?“
„Sie wissen, das Gehör eines Hundes ist viel schärfer als das eines Menschen, Herr Romen. Ein Hund nimmt Töne im Ultraschallbereich wahr, auf die das menschliche Ohr längst nicht mehr anspricht. Ich habe es hier irgendwo in den Unterlagen. Ich glaube, Töne bis 20.000 Hertz kann das menschliche Ohr wahrnehmen. Es ist möglich, daß die Wachhunde mit Ultraschalltönen in die Flucht getrieben wurden. Ihre Aussage, daß Sie alle schrille mißtönende Klänge wahrgenommen haben, spricht dafür. Die Tiere können einen Teil der ausgestrahlten Schallwellen wahrgenommen haben.“
„Eine wunderschöne Erklärung, Herr Walter. Nur leider stimmt sie nicht. Eine weitere Frage. Wie soll einer der Einbrecher, denen Sie die Tat zur Last legen wollen, unbemerkt in den Saal gekommen sein? Haben Ihre Leute von diesem Mann eine Spur entdecken können? Und – last not least – weshalb wurde in der Nacht zuvor Sebastian Brauns Sammlung verwüstet?“
„Viele Fragen auf einmal, Herr Romen. Ich will sie der Reihe nach beantworten. Wie der Einbrecher in den Raum mit der Sammlung gelangte, können wir nur vermuten. Es gibt Spitzenkönner in dieser Branche. Spuren haben wir keine entdeckt, aber das hat nicht viel zu sagen. Einbrecher pflegen keine Visitenkarten zu hinterlassen. Weshalb Brauns Sammlung verwüstet wurde, dazu möchte ich mich beim derzeitigen Stand der Untersuchung nicht äußern. Vielleicht ein Racheakt, oder Braun sollte zum Verkauf eines Stückes gezwungen werden. Aber das sind Vermutungen. Was wir brauchen, sind Tatsachen.“
„Sie, Herr Walter haben die Tatsachen. Aber Sie verschließen die Augen davor.“
„Herr Romen, ich bin ein sehr geduldiger Mensen und habe mir längst abgewöhnt, mich bei Untersuchungen und Ermittlungen aufzuregen oder zu ärgern. Ich höre jeden Tag eine Menge mehr oder weniger phantastischer Geschichten, aber Ihre
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