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0866 - Die Herrin der Raben

0866 - Die Herrin der Raben

Titel: 0866 - Die Herrin der Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Labartu zu beschwören, für gar nicht mal so übel. Was ihm weniger gefiel, war die dilettantische Ausführung. So gelang es Labartu, einer doch eher schwachen Dämonin aus Abbadons Legionen, sich der Macht Theresia Marias zu entziehen und ihr eigenes Süppchen zu kochen. Nicht, dass es ihn gestört hätte, wenn eine neuerliche Pestepidemie Europa überzog. Mit etwas Schwund musste schließlich immer gerechnet werden. Aber nun bestand die Gefahr, dass sich die Hexe nicht wie geplant als Wohltäterin und Retterin in der Not präsentieren konnte. Zumal es Labartu gelungen war, die Raben Theresia Marias für ihre Zwecke einzuspannen. Sobald man die Itaben als Pestbringer identifizierte, war die Gräfin von Waldstein erledigt.
    Der Hexe hilfreich zur Seite zu stehen, dieser Gedanke kam Asmodis indes keinen Moment lang in den Sinn. Sie musste zeigen, was sie konnte. Ansonsten war sie tot. Er war mehr als gespannt, wie sie sich aus dieser Situation wieder herausmanövrieren würde.
    Der Fürst der Finsternis kicherte. Das Lachen verging ihm jedoch recht schnell, als er mitbekam, dass Bruder Franziskus in Wien auftauchte. Ausgerechnet sein besonderer Schützling! Viel zu lange hatte er ihn nicht mehr kontrolliert.
    Was wollte er hier?
    Nun konnte es wirklich gefährlich werden. Es durfte nicht sein, dass sich der Träger von Svantevits viertem Gesicht der sich ausbreitenden Pest aussetzte. Wann und wo das Mönchlein zu sterben hatte, bestimmte nur einer: Asmodis.
    »Hier und jetzt in Wien wird das aber ganz bestimmt nicht sein«, murmelte er und zerquetschte einen Fluch zwischen den Zähnen. »Denn noch ist kein Nachfolger gefunden, auf den Svantevits Geáicht bei deinem Ableben überspringen kann.«
    Es würde einer Katastrophe gleichkommen, wenn Svantevits Flammenfratze den reinen Kräften des »Geheimen Ordens« entkommen konnte.
    Asmodis fürchtete den nicht aus der Hölle stammenden Svantevit wie die Pest - ein netter Vergleich übrigens, wie er fand wollte aber nicht direkt gegen ihn kämpfen, so, wie es Lucifuge Rofocale ihm einst aufgetragen hatte. Er hätte es nicht alleine geschafft. Lieber unterstützte er den »Geheimen Orden« und lenkte unerkannt dessen Geschicke. Und wenn er sich dem jeweiligen Wächter schon einmal zeigen musste, erschien er in Gestalt eines strahlend schönen Engels. Das motivierte die Mönchlein zusätzlich, weil sie sich des himmlischen Beistands gewiss waren. Schon Eskil von Lund hatte von Asmodis-Engel die Order bekommen, den magischen Spiegel zu suchen, den der Höllenfürst als Waffe gegen Svantevit hatte schaffen lassend. [3]
    Zuerst einmal ließ Asmodis den Zisterzienser gewähren. Die Gefahr, dass es ihn erwischte, war noch nicht so groß. Und wenn es geschah, konnte Asmodis rechtzeitig eingreifen.
    Doch dann kam wieder einmal alles ganz anders.
    Es war zum Mäuse melken! Wien war so groß. Welcher LUZIFER-verdammte Wind trieb Bruder Franziskus ausgerechnet in die Arme der herumwandelnden Labartu?
    Der Zisterzienser unterlag. Labartu tötete ihn langsam.
    Plötzlich erschien ein überirdisch schöner Engel auf dem Kampfplatz. Das sanfte Leuchten, das er verstrahlte, nahmen die wenigen Menschen im Freien noch viele Querstraßen weiter wahr. Manche fielen auf die Knie und beteten laut. Gott selbst ging über die Erde, um den Schwarzen Tod wieder von ihnen zu nehmen.
    Von wegen, ihr Schwachköpfe , dachte Asmodis, der diese Gedanken und Gebete am Rande mitbekam. Jetzt geht's erst richtig los…
    Labartu kreischte, als das Licht über sie fiel. Sie ließ den Bruder los, der daraufhin schwer zu Boden krachte.
    Wimmernd und würgend blieb er liegen, die Hände an den Hals gepresst. Trotzdem bekam er nur schwer Luft. Blitzschnell wob Asmodis ein paar Linien in dieselbe. Schlagartig ging es Bruder Franziskus wieder besser.
    Abraham a Sancta Clara fiel auf die Knie und bekreuzigte sich, während Asmodis Labartu in die Hölle zurückschickte. Die neuerlichen Linien, die er in die Luft wob, öffneten ein Dimensionstor. Ein starker Sog setzte ein und zog die kreischende Dämonin so schnell wie ein Geschoss in das rötliche Glosen dahinter. Während sie flog, riss ihr eine starke Kraft den Pestkelch aus der Hand. Er rollte über den Boden und blieb in einer dunklen Ecke liegen.
    Das Tor schloss sich wieder. Unheimliche Stille setzte ein.
    Die Mönche starrten auf den goldgelockten Engel, der ihnen noch einmal unendlich gütig zulächelte und sie dadurch ein wenig an Gottes Allmacht teilhaben

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