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0851 - Der Kult der Shada-Gor

0851 - Der Kult der Shada-Gor

Titel: 0851 - Der Kult der Shada-Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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Geste bat ihn der Parapsychologe herein.
    »Die Neun Drachen begrüßen Sie in Tibet«, sagte der Hüne in perfektem Englisch. »Mein Name ist Songtsen.«
    »Vielen Dank, das hier ist meine Partnerin Nicole Duval.«
    Der Tibeter verbeugte sich leicht. »Mademoiselle Duval.«
    Elegant stand Nicole auf und nickte leicht. »Hallo, Songtsen«
    »Ich hatte erwartet, dass uns Chin-Li abholen würde«, sagte Zamorra. »Wo ist sie?«
    Songtsen zögerte einen Moment, bevor er antwortete: »Sie ist bereits am Mount Kalung. Wir haben den Kontakt vor sechs Stunden verloren!«
    ***
    Oberst-Yee Kei-Fung verabscheute Tibet. Wir hätten nie hierherkommen dürfen , dachte der vierschrötige chinesische Offizier, während er die neusten Berichte seiner Untergebenen las. Die Einheimischen hassen uns und in der internationalen Fresse werden wir regelmäßig als Monster dargestellt, weil wir diesen unbedeutenden Flecken Erde besetzt halten. Doch China würde sich nie aus Tibet zurückziehen, genauso wenig, wie es seinen Anspruch auf Taiwan aufgeben würde. Zu viel Prestige hing daran. Zu groß war die Gefahr, vor der Welt das Gesicht zu verlieren. Wir haben uns in eine Position begeben, in der wir nicht vor oder zurück können. Schöner Schlamassel. Genervt warf der leicht untersetzte Mittfünfziger die ungelesenen Berichte auf den Schreibtisch und zündete sich eine Zigarette an. Der Aschenbecher quoll bereits über, doch das kümmerte Yee nicht. Er hatte ganz andere Sorgen.
    Yee Kei-Fung leitete eine in Peking stationierte Spezialeinheit, die nur gerufen wurde, wenn dem Land außergewohnliche Gefahren drohten. Normalerweise bekämpfte sie Terroristen oder schlug Aufstände nieder, bevor sie sich zu einem Flächenbrand ausweiteten. Doch der Einsatz in Tibet war selbst für diese Elitetruppe außergewöhnlich.
    Durch Zufall waren der Polizei bei einer Razzia in Shanghai ungewöhnliche Kultobjekte in die Hände gefallen, die in Peking sämtliche Alarmglocken hatten schrillen lassen. Denn die zur Hilfe gerufenen Kunstexperten hatten die Artefakte eindeutig dem längst untergegangen geglaubten Kult von Shada-Gor zugeordnet.
    Shada-Gor…
    Allein der Name jagte Yee kalte Schauer über den Rücken. Als guter Kommunist glaubte er nicht an Magie oder übernatürlichen Hokuspokus. Doch er hatte die Veränderungen gesehen, die die Objekte bei allen ausgelöst hatten, die sich länger damit beschäftigten. Angesehene Kunsthistoriker und Archäologen hatten sich in unförmige, blutgierige Bestien verwandelt, die jetzt in den Hochsicherheitszellen des Pekinger Militärgef ängnisses vor sich hin vegetierten.
    Für Yee deuteten die Mutationen, auf massive Strahlenschäden hin. Doch die Artefakte waren viele tausend Jahre alt, und die Geigerzähler hatten nichts angezeigt. Ob er wollte oder nicht, der chinesische Offizier musste sich eingestehen, dass sie es hier mit einer Bedrohung zu tun hatten, die seinen Horizont bei Weitem überstieg.
    Und es breitet sich aus. Wie ein Virus. Yee spürte einen kalten, harten Klumpen in seiner Magengegend, als er an den Gefangenen im Keller dachte, der bereits drei seiner Männer getötet hatte. Einfach so zerrissen, mit bloßen Händen, als seien sie aus Papier.
    Unwillkürlich zuckte sein Blick zu dem seltsamen Objekt, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Es war flach, etwa einen halben Meter lang und eindeutig moderner Herkunft, zusammengebaut aus gängigen Metallstreben, Lagern und Schrauben. Und doch erinnerte die offenkundig absurde, allen Gesetzen der Mechanik widersprechende Konstruktion nur zu sehr an die uralten Shada-Gor-Objekte.
    Yee hatte ungläubig gelacht, als er von der legendären Maschine des Kultes gehört hatte, die den alten Aufzeichnungen zufolge in der Lage war, ganze Kontinente zu zerreißen. Doch seit er dieses metallische Objekt gesehen hatte, das der Gefangene bei seiner Einreise mit sich geführt hatte, war er sich nicht mehr so sicher. Es schien Teil einer größeren Konstruktion zu sein, doch wie die aussehen mochte, konnte sich Yee beim besten Willen nicht vorstellen. Nur eins war sicher, sie ähnelte keiner Maschine, die je von Menschenhand erschaffen worden war.
    Wie immer, wenn Yee zu lange auf das Metallobjekt starrte, spürte er einen stechenden Schmerz im Hinterkopf. Schnell wandte er den Blick ab und rief seinen Adjutanten. Ehrerbietig verneigte sich Tsang vor seinem Vorgesetzten. In seinem Gesicht zeigten sich hektische rote Flecken. Offenbar spürte er, dass Oberst Yee mal

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