0863 - Die schlafende Göttin
du das?"
„Wenn wir uns den Gleiter schnappen und damit verschwinden, locken wir Boyt Margor unweigerlich an", entgegnete sie. „Hamiller arbeitet in seinem Auftrag. Er wird, sofort A-larm schlagen und Margor benachrichtigen. Margor wird uns verfolgen. Ich bin sicher, daß er sehr vorsichtig gegen uns vorgehen wird, um Demeter nicht zu gefährden.
Für uns wird sich daher früher oder später eine Gelegenheit ergeben, Margor zu töten."
Bran Howatzer blickte mit verengten Augen zum Lastengleiter hinüber. Er lächelte.
„Das wäre eine Sache ganz nach meinem Geschmack", sagte er zustimmend. „Ich bin dafür, daß wir es versuchen. Allerdings wird es nicht ganz leicht sein, an die Maschine heranzukommen."
„Das ist ein Kinderspiel", bemerkte Dun Vapido. „Es ist diesig. Wenn ihr wollt, lasse ich Nebel auf ziehen. Wir können darin im Nebel ungesehen zur Maschine laufen, während Hamillers Leute noch nach dem Personal der Versorgungsstation suchen."
„Warte nicht so lange damit", bat Eawy ter Gedan. „Jetzt halt sich niemand in der Nähe der Maschine auf, aber das kann sich schnell ändern."
„Sie haben die Tür der Halle aufgebrochen", stellte Howatzer fest.
Hamiller und seine Begleiter drängten sich um eine der Türen zur Halle. Einer seiner Männer hatte sie gewaltsam geöffnet. Niemand achtete auf die Maschine und die Umgebung. Daher fiel auch niemandem zunächst auf, daß dichter Nebel heraufzog. Er schob sich wie eine weiße Wand über das Landefeld.
Hamiller drang mit seinen Männern in die Halle ein. Nur zwei seiner Helfer blieben drau-ßen.
„Los jetzt", befahl Howatzer, als diese beiden Männer im Nebel verschwanden. „Zieht die Schuhe aus, damit sie unsere Schritte nicht hören."
Sie streiften die Schuhe ab, kletterten aus dem Fenster und liefen lautlos über das Lan-defeld zum Lastengleiter. Dun Vapido fand eine offene Tür. Er pfiff leise und wartete, bis Howatzer und das Mädchen bei ihm waren. Sie stiegen ein, zogen die Tür lautlos hinter sich zu und verriegelten sie. Dann stürmten sie über eine Treppe ins Cockpit hoch. Wie erhofft, hielt sich hier niemand auf.
Howatzer schaltete die Antigravtriebwerke ein. Er sah die roten Alarmlichter brennen, kümmerte sich jedoch nicht darum, da er den Ausfall einiger wichtiger Geräte einkalkuliert hatte.
Leise summend hob der Gleiter ab, stieg aus dem Nebel heraus und beschleunigte.
Eawy ter Gedan blickte durch ein Seitenfenster nach unten. Hamiller und seine Männer stürmten aus der Versorgungshalle. Nur schemenhaft zeichneten sich ihre Gestalten im Nebel ab.
Das Relais lächelte.
„Zu spät, meine Herren", sagte sie und lehnte sich zufrieden im Sessel zurück.
5.
Czerk Matzlew stutzte, als er tief unter sich ein Licht blinken sah. Er tippte eine Taste am Videogerät. Das Bild einer Landkarte erschien auf dem Schirm. Der Archäologe erkannte die nordafrikanische Küstenlinie, die er bereits überflogen hatte. Zur Zeit befand er sich über dem Kattara-Meer. Eine schraffierte Doppellinie zeigte an, wo der Kanaldurchstich zum Mittelmeer gewesen war, durch den die Kattara-Senke geflutet worden war. Der Ka-nal war versandet und hatte sich durch Bodenverschiebungen bei der Materialisation der Erde im Solsystem geschlossen. Matzlew konnte nicht erkennen, ob Robotkolonnen daran arbeiteten, ihn wieder zu öffnen. Das Licht schien darauf hinzudeuten, doch es kam nicht aus dem Kanalgebiet, sondern mitten aus dem künstlichen Meer in der libyschen Wüste.
Irgend etwas trieb im Meer.
Czerk Matzlew zog den Gleiter in weitem Bogen herum und ließ ihn gleichzeitig steil ab-sinken. Dann ging er bis auf fünf Meter Höhe herunter. Jetzt konnte er deutlich sehen, daß jemand auf dem Wasser rhythmische Zeichen gab.
Er verringerte die Geschwindigkeit des Gleiters und ließ sich langsam weitertreiben, bis ein Fluggleiter im Licht der Scheinwerfer auftauchte. Die Maschine war bis zur Hälfte im Wasser versunken, schwamm aber noch. Auf ihrem Dach stand eine schlanke Frau.
Ihr blondes Haar flatterte im Wind. Geschickt in den Knien federnd, glich sie die Schaukelbe-wegungen des Gleiters aus. Die Wellen schlugen gegen die Maschine und der Gischt schäumte bis zu dem Mädchen hoch.
Matzlew erkannte sie.
Es war das Mädchen, das Demeter gesucht hatte.
Er öffnete die Tür und ließ den Gleiter langsam tiefer sinken, bis er etwa zwei Meter über ihr schwebte. Sie blickte hilfesuchend zu ihm hoch.
„Hallo", sagte er spöttisch. „Haben Sie
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