0858 - Die Basis
Ich treffe sie dort. Ein Boot steht bereit, um uns zur BASIS zu bringen."
„Ausgezeichnet!" lobte der Mutant. „Ich erwarte Ihren ersten Bericht mit Spannung. In ein paar Minuten sind Palov und die anderen auf dem Weg nach Molokai. Rechnen Sie mit ihrer Ankunft gegen drei Uhr dreißig Terrania-Zeit."
„Verstanden, Margor", antwortete Hamiller.
Diesmal unternahm Hamiller keinen Versuch, sich des Schuldgefühls zu entledigen, das ihn bedrückte. Er war niedergeschlagen, deprimiert. Ohne über das nachzudenken, was sein Unterbewußtsein ihn zu tun drängte, war er gewiß, daß es undurchführbar sei.
Er ging zum Arbeitssaal der Lunar Emergency Operations und suchte nach Resu Redfern. Redfern hatte sich jedoch inzwischen zurückgezogen. Hamiller war es recht. Die Anweisung, die er zu erteilen gedachte, hätte Redferns Neugierde, womöglich sogar Mißtrauen geweckt. Dem alten Freund gegenüber fiel es Hamiller schwer, Ausflüchte zu erfinden.
Er setzte sich an Redferns Arbeitsplatz und tippte in die Konsole des Datensichtgeräts den Text: „Bin mit sechzehn ausgewählten Fachleuten unterwegs zur BASIS. Bitte achte darauf, daß ich nicht gestört werde. Niemand hat Zutritt zur BASIS, während wir dort tätig sind."
Er beendete die Nachricht mit seinem Kennwort und speicherte den Text in Redferns privatem Memo-Sektor. Redfern würde die Botschaft in fünf oder sechs Stunden erhalten, wenn er zu seinem Arbeitsplatz zurückkehrte und das Sichtgerät einschaltete.
Allmählich ergriff die Erregung von Payne Hamiller Besitz. Er hatte seinen Schuldkomplex, ohne daß er sich dessen bewußt geworden wäre, weitgehend verdrängt. Der Gedanke an Boyt Margor und daran, daß er auf dem besten Wege war, zum Verräter zu werden, beschäftigte ihn nicht mehr. Statt dessen konzentrierte sich seine Aufmerksamkeit auf das, was vor ihm lag. In wenigen Stunden würde er als erster Mensch die BASIS betreten, das gewaltigste Fahrzeug, das je auf einer terra-lunaren Werft gebaut worden war. Alle Zeichen wiesen darauf hin, daß die BASIS das Produkt einer Technologie war, die die Grenzen menschlichen Wissens hinter sich gelassen hatte. Zwei Dinge waren es, die Payne Hamiller besonders interessierten: Welches waren die Züge dieser neuen Technologie, und von wem hatte NATHAN die Kenntnisse erworben, die ihn zum Bau der BASIS befähigten? Denn obwohl die Intelligenz der Hyperinpotronik von gewaltigem Ausmaß war, schloß sie die Fähigkeit, gespeichertes Wissen weiterzuentwickeln und neue Erkenntnisse zu gewinnen, nicht ein.
Kurz nach drei Uhr vergewisserte sich Hamiller ein letztes Mal, daß die von ihm angeordneten Vorbereitungen planmäßig getroffen worden waren. Er erfuhr, daß der Transmit-ter in Molokai sich bereits in Tätigkeit befand und daß die Reiseerlaubnis für die sechzehn Spezialisten erteilt worden war. Hamiller begab sich zur Transmitterstation der Lunar E-mergency Operations, nahm ein kleineres Gerät in Betrieb und polte es auf die Station unter dem Regenmeer. Er stellte den Timer so ein, daß der Transmitter sich nach fünf Minuten selbsttätig ausschalten würde.
Die Station unter dem Regenmeer bestand aus einer länglichen Halle, die bis auf die Kontrollgeräte, die zum Betrieb dreier Transmitterkanäle benötigt wurden, völlig kahl war. Es gab zwei Schotte, die in einen angrenzenden Hangar führten. Es roch nach Staub und Moder und Verlassenheit. Payne Hamiller ging ein paar ungeduldige Schritte auf und ab. Es war kurz vor halb vier. Hoffentlich verspäten sie sich nicht allzu sehr, dachte er. Er trat auf eines der Schotte zu, das vor ihm auf glitt, und warf einen Blick in die Hangarhalle. In der Decke des Hangars brannte eine einzige, grelle Lampe. In ihrem Lichtschein stand eines der kastenförmigen Mondboote. Sonst war die Halle leer. Payne Hamiller empfand den Eindruck als merkwürdig bedrückend. Er wandte sich ab - gerade in dem Augenblick, in dem hinter ihm eines der Aggregate zu summen begann.
Ein leuchtender Halbkreis entstand, der Torbogen, nach dem dieser Transmittertyp genannt wurde. Jenseits des Bogens bildete sich ein nebelhaftes Etwas, das vage die Umrisse einer menschlichen Gestalt hatte. Als er unter der Wölbung des Halbkreises hindurchglitt, verwandelte es sich in einen hochgewachsenen, hageren Mann mit dunklem, schulterlangem Haar und einem Paar Augen, in denen ein verhaltenes Feuer glomm.
Payne Hamiller erkannte Naren Palov.
„Willkommen", sagte er.
Aber er reichte Palov nicht die
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