0862 - Ssacahs Rückkehr
nicht mehr wahrnehmen.«
»Was willst du uns damit sagen?«, fragte Zamorra misstrauisch.
»Stattdessen bin ich auf ein anderes Muster gestoßen. Sagt euch der Name Ssacah etwas? Er ist tatsächlich in der Nähe, und zwar da, wo Sue war. Ich nehme an, er hat sie getötet.«
»Er ist tatsächlich hier?« Zamorra fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Monica, versteht sich Tendykes Koch immer noch so prächtig auf Schlange aller Art?«
»Ja«, stöhnte Uschi. »Aber prächtig ist wohl die Übertreibung des Äons. Wenn er wieder mal seinen Schlangenfraß brutzelt, gehen wir auswärts essen. Robert ist da härter im Nehmen, er futtert die Schlangen einfach weg. Behauptet er zumindest. Ob er's hinterher ins Klo würgt, weiß keiner so genau.«
»Du willst Ssacah doch nicht etwa essen?«, fragte auch Nicole entsetzt.
»Fleisch ist Fleisch. Notfalls freuen sich die Alligatoren.«
»Wenn du auch nur einmal zubeißt, kenne ich Sie nicht mehr, Herr Professor!«
Zamorra hob die Brauen. »Darf ich denn wenigstens bei dir zubeißen, meine Süße?«
»Naschen darfst du, beißen nicht! Und du lässt deine Zähne von der Schlange weg, verstanden?«
Er lachte leise. »Überredet. Also direkt die Alligatoren. Oder, weil's hier näherliegt, die Haie.«
Er küsste Nicole und stieg in den Rolls-Royce. »Erst mal müssen wir den Dämon jetzt aber finden! Wir wissen ja nicht mal, wo diese Sue wohnt.«
Nicole fädelte sich hinter das Lenkrad des Koenigsegg. »Die Zwillinge werden's schon finden«, behauptete sie zuversichtlich und ließ den bulligen Motor aufbrüllen.
Die Jagd auf den Kobradämon hatte begonnen!
***
Ssacah spürte, dass jemand telepathisch nach ihm tastete und ihn erfasste. Im ersten Moment wollte er abblocken. Dann aber kam ihm der Verdacht, dass dieser Tastversuch mit Zamorra zu tun haben könnte, und er ließ es geschehen. Er verbarg lediglich seinen Gedankeninhalt, indem er begann, nicht dämonisch, sondern »schlangisch« zu denken. Das konnten nur andere Schlangen verstehen, so weit sie über genügend Intelligenz verfügten, um überhaupt denken zu können und sich nicht hinter Instinktreaktionen zu verstecken, aber keine andere Wesenheit, weder in der Hölle noch auf der Erde.
Ssacah glaubte nicht, dass es Zamorra selbst war, der nach ihm tastete. So stark und mächtig dieser Zauber der Weißen Magie auch war, das überstieg seine Fähigkeiten. Wahrscheinlicher war, dass er einen Telepathen bei sich hatte.
Vielleicht diese Silbermond-Druidin Teri Rheken? Das wäre verdrießlich, denn sie war gegen Ssacahs Keim ebenso immun wie Zamorra selbst.
Aber es gab ja, wie man munkelte, auch noch andere Gedankenleser in Zamorras Helferkreis.
Der Kobradämon hätte es rasch herausfinden können, wenn er den Spieß umgedreht und selbst telepathisch getastet hätte. Aber das riskierte er nicht. Sie sollten ihn für ahnungslos halten. Umso schöner war es, wenn die Falle dann zuschnappte.
Ssacah wartete ab.
***
»Wir kommen der Sache näher«, sagte Uschi Peters. »Das Ssacah-Muster wird immer deutlicher. Nur von Sue kann ich immer noch nichts wahrnehmen. Du, Monica?«
Ihre Schwester zuckte mit den Schultern. »Ich konzentriere mich auf den Verkehr«, sagte sie.
Immer noch wimmelte es von Fahrrädern und Mopeds, zwischen denen sich die relativ wenigen Autos hindurch kämpfen mussten. Einmal mehr wurde Zamorra an südeuropäische Länder erinnert, vor allem an Italien.
Das Autotelefon meldete sich. Zamorra schaltete die Freisprechanlage ein.
Nicoles Stimme erklang. »Ich habe gerade herausgefunden, dass das Ding hier eingeschaltet ist. Ziemlich leichtsinnig, dieser Kernavon. Kommen wir dem Ziel näher?«
»Ja«, sagte Zamorra. »Sieht aus, als wären wir nahe dran.«
»Wie gehen wir vor?«
»Wie eine zu schnell laufende Weckuhr«, spöttelte Uschi. »Etwa fünfzehn Minuten pro Tag.«
»Ha, ha!«, machte Nicole finster. »Du weißt genau, wie ich das meine.«
»Einmal am Tag muss ich doch mein Blondinenimage pflegen.«
»Ruhe«, verlangte Zamorra. »Wir gehen vor wie gehabt: reingehen, draufhauen, rausgehen.«
»Toller Plan…«
»Ist eben von mir«, sagte Zamorra.
»Wir sind… ich glaube, wir sind da!«, meldete Uschi sich wieder. »Ssacah ist ganz nahe. Das muss das Haus sein, dort.« Sie deute auf das Gebäude, an dem sie gerade vorbeifuhren.
Monica bremste.
Um ein Haar hätte Nicole den Koenigsegg am Rolls-Royce-Heck zerschellen lassen. Sie brachte den Wagen zum Stehen, wollte
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