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086 - Das Grab des Vampirs

086 - Das Grab des Vampirs

Titel: 086 - Das Grab des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Sky
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zwitscherten die Vögel, oder man hörte das Rauschen der Brandung.
    Ira räusperte sich. Sie spürte, daß etwas nicht in Ordnung war. Kalt rieselte ihr der Angstschweiß über den Rücken, und ihr Herzschlag beschleunigte sich. Sie blickte sich um, da sie fürchtete, jemand näherte sich ihr lautlos von hinten. Doch sie war allein.
    Ich hätte Albert nicht beschuldigen dürfen, dachte sie. Er würde wütend werden, wenn die Polizei hier erschien, um ihn zu verhören, denn er würde sofort wissen, wer ihn beschuldigt hatte. Es konnte nur sie gewesen sein, da nur sie den Mörder in der Nacht gesehen hatte.
    Ira wünschte, alles rückgängig machen zu können. Ich muß abreisen, dachte sie. Wenn ich wegfahre, gehe ich allen Unannehmlichkeiten aus dem Weg.
    Sie eilte die letzten Stufen der Treppe hinauf, öffnete ihre Zimmertür und trat ans Fenster, um in den Park hinauszusehen. Unten standen Dietmar Runge und Lord Wellsley zusammen.
    Sie sprachen miteinander. Offenbar unterhielten sie sich über June.
    Irgend etwas veranlaßte Ira, sich umzudrehen. Ihr war, als wäre sie nicht allein im Zimmer. Voller Unruhe ging sie zum Schrank und riß die Türen auf. Dann kam es ihr jedoch wieder lächerlich vor, daß sie einen Moment lang geglaubt hatte, jemand könnte sich darin versteckt halten. Sie schloß die Türen und lehnte sich mit dem Rücken an den Schrank. Da fiel ihr auf, daß ihr Bett nicht so ordentlich gemacht war wie vorher. Es sah so aus, als ob jemand darin liegen würde.
    Sie fühlte, wie ihre Beine schwer wurden. Je länger sie auf das Bett starrte, desto deutlicher wußte sie, daß sie sich nicht irrte. Es lag tatsächlich jemand in ihrem Bett.
    Sie riß die Bettdecke mit einem Ruck zurück und schrie gellend.
    Dietmar Runge und Lord Wellsley rasten die Treppe hoch, als sie Iras Schrei hörten. Sie fanden das Mädchen vor ihrem Bett. Ira preßte die Hände vors Gesicht und schluchzte haltlos.
    „Mein Gott!“ stöhnte der Engländer.
    Im Bett lag June. Sie war völlig unbekleidet, und ihr Mörder hatte ihr mit den Zähnen die Kehle zerrissen.
     

     

Inspektor Poullais blieb selbst angesichts der Leiche kühl und sachlich.
    „Monsieur Runge bat mich, abreisen zu dürfen“, sagte er zu Ira, nachdem er sie verhört hatte. „Leider mußte ich ihm diese Bitte abschlagen. Auch Sie müssen noch wenigstens einen Tag hierbleiben. Ich hoffe, den Fall bis dahin geklärt zu haben.“
    Er saß Ira in ihrem Zimmer gegenüber. Die ermordete June wurde in einem Metallsarg abtransportiert.
    „Ich bleibe nicht im Schloß“, entgegnete Ira.
    „Sie können in St. Brieuc im Hotel wohnen, wenn Sie wollen, aber Sie müssen mir weiterhin zur Verfügung stehen.“
    „Warum?“ fragte sie. „Sie wissen doch, daß ich es nicht gewesen sein kann. Ich war bei Ihnen in St. Brieuc.“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Das ist nicht richtig, Mademoiselle. Das Mädchen ist zu einem Zeitpunkt ermordet worden, als Sie hier im Schloß waren.“ Er lächelte begütigend. „Aber ich glaube nicht, daß Sie zu einer solchen Scheußlichkeit fähig sind.“
    Sie erhob sich.
    „Schicken Sie mir Albert Maurnier herein!“
    „Bitte“, sagte Ira mit tonloser Stimme. „bitte, sagen Sie ihm nicht, daß ich ihn verdächtigt habe!“
    „Wir werden sehen“, erwiderte er ausweichend.
    „Muß das Verhör hier stattfinden?“
    „Ja. Hier ist es passiert. Sollte der Mörder hier im Haus leben, dann wird er sich vielleicht in diesem Zimmer verraten.“
    Ira ging wortlos hinaus. Draußen wartete Dietmar Runge auf sie. Er legte ihr einen Arm um die Schultern.
    „Ich wünschte, wir könnten einfach abhauen“, sagte er.
    Sie antwortete nicht, da sie den Comte de Rochelles bemerkt hatte, der die Treppe heraufkam. Er ging hochaufgerichtet. Sein bleiches Gesicht war starr. Nur seine Augen verrieten Leben; in ihnen spiegelte sich die ganze Trauer wider, die der Comte empfand. Ira, die ihn kurzfristig verdächtigt hatte, konnte in diesem Moment nicht mehr glauben, daß er etwas mit dem Tod Junes zu tun hatte. Comte de Rochelles sah aus wie ein gebrochener Mann, obgleich er sich bemühte, seine Gefühle hinter einer betont aristokratischen Haltung zu verbergen.
    Ganz anders Albert Maurnier, der am Fuße der Treppe stand. Er sah wie ein geschlagenes Tier aus. Sein ebenfalls bleiches Gesicht war von Angst gezeichnet. Wovor hatte er Angst? Vor dem Mörder oder vor der Entlarvung?
    „Wären wir doch nie hierher gefahren, Didi!“ sagte Ira leise.
    Der Comte

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