0862 - Ssacahs Rückkehr
Ableger nicht den Dienern überlassen, sondern es selbst genossen, die Lebensenergie der Menschen in diesem Haus selbst aufzunehmen. Das Mädchen eingerechnet, das eben erst das Haus betreten hatte, waren es insgesamt acht Opfer - Männer, Frauen und Kinder jeden Alters.
Keines dieser Wesen lebte mehr. Das unterschied den direkten Biss des Dämons von denen seiner Ableger. Ssacahs Opfer waren zu Statuen erstarrt.
Aber er dachte nicht daran, sie auf die eine oder andere Weise zu entsorgen. Ihre Anwesenheit störte ihn nicht.
Es störte ihn auch nicht, dass es vielleicht jemandem auffiel, dass hier niemand mehr lebte. Und falls Besucher kamen, würden die ebenfalls seine Opfer werden. Auf die Zurückhaltung, die sein Diener Kernavon und auch andere überall auf der Welt pflegten, um nicht aufzufallen, verzichtete Ssacah.
Ohnehin war dieses Haus für ihn nur ein Übergangsversteck, bis er seinen Erzfeind Zamorra unschädlich gemacht hatte. Das würde jetzt nicht mehr lange auf sich warten lassen, hoffte er.
Durch die Lebensenergie, welche er direkt aufgesogen hatte, fühlte er sich bereits so stark wie schon lange nicht mehr, stärker sogar als vor seinem letzten »Tod«. Und dass jetzt hier gleich acht Ableger versammelt waren, verschaffte ihm einen weiteren Vorteil.
Denn die Messingkobras konnten miteinander verschmelzen und vorübergehend menschliche Gestalt annehmen, wenn so viele von ihnen beisammen waren, dass die Masse ausreichte. Dabei blieben Farbe und Schuppenmuster der Haut erhalten. Diese Metallmenschen waren stark wie Roboter.
Die acht Ableger reichten aus, um so einen Messingmenschen zu formen. Er würde nicht sehr groß sein, eher ein untersetzter Typ, aber das reichte durchaus.
Zufrieden überlegte Ssacah, wie er nun am besten vorgehen konnte, um Zamorra zu erledigen.
***
Zamorra stellte dem fast bewusstlosen Gepäckträger seine Fragen. Der junge Mann reagierte nicht. Der Parapsychologe überlegte, ob es vielleicht half, ihn zu hypnotisieren.
»Er kann dich hören und auch verstehen«, sagte Nicole plötzlich. Zamorra erkannte, dass sie ihre telepathische Gabe einsetzte, die aber wesentlich schwächer war als die der Zwillinge. Immerhin war sie noch stärker als die Zamorras. Bei ihm musste eine Menge günstiger Umstände zusammenkommen, dass er in der Lage war, bestimmte Schwingungen wahrzunehmen und daraus zu schließen, was sein Gegenüber dachte.
»Ich versuche ihn zu knacken«, sagte Nicole leise. »Er möchte antworten… er… verdammt, da ist eine Blockade! Ich komme nicht zu seinem Unterbewusstsein durch! Und oben denkt er nur, dass er will, aber nicht kann…«
»Aber wir kommen durch«, sagte Uschi. »Wir können die Blockade knacken.«
Gut eine Minute verstrich, während Zamorra und Nicole abwarteten. Dann lächelte Uschi.
»Ich weiß jetzt, wie wir reinkommen. Das Haus hat zwar keine Nummer, aber ich habe das Bild in seinen Gedanken gesehen. Auch Bilder von drinnen. Ich könnte euch einen Plan zeichnen. Er weiß das alles, weil er das Gepäck ins Haus geschleppt hat. Dabei hat er sich zwangsläufig umgesehen. Nur in welchem der Zimmer wir Kernavon finden, weiß er natürlich nicht.«
Zamorra sah Nicole an. »Erinnere mich daran, dass wir nie einen Kofferkuli ins Château Montagne lassen«, sagte Zamorra. »Lieber lasse ich das Gepäck von Butler William schleppen.«
»Auf die Idee, auch selbst mit anzupacken, kommst du vorsichtshalber erst gar nicht, wohledler Schlossherr? William ist ein alter Mann!«
Zamorra winkte ab. Er wollte sich nicht schon wieder auf einen unsinnigen Disput einlassen.
»Du kannst den Mann jetzt loslassen«, sagte Uschi. »Wir wissen ja jetzt, was wir wissen wollten.«
»Wenn Zamorra ihn loslässt, fällt er auf die Schnauze«, stellte Nicole fest. »Der braucht wenigstens eine Stunde, um sich wieder einigermaßen zu erholen.«
Zamorra wuchtete den Mann in die Fahrerkabine des Pickups und schob ihn auf die Mitte der Sitzbank weiter. Als er dann losließ, kippte der Gepäckmann nach rechts weg. Zamorra konnte gerade noch verhindern, dass er mit dem Kopf gegen die Beifahrertür schlug.
»Ich fahre den Wagen ein bisschen mehr an den Straßenrand«, sagte Zamorra. »Dann rufe ich die Polizei an, dass die den Mann erst mal in Gewahrsam nimmt. Vielleicht wegen Vollrausch. Bis die Jungs feststellen, dass er - hoffentlich - nüchtern ist, sind wir mit Ssacah fertig und können die Sache aufklären.«
»Wenn das nur funktioniert«, murmelte
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