Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
086 - Das Grab des Vampirs

086 - Das Grab des Vampirs

Titel: 086 - Das Grab des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Sky
Vom Netzwerk:
war. Sachte klopfte er an die Zimmertür des Mädchens und trat sofort darauf ein.
    Ira wühlte in ihren Sachen herum. Sie machte einen nervösen Eindruck. Emilie, die Frau des Kastellans, war bei ihr. Hilfesuchend sah sie Runge an.
    „Was gibt es?“ fragte der Medizinstudent.
    „Einer meiner Filme ist weg“, berichtete Ira. „Ich habe den Rosengarten und den Comte fotografiert, aber der Film ist nicht mehr da.“
    „Mademoiselle, ich habe ihn wirklich nicht aus der Kamera genommen. Warum sollte ich das wohl tun?“
    Emilie wirkte völlig verzweifelt. Sie mochte um ihre Stellung fürchten.
    Ira ließ einige Sachen, die sie aus dem Schrank genommen hatte, fallen. „Ich verstehe nichts mehr.“
    „Es gibt gar keinen Rosengarten hier“, warf Emilie ein.
    „Ich habe ihn aber doch gesehen!“
    „Das kann nicht sein, Mademoiselle. Der Rosengärten ist vor fünf Jahren von Monsieur de Marcin vernichtet worden. Monsieur ist allergisch gegen Rosen. Deshalb finden Sie auch keine einzige Rose im Park – so sehr ich das bedauere.“
    „Sie sind verrückt.“
    „Das alles ist doch kein Grund, sich zu streiten“, warf Runge besänftigend dazwischen. „Wir brauchen ja nur dorthin zu gehen, wo Ira den Garten gesehen hat. Ihre Botanikkenntnisse waren noch nie erschütternd. Vielleicht hat sie Rosen mit Tulpen oder Narzissen verwechselt.“
    „Du bist ein Scheusal!“
    „Ich bin mir dessen bewußt, und ich genieße es.“
    Sie lief aus dem Zimmer. Emilie und Runge folgten ihr. Ira öffnete eine Seitentür und betrat den Westflügel. Sie eilte durch einen prunkvoll eingerichteten Salon, dann durch einen Ankleideraum und landete in einer Sackgasse.
    Mit bebender Hand deutete sie auf einen zierlichen Schrank. „Hier war heute morgen noch eine Tür.“
    „Mademoiselle, das ist unmöglich. Hier ist die Außenwand.“
    Ira warf der Haushälterin einen Blick zu, der verächtlicher nicht hätte sein können. Sie lief zu einem Fenster, öffnete es und sackte förmlich in sich zusammen.
    Runge beugte sich ebenfalls aus dem Fenster. Emilie hatte die Wahrheit gesagt. Er konnte um die Hausecke herum den Atlantik sehen.
    „Es ist an der Zeit, daß du dich bei Emilie entschuldigst“, sagte er sanft.
    „Aber ich war doch hier, Dietmar! Ich bin doch nicht verrückt! Ich weiß, daß ich im Westflügel war und den Rosengarten gesehen habe. Und daß ich den Comte fotografiert habe. Er war erst wütend, dann erkannte er mich jedoch und lächelte mir zu.“
    „Danach passierte diese Sache mit dem…“, begann Runge, brach dann jedoch ab, weil er sich erinnerte, daß Emilie die Frau Alberts war. Er schloß: „ … mit dem Beil?“
    Ira nickte.
    „Bitte, lassen Sie uns allein, Emilie!“ bat der Medizinstudent. Er wartete, bis sie gegangen war, dann fragte er: „Was geschah, nachdem wir uns getrennt hatten, Ira? Es ist wichtig. Wir waren uns einig, wir wollten abreisen.“
    „Der Comte kam zu mir. Er bat mich, hierzubleiben und ihm gegen seine intriganten Verwandten zu helfen.“
    „Und dann bist du zu mir gekommen, um mir zu sagen, daß du bleiben willst?“
    „Richtig.“
    „Und als du zurückkamst, war der Film weg?“
    „Auch richtig.“
    „Hm. Wer konnte wissen, daß du die Aufnahmen gemacht hast?“
    „Nur der Comte“, antwortete sie, ohne zu überlegen.
    Genau diese Antwort hatte er erwartet. Er sah, daß Ira sich am liebsten auf die Lippen gebissen hätte, als die Worte heraus waren. Sie drehte sich um und blickte aus dem Fenster.
    „Na ja“, sagte er schließlich. „Um den Film ist es wohl nicht weiter schade.“
    Er verließ das Zimmer, in der Gewißheit, einen wichtigen Zwischensieg errungen zu haben. Für ihn gab es keinen Zweifel, daß de Rochelles den Film entwendet hatte; und er konnte sich auch denken, warum er es getan hatte.
    Runge begegnete Albert Maurnier, der mit schaukelnden, schwerfälligen Bewegungen die Treppe heraufkam und in einer Seitentür verschwand. Er drehte sich um und kehrte in das Zimmer Iras zurück. Ira stand noch immer am Fenster.
    „Ira, hast du den Blutmörder bei St. Brieuc wirklich gesehen?“
    „Ganz bestimmt, Dietmar. Ich wollte mich nicht interessant machen.“
    „Könnte es Albert Maurnier gewesen sein?“
    Sie fuhr wie von der Tarantel gestochen herum. Mit geweiteten Pupillen blickte sie ihn an, unfähig, ihm zu antworten.
    „Überlege es dir in aller Ruhe, Ira!“ bat er sie. „In einer solchen Situation kann das Gesicht eines Menschen entstellt sein und ganz anders

Weitere Kostenlose Bücher