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086 - Das Grab des Vampirs

086 - Das Grab des Vampirs

Titel: 086 - Das Grab des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Sky
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blieb vor ihr stehen.
    „Ich bin entsetzt und erschüttert“, erklärte er. „Ich hätte nie geglaubt, daß hier so etwas passieren könnte.“
    „Ich habe Angst“, gestand Ira.
    Seine Lippen wurden weich. „Es ist alles vorbei, Ira. Sie brauchen sich nicht mehr zu fürchten. Draußen wimmelt es von Polizisten. Sie werden den Mörder finden und dem Spuk ein Ende machen.“
    „Ich begreife nicht, daß June in meinem Zimmer umgebracht wurde. Was wollte sie da?“
    Alphonse de Marcin, der Schloßherr, kam die Treppe herauf. Ira erinnerte sich daran, daß sie Albert Maurnier zum Inspektor schicken sollte. Sie rief seinen Namen und sagte ihm, daß Poullais auf ihn wartete. Eigentlich wunderte sie sich, daß der Inspektor sich noch gar nicht gemeldet hatte, obwohl doch schon so viel Zeit verstrichen war.
    Der Kastellan schien in sich zusammenzusacken. Er schlich wie ein Hund die Treppe herauf.
    „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, sagte Alphonse de Marcin. „Das ist mein Ruin. Niemand wird mehr in dieses Schloß kommen.“
    Albert Maurnier, der das Zimmer Iras betreten hatte, kam wieder heraus und rief Runge. Erstaunt folgte dieser ihm. Er wußte offenbar nicht, weshalb der Inspektor sie beide zugleich sprechen wollte.
    Alphonse de Marcin entschuldigte sich und verschwand durch eine Seitentür. Ira war mit dem Comte allein. Außer ihnen befand sich nur noch ein Polizist auf dem Flur; er stand vor der Tür des Verhörzimmers.
    „Ira“, sagte der Comte de Rochelles zögernd. „mir ist bewußt, daß diese Stunde undenkbar ungünstig ist für das, was ich Ihnen vorschlagen wollte. Wenn ich dennoch davon spreche, so deshalb, weil ich meine, daß es gut ist, wenn Sie von diesem schrecklichen Ereignis abgelenkt werden.“
    „Ich verstehe Sie nicht. Was meinen Sie?“
    „Nun, ich erhielt schon vor einigen Tagen eine Einladung zu einem kleinen Essen und einem gemütlichen Zusammensein bei Freunden. Ich wollte mit Ihnen zusammen dorthin gehen.“
    „Ich kann nicht, Comte. Ich könnte nicht mit anderen Menschen zusammen sein und mit ihnen lachen. Nicht jetzt.“
    „Ich weiß, Ira“, sagte er mitfühlend. „Meine Freunde sind jedoch sehr taktvoll. Ich werde sie selbstverständlich unterrichten, so daß Ihnen Peinlichkeiten erspart bleiben.“
    „Ich kann nicht.“
    „Glauben Sie, daß es besser ist, im Schloß zu bleiben und die ganze Nacht über zu grübeln und sich zu fürchten?“
    Sie zögerte, überlegte, seufzte schließlich und nickte. „Sie haben wahrscheinlich recht, Comte. Ich werde Sie begleiten. Aber – kann ich in diesem Kleid mitgehen?“
    „Vielleicht suchen Sie sich ein passendes Kleid aus dem Schrank aus?“
    „Gut. Einverstanden. Wann gehen wir?“
    „Wir fahren mit meinem Wagen. Sagen wir – in einer Stunde?“
    Sie blickte auf ihre Uhr.
    „Um elf? Ist das nicht zu spät?“
    „Nein – in der Bretagne nicht.“
    Er deutete eine Verneigung an, drehte sich um und stieg die Treppe hinunter.
    Ira wartete unschlüssig vor ihrem Zimmer, dann ging sie ebenfalls nach unten. Sie hatte Durst. Deshalb bat sie Emilie in der Küche um einen Schluck Wasser. Die Hausdienerin gab ihr ein Glas Wein.
    „Ich fahre weg“, sagte sie. „Es tut mir leid für Sie. Jemand anderer wird Sie bedienen müssen. Ich habe Angst. Ich bleibe keine fünf Minuten länger.“
    „Ich kann das verstehen, Emilie.“
    Die Frau band ihre Schürze ab und reichte Ira die Hand. Die Fotografin merkte, daß Emilie vor einem Zusammenbruch stand; sie hielt sich nur noch mühsam aufrecht.
    Ira setzte sich an den Küchentisch, während Emilie Maurnier hinausging. Die Haushälterin eilte in einen Keller, wo ihr Fahrrad stand. Sie plante, ihren Mann am nächsten Morgen anzurufen und ihn zu bitten, ihre Sachen mitzubringen. An diesem Abend hatte sie bereits mit ihm gesprochen und ihn beschworen, auszuziehen, aber er hatte ihre Bitten abgelehnt.
    Sie brachte das Fahrrad in den Park hinaus. Die Klippen schimmerten wie Marmor im Vollmondlicht. Emilie schob das Rad durch den Schatten, den ein Baum warf, als unvermittelt eine große Gestalt vor ihr auftauchte.
    „Wohin wollen Sie, Emilie?“
    „Comte de Rochelles? Ich will nach Hause. Ich habe Angst.“
    „Angst? Warum?“
    Sie wollte das Rad an ihm vorbeischieben, er stellte sich ihr jedoch in den Weg. Der Mond schien ihm ins Gesicht.
    Entsetzt hielt Emilie sich den Mund zu. Das Fahrrad fiel um.
    Das Gesicht des Comte war kaum wiederzuerkennen. Es war verzerrt. Die Augen lagen wie

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