0852 - Insel zwischen den Sternen
„Wir werden also abwarten, bis eine Reaktion von der Station aus erfolgt. Man ist dort in der gleichen Lage wie wir, vielleicht in einer schlechteren. Deshalb wird man Verbindung aufnehmen."
Atlans Gedankengang war nicht unlogisch. Bei seinem Versuch, die Lage zu analysieren, kam er der Wahrheit sehr nahe. Aber die Vermutung, bei den Hulkoos in der Station könne es sich um Schiffbrüchige handeln, war nur eine von vielen.
Immerhin berichtete ihm Fellmer Lloyd ein wenig später, daß Parantos in seinem gerade abgehaltenen Unterricht mit keinem Wort versucht habe, die Differenzen zwischen den Solgeborenen und den alten Terranern zu erwähnen.
Seine Lehrstunde war diesmal frei von jeder Tendenz gewesen.
*
Chelzamin-Neben kehrte vom Bad erfrischt in die Zentrale zurück, um Pollez-Mitten ab-zulösen. Jarzmir-Neben war ebenfalls anwesend.
„Die Hulkoos haben den Schutzschirm der Station eingeschaltet und damit ihre Anwesenheit offen zugegeben", berichtete Pollez-Mitten. „Bei den Fremden handelt es sich um Terraner, anscheinend Freunde der Kaiserin von Therm und damit automatisch unsere Verbündeten. Der Kommandant der Hulkoos hat offiziell die Jagd auf sie freigegeben."
„Sie können ihnen nicht mehr entkommen, also werden wir uns einschalten müssen", befürchtete Chelzamin.
„Damit verraten wir ebenfalls unsere Anwesenheit", stellte Jarzmir nüchtern fest.
„Das müssen wir in Kauf nehmen. Hilfe können wir nur von diesen Terranern erwarten, niemals von den Hulkoos. So, geht euch erholen, ich übernehme wieder die Wache."
Als er allein war, überprüfte Chelzamin-Neben die einzelnen Kontrollinstrumente und die Bildanlage. Es war ein Glück, daß sich von hier aus fast die gesamte Station optisch ü-berblicken ließ, ohne daß man die Positronikanlage verlassen mußte. Leider war sie nicht mit der automatischen Abwehranlage gekoppelt, sonst hätte sich sogar der Energieschirm abschalten lassen, der die Station nach außen isolierte.
Chelzamin beobachtete die Wanderung Ronald Hennes' und seine Gefangennahme.
Als man ihn zu Darx-Vernschion brachte, brauchte er nur umzuschalten, um wieder „dabeizu-sein". Das Verhör erbrachte nichts, da der alte Terraner beharrlich schwieg.
Wahrschein-lich wußte er auch nicht viel.
Er sagte nur immer wieder, man solle ihn in Ruhe sterben lassen, da seine Zeit gekom-men sei. Mehr war nicht aus ihm herauszukriegen.
Darx-Vernschion befahl schließlich wütend, daß man ihn irgendwo an einem sicheren Ort einsperren solle, bis man auch die übrigen Fremden eingefangen habe.
Er konzentrierte seine ganze Aufmerksamkeit wieder auf die Bildschirme. Die überall in der Station vorhandenen Kameras erlaubten eine fast lückenlose Beobachtung aller Eta-gen und Abteilungen. Lediglich die durch starke Energiefelder abgeschirmte Hydroponik bildete eine unerklärbare Ausnahme.
Einen Beweis für die Fähigkeit der Teleportation erhielt Darx-Vernschion noch kurz vor Einschalten des KYLÖX-Projektors. Der kleinste Teilnehmer der Vierergruppe entmateria-lisierte auf dem Schirm vor seinen Augen und kehrte nach wenigen Sekunden mit zwei anderen Gestalten zurück.
Das war zweifellos eine Teleportation durch mehrere Etagen der Station hindurch.
Doch dann erschrak Darx-Vernschion bis ins Innerste seines Marks.
Der Neuankömmling ...!
Ein Choolk!
Von seinem sicheren Platz aus konnte der Bautok Chelzamin-Neben die Reaktion des Hulkoo-Kommandanten genau beobachten und analysieren. Der Schock war unverkenn-bar, denn Darx-Vernschion saß regungslos vor den Bildschirmen, keiner Aktion mehr fä-hig. Erst als er mehrmals über ein Nachrichtengerät angerufen wurde, meldete er sich schließlich.
Es war einer seiner Unterführer, der ihm mitteilte, daß der Projektor eingeschaltet worden sei.
„Corl-Hendox soll sofort zu mir kommen", befahl er lediglich, um sich dann wieder dem Bildschirm zu widmen. Als sein Stellvertreter eintraf, sagte er: „Das dort ist Puukar, unser gefährlichster Todfeind, der Kriegsherr der Choolks! Er steht auf Seiten dieser Terraner ..."
Auch Corl-Hendox erlitt einen Schock und mußte sich setzen. Nur zu genau wußte auch er jetzt, daß jede Verhandlung mit den Terranern sinnlos sein würde. Solange Puukar leb-te, würde es keine Kompromisse geben.
In Darx-Vernschions Gehirn jedoch bahnten sich ganz andere Gedankengänge an.
Was würde wohl geschehen, so überlegte er bei sich, wenn es ihm gelänge, diesen Puukar gefangenzunehmen und der Inkarnation
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