Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0866 - Die Herrin der Raben

0866 - Die Herrin der Raben

Titel: 0866 - Die Herrin der Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
rief sie und schlug mit einer Handtasche nach den Tieren.
    Wo die Frau vorbeikam, hielten die Raben inne und flüchteten. Auch Zamorra, Nicole und der Bodybuilder waren im nächsten Augenblick wieder frei.
    Plötzlich war kein einziger Rabe mehr zu sehen. Die Menschen verharrten. Eine fast unheimliche Stille legte sich über den Stephansplatz.
    Nicole starrte die Blonde an, während sich Zamorra stöhnend erhob und sich den Schmutz aus den Kleidern klopfte. Er erstarrte, als er die Frau sah.
    Der Professor trat zu seiner Lebensund Kampfgefährtin. Er blutete nur aus ein paar kleineren Wunden am Kopf und an der Hand. Nicole hatte ebenfalls nicht allzu viel abbekommen.
    »Ich fasse es nicht«, flüsterte Zamorra und schüttelte gleichzeitig den Kopf. »Sie ist es.«
    »Wer ist was?«
    »Die Frau aus dem Ripper-Haus. Da steht sie leibhaftig vor uns, einfach so. Unglaublich.«
    »Hm.« Nicole zögerte einen Moment. »Dumm ist nur, dass sie dieses Mal die Raben vertrieben hat. Ganz eindeutig. Die Viecher sind vor ihr geflüchtet, als sie auftauchte. Was bedeutet das nun wieder?«
    »Wir sprechen sie an.«
    Doch das war nicht ganz einfach. Die Blonde, die wie ein ganzer Parfümladen duftete, schwänzelte um den Bodybuilder herum und bemutterte ihn, obwohl es diesem sichtlich peinlich war. Dabei erkundigte sie sich nun schon zum dreiundvierzigsten oder vierundfünfzigsten Mal, ob es ihm auch wirklich gut gehe.
    Sirenen erfüllten die Luft, wurden lauter. Gleich darauf rasten Polizei- und Krankenwagen auf den Stephansplatz. Sanitäter kümmerten sich um die-Verletzten, von denen es zum Glück kaum welche gab. Der Bodybuilder nutzte die Ankunft der Ordnungskräfte, um sich von der Frau zu befreien. Die Wut in seinem Gesicht war nicht zu übersehen. Er erspähte Nicole und kam auf sie zu. Während er Zamorra kurz zunickte, reichte er ihr die Hand. »Vielen Dank für Ihre Hilfe, Missis«, sagte er in Englisch und sein Dialekt wies ihn als Cheesehead aus Wisconsin aus, wie die dortigen Bewohner gerne genannt wurden. »Käseköpfe« gab es eben nicht nur in Holland.
    »Ich heiße Jerry Kretchmer. Sagen Sie einfach Jerry zu mir.«
    »Hallo, Jerry. Ich bin Nicole.« Während sich ein angeregtes Gespräch zwischen den beiden entspann, ging Zamorra zu der sichtlich enttäuscht dastehenden Blondine hinüber, die mit ihrem gelben T-Shirt und dem hellgrünen Rock schlichtweg fürchterlich aussah.
    »Guten Tag, gnädige Frau. Mein Name ist Professor Zamorra.« Er lächelte sie an und reichte ihr die Hand. Sie erwiderte seinen Händedruck und strahlte plötzlich. Kretchmer schien vergessen zu sein.
    »Was verschafft mir die Ehre, schöner Mann? Ich bin übrigens Amber Haggerman, für gute Freunde Amber. Und Sie dürfen mich Amber nennen. Darf ich Sie vielleicht zu einer Melange einladen?«
    »Sie dürfen, Amber. Darf ich Sie dann im Gegenzug fragen, warum die Raben vor Ihnen geflüchtet sind?« Ganz kurz kam ihm der Gedanke, dass es vielleicht an der Parfümwolke lag, die auf diese Entfernung kaum auszuhalten war. »Ach ja, Sie dürfen mich übrigens auch beim Vornamen nennen. Sagen Sie Professor zu mir.«
    Amber Haggerman zögerte. Sie schaute Zamorra an wie eine Kuh bei Gewitter und warf dabei einen interessierten Blick auf das Amulett. Es hing frei über dem roten Hemd. Einen winzig kleinen Moment war überhaupt nichts mehr Lächerliches an ihr.
    »Also gut, Professor, gehen wir eine Melange trinken. Vielleicht erzählen Sie mir ja etwas über dieses hübsche Schmuckstück. Sagen Sie, kann ich es vielleicht kaufen? Es gefällt mir über alle Maßen. Altägyptisch vielleicht?«
    »Unverkäuflich, Amber. Und eher dem merlingischen Zeitalter zuzuordnen. Aber kommen Sie erstmal.« Zamorra hakte sie unter und ging mit ihr zum Café hinüber. Ärztliche Hilfe lehnte er ab. So schlimm hatte es ihn nicht erwischt.
    »Schade, dass ich nicht verletzt bin«, seufzte Amber. »Sonst würde ich mich von diesem hübschen Sanitäter dort vorne erstversorgen lassen. Und vielleicht noch etwas mehr.«
    Sie setzten sich. Gleich darauf kam Nicole dazu und stellte sich vor.
    »Oh, Sie sind verheiratet, Professor? Na wie schade. Sonst hätte ich Ihnen heute Nacht alle nur erdenklichen Freuden der Liebe geboten.«
    Nicole sah die Engländerin irritiert an. Auch Zamorra blickte in diesem Moment nicht besonders intelligent drein. »Äh ja, das wird kaum möglich sein, Amber. Aber um nochmals auf meine Feststellung zurückzukommen: Nicole hat bemerkt, dass die

Weitere Kostenlose Bücher