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0869 - Leichengift

0869 - Leichengift

Titel: 0869 - Leichengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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an.
    Er sah auch die wenigen Lichter.
    Sollte er dort hingehen und sich seinen Frust von der Seele morden? Nein, das war ihm zu riskant.
    Er wollte nicht unnötig auffallen, er mußte sich etwas anderes einfallen lassen.
    Jim Little kletterte wieder über einen weichen Maschendrahtzaun, blieb nach dem Sprung stehen und sondierte die Umgebung, die ihn schon erstaunte.
    Er stand am Rande eines freien Geländes, das nichts anderes war als ein Parkplatz. Zwei einsame Fahrzeuge waren dort abgestellt worden, aber der Platz selbst gehörte zu dem flachen Gebäude, das links von ihm lag und aussah, als hätte man mehrere Bungalows zusammengestellt, um diese Einheit zu bilden.
    Es war ein Supermarkt!
    Ein Supermarkt also und noch leer, was sich schnell ändern konnte, denn in den Morgenstunden wurden die ersten Frischwaren angeliefert. Komisch, daß mir so etwas einfällt, dachte er. Es gehört wahrscheinlich zu den Strategien, um zu überleben.
    Was gab es in einem derartigen Supermarkt nicht alles zu kaufen! Natürlich Lebensmittel, aber auch andere Dinge wie Spielzeug, Elektrogeräte, Haushaltsartikel und… und… und…
    Auch das fiel ihm ein.
    Jim Little freute sich darüber. Er gab sich einen Ruck, er hatte wieder Mut gefaßt, und er bewegte sich geduckt auf den Supermarkt zu, der noch in tiefer Stille lag.
    Er würde schon eine Möglichkeit finden, um in den Bau zu gelangen.
    An der Vorderseite ging er entlang. Hohe Scheiben, durch die er nicht in das Innere schauen konnte, weil sie mit Plakaten bedeckt worden war, auf denen der Inhaber die Sonderangebote aufführte.
    Am Eingang blieb er stehen. Er drückte mit der Schulter gegen die Glastür, die sich allerdings nicht bewegen ließ und nur ein wenig zitterte. Das war der falsche Weg, um den Bau zu betreten. Es war nicht gut, wenn er irgendwelche Scheiben einschlug. Es mußte noch eine andere Möglichkeit geben, da war es schon besser, wenn er es über das Dach versuchte. Zuvor aber wollte er an der Rückseite nachschauen.
    Er fand den Weg. Es war leicht, denn er brauchte nur der Spitze eines Pfeils nachzugehen, der in eine bestimmte Richtung deutete. Nach links und um die Ecke.
    Er lief so leise wie möglich. Dabei hing ihm die Zunge aus dem Mund. Sie tanzte bei jedem Schritt mit.
    Mit einem Satz sprang er auf eine Verladerampe. Dort blieb er für einen Moment stehen und schaute sich um. Die Schatten lagen noch sehr dicht, aber im Osten war der Himmel bereits heller geworden, und er hörte auch das Brummen eines Motors.
    Sicherlich fuhr der erste Wagen herbei, der frische Lebensmittel brachte. Was tun?
    Die Rampe war lang, das Tor dahinter konnte aufgeschoben werden. Little huschte hin, sah einen Griff und rüttelte daran.
    Das Tor ließ sich nicht bewegen. In diesem Augenblick hörte er Schritte von der linken Seite.
    Innerhalb von Sekunden ließ sich Jim Little etwas einfallen. Er sprang von der Rampe und kroch unter sie. Dort preßte er sich auf den Boden, gerade noch rechtzeitig genug, denn der Wagen fuhr auf den Hof, und das kalte Scheinwerferlicht strich wie dünnes, helles Wasser über den Boden.
    Dann stoppte der Wagen.
    An der Rampe, zum Greifen nah für Jim Little. Der aber blieb hocken, denn er wollte nichts riskieren. Türen wurden geöffnet, zwei Männer stiegen aus und sprachen mit einem dritten, der lachte und sagte: »Na, da bin ich gerade noch rechtzeitig erschienen.«
    »Verspätung gehabt?«
    »Etwas verschlafen.«
    »Kein Wunder bei dem Wetter. Wir haben übrigens alles bekommen, Mr. Graham.«
    »Gut, dann werde ich aufschließen.«
    Jim Little hockte unter der Rampe, rührte sich nicht, lauschte nur den Geräuschen und bekam mit, wie das Schiebetor zur Seite gerollt wurde.
    Zwei Männer hatten in dem Transporter gesessen, den sie mit dem Heck bis dicht an die Rampe herangefahren hatten. Sie hatten die hinteren Ladetüren geöffnet und luden ab. Dabei fluchten sie über ihren Job und über die Schwüle.
    Das hörte auch Graham. Er wollte ihnen Mut machen, indem er erklärte, daß so viel Frischobst nicht geordert worden war. Bei diesem Wetter hielt sich kaum etwas.
    Jim wartete.
    Die Minuten dehnten sich. Er überlegte, ob er nicht an einer anderen Stelle aus seinem Versteck hervorkriechen und in das Lager laufen sollte. Aber dort war das Licht eingeschaltet worden, und in diesem grellen Schein war jede Maus zu sehen.
    So wartete er ab.
    Die Ungeduld stieg parallel mit dem Haß auf die Menschen, die anders aussahen als er. Wut schäumte hoch, sie

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