0862 - Ssacahs Rückkehr
hinter ihnen eine Hupe. Der Pickup-Fahrer, den Monica beim Einscheren böse geschnitten hatte, musste voll auf die Bremse steigen. Der Pritschenwagen kam ins Schleudern.
Auch Monica bremste jetzt. Die beiden Autos kamen direkt hintereinander zum Stehen.
Zamorra turnte auf die Straße und ging zur Fahrerkabine des Pickups. In diesem Moment schrie Uschi auf.
»Aufpassen, Zamorra! Er ist ein Diener!«
***
Sue erhob sich wieder. Sie warf einen Blick auf die weite Strandfläche, dann stakste sie auf ihren Rollerblades zur Straße zurück und fuhr heim. Es hatte keinen Sinn, sich den Kopf zu zerbrechen. Aber vielleicht konnte ihr Vater ihr mit seinen Beziehungen helfen.
Ob er ihr die Geschichte von der Kobra glaubte, war eine andere Sache.
Noch während sie überlegte, wie sie es ihm erzählen sollte und vor allem wie viel von dieser so verrückt klingenden Geschichte, erreichte sie das Haus. Die ganze Familie war wohl anwesend, denn die Autos standen alle im Carport oder am Straßenrand.
Sue zog die Blades aus, warf sie in den Erker bei der Haustür und betrat das Gebäude. Sie strebte die Küche an, in der um diese Zeit ihre Mutter das Zepter schwang, und rief ein gezwungen fröhliches »Hi«. Da musste doch noch eine Flasche Milch im Kühlschrank sein und…
Mutter reagierte überhaupt nicht. Sie stand am Herd und bewegte sich nicht. Sie schien Sues Anwesenheit gar nicht zu bemerken. Sie glich einer Statue, fand Sue.
»Was ist los?«, fragte sie erstaunt.
In diesem Moment tauchte eine gigantische Kobra aus dem Nichts auf. Sue begriff nicht, wie das möglich war. Erst recht nicht, wie die übergroße Schlange überhaupt zwischen die Möbel passte.
Der Kopf der unglaublich großen Königskobra pendelte hoch aufgerichtet vor Sue, die das Biest wie gelähmt anstarrte.
Und zuckte dann unglaublich schnell vor!
Im ersten Moment dachte Sue, die Kobra wolle sie verschlingen.
Im zweiten Moment spürte sie, wie die Zähne der Giftschlange sich in ihren Körper bohrten.
Dann war da gar nichts mehr.
***
Durch das heruntergelassene Fenster warf der Fahrer Zamorra etwas entgegen, im gleichen Moment, als der Warnschrei der Telepathin aufgellte.
Ein Ssacah-Ableger!
Zamorra fing das Messingbiest auf. Aber es erwischte ihn und schlug seine Zähne in seinen Unterarm.
»Das tut doch weh, du Mistvieh!«, protestierte der Dämonenjäger. »Lass das, ich hass das!«
Als die Messingkobra los ließ, um erneut zuzubeißen, weil sie irgendwie merkte, dass etwas nicht in Ordnung war, schleuderte Zamorra sie auf den Asphalt. Dann löste er den Blaster von der Magnetplatte am Gürtel.
»Wie hoch war doch gleich der Schmelzpunkt von Messing? Weiß das einer? Nein? Dann probieren wir's mal aus!«
Der nadelfeine, blassrote Strahl spannte eine tödliche Brücke zwischen Waffe und Kobra. Der Ssacah-Ableger schmolz nicht, er löste sich einfach auf.
Der Gepäckträger, der gerade die Fahrertür aufgestoßen hatte, um Zamorra anzugreifen, zitterte und schüttelte sich. Er war totenbleich, und wenn Zamorra ihn nicht festgehalten hätte, wäre er zu Boden gestürzt.
»Keine Frühjahrsmüdigkeit vorschützen«, mahnte Zamorra. »Wir haben doch schon Sommer!«
Uschi Peters kam heran. »Du bist gebissen worden!«
Der Parapsychologe schmunzelte. »Da sagst du mir nichts Neues. Aber abgesehen von dem Schmerz stört mich das nicht weiter. Ich bin schon einmal gebissen worden. Ich wurde von dem Keim wieder befreit. Seither bin ich immun.«
»Und was ist mit ihm?« Sie deutete auf den jungen Mann, den Zamorra gegen das Auto drückte, damit er nicht doch noch stürzte.
Zamorra zuckte mit den Schultern. »Das müssen wir abwarten«, sagte er. »Mit etwas Pech bleibt der Keim in ihm erhalten. In dem Fall kann nur dein Sohn Julian helfen. Der hat die Möglichkeit, den Keim zu neutralisieren. Aber frag mich lieber nicht, wie - ich weiß es nicht.«
Jetzt kam Nicole heran. Prüfend betrachtete sie den Gepäckträger. Dann verzog sie das Gesicht und seufzte.
»Der Keim ist noch in ihm.«
»Merde«, murmelte Zamorra verdrossen. »Das macht doch alles nur unnötig kompliziert! Na ja, warum sollte auch einmal etwas so ablaufen, wie man hofft!«
»Wir können ihn aber doch sicher fragen, wie man am besten an Kernavon herankommt!«
»Dann frag mal schön«, sagte Nicole. »Bist du mir böse, wenn ich nicht an einen Erfolg glaube?«
***
Zum ersten Mal seit längerer Zeit war Ssacah wieder zufrieden. Der Kobradämon hatte die Vermehrung seiner
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